Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wie ein ZDF-Team Friedrichshafen erlebt
Vier Wochen war ein Reporterteam am See, um die Stadt und Umgebung vorzustellen
FRIEDRICHSHAFEN - Anna Gürth geht langsam auf die Kamera zu. In der Hand hält sie ein Mikro und probt ihre Abschlussmoderation. Die 27-Jährige stellt zusammen mit Filmemacher Manuel Brückl für das Projekt „ZDF in...“Friedrichshafen vor. Vier Wochen lang waren die beiden in Stadt und Umgebung unterwegs, haben mit vielen Menschen gesprochen und mehrere Beiträge zu ganz verschiedenen Themen produziert. Einige davon wurden bereits ausgestrahlt in Sendungen wie „Volle Kanne“, im „Mittagsmagazin“oder im „Länderspiegel“. Zu sehen gibt es die Beiträge zudem in der Mediathek. Es geht darin um „Friedhofshafen“, Bodenseefischer oder nachhaltigen Tourismus. Ein Flug mit dem Zeppelin war natürlich auch Teil des Programms.
An einem ihrer letzten Drehtage sind sie zu Obstbauer Hubert Bernhard nach Kressbronn gefahren, der einen Teil seiner Apfelplantagen mit Solaranlagen überdacht hat. Im fertigen Beitrag soll es um das Thema Energieunabhängigkeit in der Bodenseeregion gehen, sagt Gürth. Der Landwirt hat seinen Part schon hinter sich und zeigt sich sehr zufrieden. „Das war super“, sagt er. Ihn freue es, dass so viele Medien Interesse zeigen und das Projekt auf diese Weise bekannt wird.
Nachdem die Abschlussmoderation zwischen Apfelbäumchen im Kasten ist, erzählen Gürth und Brückl, wie sie die vergangenen Wochen in der zweitgrößten Stadt am
See erlebt haben. „Ich fand mich total freundlich aufgenommen“, sagt Brückl (55). „Das waren sehr arbeitsintensive Wochen, aber es hat sehr viel Spaß gemacht“, so Gürth. „Am schönsten war, dass die Häflerinnen und Häfler sehr freundlich, aufgeschlossen und interessiert waren.“
Brückl kommt aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen und arbeitet als freier Kameramann und Cutter für das ZDF, Anna Gürth ist Redakteurin im baden-württembergischen Landesstudio des ZDF in Stuttgart. Für das Projekt „ZDF in...“schickt der Sender Reporterteams an verschiedene Orte in Deutschland. Erstmals war laut einer ZDF-Mitteilung im Mai 2018 ein Reporterteam vier Wochen ununterbrochen in einer Stadt präsent. Bei „ZDF in Friedrichshafen“handle es sich mittlerweile um die 20. Etappe. Zuletzt war ein Team in Bremerhaven unterwegs.
„Wir wollen damit gezielt auf Städte schauen, die sonst nicht so präsent sind“, erklärt Gürth. Als das Landesstudio in Stuttgart an der Reihe war, fiel die Wahl auf Friedrichshafen. „Das erschien uns vielseitig, direkt am Bodensee gelegen, mit einer starken Industrie und einer interessanten Geschichte.“Redakteurin und Kameramann kannten die Stadt bereits von Besuchen. Gürth hat ihren Bachelor in Konstanz gemacht.
Brückl hat für den SWR in Friedrichshafen gearbeitet, zudem sei sein Bruder hier einige Zeit als Pilot stationiert gewesen.
Gürth und Brückl hatten in den vergangenen vier Wochen ihre Basis in Ferienwohnungen in Fischbach. Alle Beiträge seien zu 100 Prozent am See entstanden, sagt Gürth. Sie seien nach dem Drehen hier auch geschnitten, vertont, mit Musik unterlegt und dann ins ZDF-Studio nach Mainz geschickt worden.
In den ersten drei Tagen seien sie vor allem durch Friedrichshafen gelaufen, hätten von ihrem Vorhaben erzählt und sich unter den Menschen umgehört. Innerhalb von vier Wochen sei es allerdings nicht möglich, alle Themen anzugehen, die ihnen genannt wurden. „Wir haben versucht, die aufzugreifen, die am häufigsten aufkamen“, erklärt Gürth. Mit an erster Stelle: das mangelhafte Nachtleben. Viele junge Menschen hätten ihnen erzählt, dass sie sehr gerne hier leben, sich aber mehr Angebote wünschen würden. Das wollte die 27-jährige Redakteurin überprüfen. Brückl und sie zogen deshalb am Wochenende los – und fanden die Worte der jungen Leute bestätigt.
Filmemacher Brückl bleibt vor allem der Fischer Paul Lachenmeir in Erinnerung, mit dem sie auf den See hinausgefahren sind. „Weil ich selbst als begeisterter Fischesser so wenig über die Hintergründe weiß“, sagt er. Der Flug mit dem Zeppelin sei zwar auch toll gewesen. Aber dabei habe er fast die ganze Zeit gefilmt, wenig Zeit also zum Genießen. Auf einen „Lieblingsdreh“will sich seine Kollegin nicht festlegen. „Am meisten hat mich bewegt, dass wir so viele Menschen getroffen haben, die sich so leidenschaftlich für ihre Stadt einsetzen.“