Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tettnangs Chancen sind gestiegen
Montfortstädterinnen müssen für den Oberligaverbleib nur noch ein Team überholen
TETTNANG - „Spannend“– so beschreibt Karin Rasch-Boos den Abstiegskampf in der FrauenfußballOberliga Baden-Württemberg. Die Sportliche Leiterin und Co-Trainerin des TSV Tettnang ist dabei durchaus froh, dass ihre Mannschaft noch sehr ernsthaft in der Verlosung ist. Nach dem 2:1-Erfolg gegen Schlusslicht TSV Lustnau am vergangenen Samstag sind die Montfortstädterinnen am SV Gottenheim vorbeigezogen und belegen nun den ersten Abstiegsplatz. Die Chancen auf den Klassenerhalt sind somit gestiegen, doch den Klassenerhalt in eigener Hand hat der ein Punkt bessere TV Derendingen auf Rang neun.
Natürlich ist die Lage für Tettnang aber nicht die leichteste. Für den Nichtabstieg braucht es entsprechende Ergebnisse auf den anderen Plätzen – und das kostet Nerven. Das war schon am vergangenen Samstag zu beobachten, als sofort die Handys gezückt wurden, um die anderen Resultate und die Tabelle zu checken. Es lief nicht alles nach Wunsch, denn Amicitia Viernheim sicherte mit einem 2:1-Sieg bei Alemannia Freiburg-Zähringen den aufgrund der guten Tordifferenz praktisch den Klassenerhalt. Aber dass der SV Gottenheim mit 0:2 beim FSV Waldebene Stuttgart-Ost verlor und der TV Derendingen nicht über ein 0:0 beim FV Löchgau hinauskam, sorgte für Freude und dafür, dass Tettnang am letzten Spieltag nur noch auf einen anderen Platz blicken muss.
Angewiesen sind die Montfortstädterinnen auf die Schützenhilfe des Zweiten TSV Neckarau, der am kommenden Sonntag um 14 Uhr beim TV Derendingen antritt. Nur bei einem Unentschieden oder einer Niederlage Derendingens hat Tettnang die Möglichkeit, auf den ersten Nichtabstiegsplatz zu klettern. Voraussetzung dafür ist natürlich ein eigener Sieg in Viernheim (Sonntag, 14 Uhr).
Damit dieser gelingen kann, muss sich Tettnang allerdings erheblich steigern. Gegen Lustnau zeigten die Montfortstäderinnen im heimischen Riedstadion eine wenig berauschende Leistung. „Mit dem Auftritt reicht es nicht“, betonte Tettnangs Trainer Manuel Prinz. Für ihn zählte am Ende letztlich aber nur der Sieg. Den gab es nach Toren von Alicia Serafini (30., Elfmeter) und Simone Birkle (48.), die mit 17 Treffern die Torjägerliste in der Oberliga anführt. Für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgte Fabienne Limberger (41.). Zum Sieg beigetragen hat eine offensivere Umstellung zur Halbzeitpause. Prinz stellte auf Dreierkette um und brachte die erfahrene 35-jährige Angreiferin Tamara Holzberger. Das zahlte sich aus: Tettnang kam mit viel Druck aus der Kabine, traf zum 2:1 und hatte noch ein paar weitere gefährliche Aktionen. Holzberger erzielte nach Birkles uneigennützigem Zuspiel das 3:1 (67.) in ihrem letzten Heimspiel vor dem Karriereende – aber Schiedsrichterin Svenja Guth gab dem Tor wegen Abseits keine Anerkennung. „Ich habe gewartet“, sah sich Holzberger hinter dem Ball und damit nicht im Abseits. Doch einen Vorwurf machte sie Guth nicht. „Es ist schwierig ohne Assistentin“, so Holzberger. Danach lief das Spiel nahezu ohne Toraktionen aus, und weil die Tettnangerinnen einen Lattenschuss von Lustnau ohne Gegentor überstanden (79.), sicherten sie sich drei wichtige Punkte.
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und das Endspiel erspielt“, freute sich Prinz. In Viernheim erwartet er keinen Gegner, der nach dem geschafften Klassenerhalt abschenkt. „Ich glaube auch, dass sie Sportsgeist zeigen und alles geben. In der Oberliga sind die Mannschaften so, dass sie gewinnen wollen“, so Prinz, der Viernheim als offensivstarke Mannschaft mit einer „verletzlichen“Defensive beschreibt. Ein Sieg genügt aus der Sicht vom TSVCoach für den Ligaverbleib. „Neckarau wird punkten“, meinte Prinz.
Ob dann Holzberger wieder im Kader steht, ist noch offen. „Der Reiz ist schon da, wenn man helfen kann“, sagte Holzberger, die altersbedingt nach dieser Saison aufhört. Als Mutter hat sie aber auch Verpflichtungen, sodass sie nicht weiß, ob sie die weite Auswärtsreise (rund 330 Kilometer) mit antreten und das Team mit ihrer Routine unterstützen kann. So oder so hofft die 35-Jährige aber, dass die junge Mannschaft mit mehr Lockerheit in Viernheim spielt. „Es war tatsächlich nicht befreit. Es ist schon so, dass das Selbstvertrauen fehlt und die meisten sehr auf das eigene Spiel fokussiert sind“, beobachtete Holzberger im Spiel gegen Lustnau. Sie selbst war die vergangenen 20 Jahre beim TSV Tettnang aktiv und wünscht dem Verein natürlich den Oberliga-Klassenerhalt, da er den Spielerinnen aus der Jugend eine gute Perspektive bieten würde. Die Entscheidung darüber fällt am letzten Spieltag.
Oberliga, 25. Spieltag:
TSV Tettnang – TSV Lustnau 2:1 (1:1). – Tore: 1:0 Alicia Serafini (30., Foulelfmeter), 1:1 Fabienne Limberger (41.), 2:1 Simone Birkle (48.) – Schiedsrichterin: Svenja Guth – TSV: Gamper, Heilig (45. Kiesel), Loitz, Friedrich, Reiner (70. Friedel), Serafini, Marschall (45. Holzberger), Kaiser (85. Knoll), Köger, Birkle, Brinz.