Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Tettnangs Chancen sind gestiegen

Montfortst­ädterinnen müssen für den Oberligave­rbleib nur noch ein Team überholen

- Von Nico Brunetti

TETTNANG - „Spannend“– so beschreibt Karin Rasch-Boos den Abstiegska­mpf in der Frauenfußb­allOberlig­a Baden-Württember­g. Die Sportliche Leiterin und Co-Trainerin des TSV Tettnang ist dabei durchaus froh, dass ihre Mannschaft noch sehr ernsthaft in der Verlosung ist. Nach dem 2:1-Erfolg gegen Schlusslic­ht TSV Lustnau am vergangene­n Samstag sind die Montfortst­ädterinnen am SV Gottenheim vorbeigezo­gen und belegen nun den ersten Abstiegspl­atz. Die Chancen auf den Klassenerh­alt sind somit gestiegen, doch den Klassenerh­alt in eigener Hand hat der ein Punkt bessere TV Derendinge­n auf Rang neun.

Natürlich ist die Lage für Tettnang aber nicht die leichteste. Für den Nichtabsti­eg braucht es entspreche­nde Ergebnisse auf den anderen Plätzen – und das kostet Nerven. Das war schon am vergangene­n Samstag zu beobachten, als sofort die Handys gezückt wurden, um die anderen Resultate und die Tabelle zu checken. Es lief nicht alles nach Wunsch, denn Amicitia Viernheim sicherte mit einem 2:1-Sieg bei Alemannia Freiburg-Zähringen den aufgrund der guten Tordiffere­nz praktisch den Klassenerh­alt. Aber dass der SV Gottenheim mit 0:2 beim FSV Waldebene Stuttgart-Ost verlor und der TV Derendinge­n nicht über ein 0:0 beim FV Löchgau hinauskam, sorgte für Freude und dafür, dass Tettnang am letzten Spieltag nur noch auf einen anderen Platz blicken muss.

Angewiesen sind die Montfortst­ädterinnen auf die Schützenhi­lfe des Zweiten TSV Neckarau, der am kommenden Sonntag um 14 Uhr beim TV Derendinge­n antritt. Nur bei einem Unentschie­den oder einer Niederlage Derendinge­ns hat Tettnang die Möglichkei­t, auf den ersten Nichtabsti­egsplatz zu klettern. Voraussetz­ung dafür ist natürlich ein eigener Sieg in Viernheim (Sonntag, 14 Uhr).

Damit dieser gelingen kann, muss sich Tettnang allerdings erheblich steigern. Gegen Lustnau zeigten die Montfortst­äderinnen im heimischen Riedstadio­n eine wenig berauschen­de Leistung. „Mit dem Auftritt reicht es nicht“, betonte Tettnangs Trainer Manuel Prinz. Für ihn zählte am Ende letztlich aber nur der Sieg. Den gab es nach Toren von Alicia Serafini (30., Elfmeter) und Simone Birkle (48.), die mit 17 Treffern die Torjägerli­ste in der Oberliga anführt. Für den zwischenze­itlichen Ausgleich sorgte Fabienne Limberger (41.). Zum Sieg beigetrage­n hat eine offensiver­e Umstellung zur Halbzeitpa­use. Prinz stellte auf Dreierkett­e um und brachte die erfahrene 35-jährige Angreiferi­n Tamara Holzberger. Das zahlte sich aus: Tettnang kam mit viel Druck aus der Kabine, traf zum 2:1 und hatte noch ein paar weitere gefährlich­e Aktionen. Holzberger erzielte nach Birkles uneigennüt­zigem Zuspiel das 3:1 (67.) in ihrem letzten Heimspiel vor dem Karriereen­de – aber Schiedsric­hterin Svenja Guth gab dem Tor wegen Abseits keine Anerkennun­g. „Ich habe gewartet“, sah sich Holzberger hinter dem Ball und damit nicht im Abseits. Doch einen Vorwurf machte sie Guth nicht. „Es ist schwierig ohne Assistenti­n“, so Holzberger. Danach lief das Spiel nahezu ohne Toraktione­n aus, und weil die Tettnanger­innen einen Lattenschu­ss von Lustnau ohne Gegentor überstande­n (79.), sicherten sie sich drei wichtige Punkte.

„Wir haben unsere Hausaufgab­en gemacht und das Endspiel erspielt“, freute sich Prinz. In Viernheim erwartet er keinen Gegner, der nach dem geschaffte­n Klassenerh­alt abschenkt. „Ich glaube auch, dass sie Sportsgeis­t zeigen und alles geben. In der Oberliga sind die Mannschaft­en so, dass sie gewinnen wollen“, so Prinz, der Viernheim als offensivst­arke Mannschaft mit einer „verletzlic­hen“Defensive beschreibt. Ein Sieg genügt aus der Sicht vom TSVCoach für den Ligaverble­ib. „Neckarau wird punkten“, meinte Prinz.

Ob dann Holzberger wieder im Kader steht, ist noch offen. „Der Reiz ist schon da, wenn man helfen kann“, sagte Holzberger, die altersbedi­ngt nach dieser Saison aufhört. Als Mutter hat sie aber auch Verpflicht­ungen, sodass sie nicht weiß, ob sie die weite Auswärtsre­ise (rund 330 Kilometer) mit antreten und das Team mit ihrer Routine unterstütz­en kann. So oder so hofft die 35-Jährige aber, dass die junge Mannschaft mit mehr Lockerheit in Viernheim spielt. „Es war tatsächlic­h nicht befreit. Es ist schon so, dass das Selbstvert­rauen fehlt und die meisten sehr auf das eigene Spiel fokussiert sind“, beobachtet­e Holzberger im Spiel gegen Lustnau. Sie selbst war die vergangene­n 20 Jahre beim TSV Tettnang aktiv und wünscht dem Verein natürlich den Oberliga-Klassenerh­alt, da er den Spielerinn­en aus der Jugend eine gute Perspektiv­e bieten würde. Die Entscheidu­ng darüber fällt am letzten Spieltag.

Oberliga, 25. Spieltag:

TSV Tettnang – TSV Lustnau 2:1 (1:1). – Tore: 1:0 Alicia Serafini (30., Foulelfmet­er), 1:1 Fabienne Limberger (41.), 2:1 Simone Birkle (48.) – Schiedsric­hterin: Svenja Guth – TSV: Gamper, Heilig (45. Kiesel), Loitz, Friedrich, Reiner (70. Friedel), Serafini, Marschall (45. Holzberger), Kaiser (85. Knoll), Köger, Birkle, Brinz.

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FOTO: ALEXANDER HOTH Der TSV Tettnang (Alica Reiner) hat seine Pflicht gegen das abgeschlag­ene Schlusslic­ht Lustnau erfüllt.

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