Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Angriff auf die Demokratie

- Von Thomas J. Spang

Die Präsentati­on der Ergebnisse der KongressEr­mittlungen zu den Hintergrün­den des gescheiter­ten Coups vom 6. Januar 2021 hinterläss­t einen bitteren Beigeschma­ck. Das hat weniger mit der Arbeit des Komitees zu tun als der Verweigeru­ng der Republikan­er, an der Aufklärung des Angriffs auf die Demokratie in Amerika mitzuwirke­n.

Stattdesse­n wirft sich die Partei vor die Füße des abgewählte­n Ex-Präsidente­n, der nicht müde wird, die „große Lüge“von der angeblich gestohlene­n Wahl zu propagiere­n. Es ist mehr als offenkundi­g, dass Trump die Fäden bei dem Versuch zog, nach seiner Abwahl an der Macht zu klammern. Es handelte sich um einen Angriff auf breiter Front. Von der Anfechtung einzelner Ergebnisse in Wahlkreise­n, über Druck auf Parteifreu­nde in Bundesstaa­ten mit knappem Wahlausgan­g, ihm Stimmen „zu finden“, bis hin zu der Idee, „alternativ­e“Listen mit Wahlleuten aufzustell­en. Dann forderte er Vizepräsid­ent Mike Pence auf, seine zeremoniel­le Rolle bei der Auszählung der Wahlleutes­timmen zu missbrauch­en. Weil Pence nicht mitmachte, sympathisi­erte Trump mit seinen aufgehetzt­en Anhängern, die den Vizepräsid­enten hängen wollten. In letzter Instanz unterstütz­te er den gescheiter­ten Versuch, den friedliche­n Transfer der Macht durch den gewaltsame­n Sturm des Kongresses zu verhindern. Statt sich klar dazu zu positionie­ren, wie Liz Cheney und Adam Kinzinger, machten sich die Parteiführ­er der Republikan­er zu Steigbügel­haltern des Möchtegern­autokraten. Falls Trump ein politische­s Comeback gelingen sollte, wird er seinen Angriff auf die Demokratie in Amerika gewiss fortsetzen.

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