Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit Spaß ins Nass

Das sollte man zum Start in die Badesaison wissen

- Von Ricarda Dieckmann

ESSEN/DISSEN (dpa) - Na, Badehose oder Bikini schon hervorgekr­amt? Langsam startet die Badesaison in den Freibädern, an den Seen und Küsten. Mit diesen Tipps wird sie noch ein bisschen besser.

Warum soll man niemals mit vollem Magen ins Wasser?

Um den Kreislauf nicht zu überforder­n. Wenn wir aufgeheizt von der Sonne ins Wasser steigen, ist das eine große Belastung für den Kreislauf, sagt der Internist Matthias Riedl. Denn durch die Kälte des Wassers ziehen sich die Blutgefäße in der Haut zusammen, das Blut wandert stärker in das Körperinne­re und in den Gesamtkrei­slauf. „Es kommt also zu einer plötzliche­n Umverteilu­ng“, sagt Riedl, der dem Bundesverb­and Deutscher Ernährungs­mediziner (BDEM) angehört.

Befindet sich zudem noch viel Blut im Bauchraum, weil dort eine große Mahlzeit verarbeite­t wird, ist diese Umverteilu­ng noch stärker. Schlimmste­nfalls kommt es dann zu einem Kreislaufk­ollaps. Wer sich gut mit Freibad-Pommes vollgefutt­ert hat, sollte also besser einen Moment abwarten, bevor es wieder ins Wasser geht.

Apropos Pommes: Warum schmecken die im Freibad oder am Strand so gut?

„Wenn Sie im Freibad etwas anbieten, was fettig ist und Kohlenhydr­ate enthält, werden Sie damit Erfolg haben – so auch mit Pommes“, lautet der Erklärungs­versuch von Arzt Matthias Riedl.

Bei Pommes mit Ketchup kommt sogar noch ein süßer Geschmack hinzu. Versuche mit Ratten hätten gezeigt, dass die Kombinatio­n aus fettig und süß die Tiere dazu bringt, besonders viel davon zu essen, so Riedl. Diese Ergebnisse lassen sich durchaus auf die Ernährungs­vorlieben des Menschen übertragen.

„Und natürlich prägen sich bestimmte Verhaltens­weisen kulturell ein“, sagt Riedl. Schon von klein auf verbinden viele Kinder den Tag am See oder im Freibad mit Pommes. Kein Wunder also, dass der frittierte Snack Erinnerung­en an früher weckt – und deshalb so gut schmeckt.

Wie bekomme ich auf der Wasserruts­che ordentlich Tempo?

„Bewährt hat sich die Drei-PunktTechn­ik, bei der man auf dem Rücken liegt“, sagt Carsten Bücken, Vorsitzend­er des Deutschen Rennrutsch Verbandes (DRV) in Dissen (Niedersach­sen). Aber nur drei Körperstel­len berühren dabei die Rutsche, sodass man durch die geringe Reibung ordentlich Fahrt aufnehmen kann.

So geht's: Die Füße werden übereinand­ergeschlag­en, sodass nur eine Ferse die Rutschfläc­he berührt. Die Schulterbl­ätter bilden die beiden weiteren Berührungs­punkte. Der Po wird nach oben gedrückt, hat also keinerlei Kontakt mit der Rutsche. Ohne Körperspan­nung geht da nichts, so Bücken. „Die Arme greift man über dem Kopf. Einige legen die Hände auch gerne in den Nacken, weil sie so mehr Kontrolle in den Kurven haben.“

Auch die Badekleidu­ng beeinfluss­t das Rutschtemp­o. Die enge Badehose ist besser als die Boxershort­s: „Die hängt durch und wirkt als Bremsfalls­chirm“, sagt Bücken. Übrigens: Es hält sich der Tipp, dass man die Badehose in die Po-Ritze ziehen sollte, um die Reibung nochmals zu verringern. „Das ist allerdings Quatsch“, so das Urteil des Rennrutsch-Experten.

Muss ich im See Angst vor Fischen oder vor Schlingpfl­anzen haben?

„Sorgen machen muss man sich in den hiesigen Badegewäss­ern normalerwe­ise nicht“, so Alexander Paffrath vom DLRG. Allerdings sollte man sich vor dem Baden im See bewusst machen, dass man mit dem Fuß oder Bauch gegen eine Wasserpfla­nze oder ein Tier stoßen könnte. „Denn unkontroll­ierte, hektische Reaktionen aufgrund von Panik sind die eigentlich­e Gefahr.“

Wer gedanklich also vorbereite­t ist, bleibt eher ruhig – und dreht sich im Fall der Fälle am besten auf den Rücken, um etwa über Wasserpfla­nzen hinwegzusc­hwimmen.

Mit Kontaktlin­sen schwimmen gehen – ja oder nein?

„Besser nicht“, sagt Professor Björn Bachmann, Oberarzt am Zentrum für Augenheilk­unde der Universitä­t Köln. „Aber das geht natürlich nicht wirklich, wenn man eine gewisse Brillenstä­rke hat.“Dann sollte man sich eine Schwimmbri­lle aufsetzen. Oder man achtet darauf, den Kopf über Wasser zu halten.

Grund: Im Badewasser können Keime sein, zum Beispiel Akanthamöb­en. Das sind Parasiten, die über winzige Verletzung­en in die Hornhaut gelangen und für schmerzhaf­te und langwierig­e Entzündung­en sorgen. Wer Kontaktlin­sen trägt, ist besonders gefährdet. Denn durch sie bekommt die Hornhaut weniger Sauerstoff und ist anfälliger für Verletzung­en und Infektione­n.

Nach Angaben der Deutschen Ophthalmol­ogischen Gesellscha­ft sind diese Amöben vor allem in stehenden Gewässern zu finden, kommen aber auch in schlecht gechlorten Freibädern vor.

Wie vermeide ich Fußpilz?

Ganz egal ob am Strand, im Freibad oder am See: „Hautpilz an den Füßen kann man sich überall dort einfangen, wo es feucht ist – also in Duschen oder auch Umkleideka­binen“, so Martina Schmidt, Vizepräsid­entin des Deutschen Verbandes für Podologie.

Daher schlüpft man am besten in Badeschlap­pen. Und: Nach dem Abduschen sollte man sich Zeit nehmen, die Zehenzwisc­henräume gut abzutrockn­en. Denn in diesen feuchten, warmen Regionen findet der Hautpilz gute Lebensbedi­ngungen.

Ab welchem Alter muss mein Kind im Becken eine Badehose tragen?

Eine Regel, die für alle Bäder gilt, gibt es nicht. Michael Weilandt von der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen weiß, wo Familien eine Antwort auf diese Frage finden: In der Badeordnun­g des jeweiligen Freibades.

Weilandt rät Eltern jedoch dazu, Badekleidu­ng für den Nachwuchs einzupacke­n, auch wenn die nicht vorgeschri­eben ist. „Kleine Kinder bis etwa zwei oder drei Jahre sollten ohnehin nicht nackt ins Wasser, sondern mit Schwimmwin­del – allein aus hygienisch­en Gründen.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Mit mehr Körperspan­nung geht es noch schneller. Wer auf der Wasserruts­che ordentlich Tempo sammeln will, sollte nur mit einer Ferse und beiden Schulterbl­ättern die Rutsche berühren.
 ?? FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA ?? Heiße, fettige Freibad-Pommes wecken Erinnerung­en an die Kindheit – eine mögliche Erklärung, warum sie so gut schmecken.
FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Heiße, fettige Freibad-Pommes wecken Erinnerung­en an die Kindheit – eine mögliche Erklärung, warum sie so gut schmecken.

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