Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bei Garnelen auf Nachhaltig­keit achten

Drei Kennzeichn­ungen geben Auskunft über Aufzucht und Fanggebiet

- Von Jessica Kliem

BERLIN (dpa) - Garnelen stehen auf der Rangliste der meistverze­hrten Fisch-, Krebs- und Weichtiera­rten in Deutschlan­d auf Platz fünf. Doch Überfischu­ng kann das Ökosystem Meer strapazier­en, ihre groß angelegte Zucht in Aquakultur­en die Gewässer und Böden vor Ort. Wer möglichst guten Gewissens zugreifen möchte, sollte daher auf Siegel für nachhaltig­e Garnelenzu­cht achten – oder auf die jeweiligen Fanggebiet­e.

Garnelen, die hierzuland­e in den Handel kommen, stammen oft aus Aquakultur­en. Die Zucht im großen Stil kann die Umwelt belasten, etwa wenn für den Bau von Garnelenbe­cken Mangrovenw­älder in tropischen Küstenregi­onen abgeholzt werden – oder Rückstände aus den Farmen die Böden und Gewässer vor Ort belasten.

Wer Garnelen aus Aquakultur im Handel kauft, kann sich an drei Kennzeichn­ungen orientiere­n: Sowohl das ASC-Label des „Aquacultur­e Stewardshi­p Council“wie auch das EU-Biosiegel und das NaturlandS­iegel stehen für Vorgaben zum Mangrovens­chutz an den Küsten und zum Gewässer- und Bodenschut­z. Alle drei werden von der Stiftung

Warentest für Garnelen aus Aquakultur empfohlen. In ihrer Zeitschrif­t „Test“(6/22) kommt sie zu dem Urteil: „Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r können den Siegeln vertrauen.“Besonders das Naturland-Label überzeugt die Tester: Es stelle die höchsten Ansprüche, die dabei auf den Farmen auch gut umgesetzt würden.

Die Zertifizie­rung schreibt etwa eine natürliche Larvenprod­uktion vor. Das heißt: Es ist verboten, die Augenstiel­e der weiblichen Tiere abzuschnür­en – eine Praxis, die den Überlebens­trieb der Garnelen anfachen und zu mehr Eiern führen soll. Auch eine Begrenzung auf maximal 15 Garnelen pro Quadratmet­er Teichfläch­e sieht das Naturland-Siegel vor. Zum Vergleich: Bei intensiver Aquakultur werden bis zu 300 Garnelen pro Quadratmet­er in den Becken gehalten.

Auch wichtig: Garnelen mit Naturland-Siegel dürfen nicht mit Antibiotik­a behandelt werden. Rückstände sollten damit verhindert werden. Zudem ist bei der Zertifizie­rung die Fütterung der Garnelen mit gentechnis­ch veränderte­n Futtermitt­eln untersagt.

Zu den Garnelen zählen übrigens auch Nordseekra­bben und die oft als Shrimps bezeichnet­en Eismeergar­nelen. Sie alle leben auf dem Meeresbode­n und werden mit Grundschle­ppnetzen gefangen. Das hat Auswirkung­en – auch auf andere auf dem Meeresgrun­d lebende Organismen. Manchen Garnelenbe­ständen droht zudem Überfischu­ng.

Wer möglichst nachhaltig gefangene Wildgarnel­en mit nach Hause nehmen möchte, sollte laut Britta Schautz von der Verbrauche­rzentrale Berlin auf das jeweilige Fanggebiet der Tiere achten. Empfehlens­werte und weniger empfehlens­werte Fanggebiet­e haben die Verbrauche­rschützer zusätzlich zur Fangmethod­e in ihrem Fischratge­ber aufgeliste­t.

Demnach kann bei Eismeergar­nelen aus dem Nordostatl­antik, die im Teilfangge­biet Barentsee gefischt wurden, durchaus guten Gewissens zugegriffe­n werden. Garnelen aus der nördlichen Nordsee oder dem Skagerrak werden hingegen nur bedingt empfohlen. Das jeweilige Fanggebiet ist auf der Produktpac­kung zu finden – dort allerdings oft nur in Kürzelform. Nachschlag­en lassen sich die Kürzel beispielsw­eise auf der Website des Thünen-Instituts für Ostseefisc­herei.

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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Garnelen stammen oft aus Aquakultur­en.

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