Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vier Deutsche nach Brand am Ballermann aus U-Haft entlassen

Acht weitere Männer aus Münster sitzen jedoch noch immer auf Mallorca im Gefängnis – Ihre Hoffnungen liegen auf Zeugenauss­agen und einem Gutachten

- Von Jan-Uwe Ronneburge­r

PALMA (dpa) - Es war schon später Abend auf Mallorca, als sich die Gefängnist­üren endlich für die vier jungen Deutschen öffneten. Zweieinhal­b Wochen hatten sie statt am Strand im Gefängnis der Hauptstadt Palma in Untersuchu­ngshaft gesessen. Der Abschied am Dienstag von acht ihrer Freunde, die weiter hinter Gittern bleiben müssen, dürfte schwergefa­llen sein. Insgesamt 13 junge Deutsche aus dem Raum Münster, die in den Medien auch als „Kegelbrüde­r“bezeichnet werden, verdächtig­t die spanische Justiz der Brandstift­ung. Einer war schon zuvor ohne Auflagen freigelass­en worden, weil er zur Zeit des Feuers unter der Dusche stand.

Den Deutschen wird vorgeworfe­n, am 20. Mai einen Brand in der Nähe des Ballermann­s ausgelöst zu haben. Sie hätten vom Balkon ihrer Hotelzimme­r brennende Kippen und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse einer darunterli­egenden Gaststätte geworfen. Das Dach fing Feuer und zwei Gaststätte­n, eine Wohnung und Teile des Restaurant­s wurden beschädigt. Zwei Menschen erlitten leichte Verletzung­en. Die jungen Leute bestreiten den Vorwurf der Brandstift­ung.

Eigentlich hatte ein Richter der Freilassun­g der vier schon am vergangene­n Donnerstag zugestimmt, allerdings gegen Zahlung einer Kaution von 12 000 Euro pro Person. Dieses Geld, das am Freitag von Deutschlan­d aus überwiesen wurde, traf wegen der Pfingstfei­ertage aber erst am Dienstag bei der Justiz in Mallorca ein, wie die „Mallorca Zeitung“berichtete. Bei den anderen acht Deutschen hatte der Richter eine Freilassun­g auch gegen Kaution abgelehnt. Wie lange die Ermittlung­en dauern und ob es zu einer Anklage kommt, war unklar. U-Haft kann in Spanien bis zu vier Jahre dauern.

Die jungen Deutschen erhielten dieser Tage Besuch von zwei Seelsorger­n und einem Vertreter des deutschen Konsulats, wie der WDR berichtete. Medienberi­chten zufolge handelt es sich bei den Tatverdäch­tigen um Männer im Alter zwischen 24 und 29 Jahren, die einem Kegelclub aus Münster angehören.

Der Anwalt der Deutschen hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die Familien der Urlauber auch die 500 000 Euro für die Solidarhaf­tung zusammenge­legt hätten. Damit wollten sie ihre Bereitscha­ft zur Kooperatio­n bekräftige­n, schrieb Anwalt Raban Funk aus dem niedersäch­sischen

Stolzenau in einer Mitteilung. Die Summe hatte der spanische Untersuchu­ngsrichter für die Begleichun­g von Schäden durch das Feuer im Falle einer Verurteilu­ng festgesetz­t. Der Anwalt teilte mit, ein von der spanischen Ermittlung­sbehörde in Auftrag gegebenes Gutachten zur Entstehung des Brandes liege noch nicht vor. Dieses Gutachten werde aber „weitere, objektiv entlastend­e Momente offenbaren“, schrieb der Anwalt. Die „Mallorca Zeitung“schrieb, der Ermittlung­srichter habe auch weitere Zeugenanhö­rungen angesetzt, von denen sich die deutsche seite eine Klärung der Brandursac­he erhofft.

 ?? FOTO: DPA ?? 13 deutsche Urlauber verdächtig­t die spanische Justiz der Brandstift­ung am Ballermann auf Mallorca.
FOTO: DPA 13 deutsche Urlauber verdächtig­t die spanische Justiz der Brandstift­ung am Ballermann auf Mallorca.

Newspapers in German

Newspapers from Germany