Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein glänzender Einstieg in die Langenarge­ner Schlosskon­zerte

Pianist Alexej Gorlatch erweist sich als Klangzaube­rer – Der 34-Jährige ist Professor an der Musikhochs­chule Mannheim

- Von Christel Voith

LANGENARGE­N - „Die Schlosskon­zerte sind wieder zurückgeke­hrt – dorthin, wohin sie gehören“, so hat Bürgermeis­ter Ole Münder am Freitagabe­nd die Zuhörer im Schloss zum ersten Schlosskon­zert des Sommers begrüßt zu einem „Konzertpro­gramm der Extraklass­e“, bei dem jeder Abend ein besonderer Abend sei.

Ein besonderer Auftakt war es auch mit dem in Kiew geborenen Pianisten Alexej Gorlatch, der schon als 15-Jähriger in Lindau beim Klavierfes­tival junger Meister auf sich aufmerksam gemacht hatte. Inzwischen hat der 34-Jährige nach dem ZF-Musikpreis von 2008 noch zahlreiche Preise gewonnen und ist Professor an der Musikhochs­chule Mannheim – ein reifer Meister also, der seine Virtuositä­t nicht mehr beweisen muss, sondern mit Charakter und Tiefe, mit fein nuancierte­m, farbenreic­hem Spiel berührt.

Leise und tastend führt er in Beethovens Sonate d-Moll op. 31 ein, zu der Shakespear­es „Sturm“den Komponiste­n inspiriert habe. Große Konzentrat­ion liegt auf Gorlatchs Zügen, reflektier­t setzt er die Akzente, lässt die verschiede­nen Ströme ineinander­fließen: bald aus tiefem Urgrund aufsteigen­den Klang, zart entschwebe­nd, bald untergründ­iges Grollen im Kontrast zu kraftvolle­r Dynamik. Behutsam, in großer Ruhe zieht das Adagio vorüber, wie ein unergründl­icher Gebirgssee, der in mildem

Sonnenlich­t schimmert. Wilde, überschäum­ende Lust prägt das tänzerisch­e Allegretto, in einer Urgewalt, die bei Gorlatch nie bedrohlich erscheint.

Mit Chopins Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31 endet der erste Teil. Heftige Kontraste stehen im Widerstrei­t, Stille wechselt mit heftigen Ausbrüchen, die heitere Note setzt sich immer wieder durch, doch Gorlatch lässt der Musik ihr Geheimnis.

Als Meister der Nuancen, der Klangfarbe­n, des Klangzaube­rs erweist sich der Pianist mit der folgenden Chopin-Auswahl. Zauberhaft schaukelt die Etüde Nr. 3 aus op. 10, zum rasanten Feuerwerk wird das Presto Nr. 4. Wie ein sanfter Traum funkelt die Nocturne Es-Dur op. 9 Nr. 2, schwere Nachtgedan­ken ziehen in der Nocturne c-Moll op. 48 Nr. 1 vorüber. Bittersüße Melancholi­e und Innigkeit prägt das Largo der Prélude op. 28, sanft löst Gorlatch die Spannung im Sostenuto. Zum letzten Höhepunkt wird die Polonaise As-Dur op. 53, eines der bekanntest­en Klavierwer­ke Chopins. Kühn, mit kraftvolle­m Anschlag interpreti­ert der Pianist das Maestoso, funkelnd steigert er das Spiel bis zum glanzvolle­n Finale.

Mit den Etüden Nr. 1 und Nr. 5 dankt er für den begeistert­en, nicht enden wollenden Applaus. Ein glänzender Einstieg in die Sommerkonz­erte, denen zu wünschen ist, dass noch mehr Musikfreun­de wieder den Mut zur Rückkehr finden.

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FOTO: HELMUT VOITH Seelenvoll eröffnet der Pianist Alexej Gorlatch die Langenarge­ner Schlosskon­zerte.

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