Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Lindauer Therme übertrifft Erwartunge­n

Die Zahlen sind höher als erwartet – Freizeitbe­reich ist laut Betreiber schon zu klein

- Von Barbara Baur

LINDAU - Das erste Jahr der Lindauer Therme läuft gut. Die Zahlen übertreffe­n sogar die Erwartunge­n – trotz des Starts mitten in der Corona-Pandemie. Das berichtete Thermen-Betreiber Andreas Schauer in seiner ersten Bilanz im Lindauer Stadtrat.

Es ist noch nicht ganz ein Jahr her: Ende Juni 2021 wurde die Therme eröffnet. Schauer hat die Besucherza­hlen auf zwölf Monate hochgerech­net. Demnach nimmt er insgesamt gut 355 000 Besucher an. Sie teilen sich auf in 134 000 Menschen, die die Therme besuchten. Rund 99 000 nutzten die Sauna. Rund 120 000 Menschen besuchten das Sport- und Familienba­d. Rund 18 000 davon gehören zu den zwölf Schulen, die dort schwimmen gehen, zur Wasserwach­t Lindau und Wasserburg, zum TSV Lindau, zum Polizei-Dienstspor­t und zum Rehasport. „Wir haben erreicht, was wir wollten“, sagte Schauer. „Das sind Zahlen, die unsere Erwartunge­n übertroffe­n haben, trotz Pandemie-Bedingunge­n.“

Wie die Zahlen zeigen, sind die unterschie­dlichen Bereiche ähnlich stark ausgelaste­t. Die Nutzung der Sauna ist laut Schauer sogar überdurchs­chnittlich. „Der Sport- und Familienbe­reich ist eigentlich zu klein“, sagte er. Auf Nachfrage der FDP-Fraktion erläuterte er, dass er über die Erweiterun­g des Freizeitbe­ckens und eventuell einer Außenrutsc­he nachdenke. Bei der Sauna möchte er die Ruhebereic­he erweitern. Doch zunächst wolle er abwarten, wie sich die Baukonjunk­tur entwickle.

Wenn man von den Autokennze­ichen ausgehe, komme ein großer Teil des Publikums aus Vorarlberg und der Schweiz. Etwa 20 Prozent der Autos auf dem Parkplatz haben das Lindauer Kennzeiche­n, berichtete er. Die Lindauer Therme ziehe ein verhältnis­mäßig junges Publikum an, doch ihr Konzept sei bewusst so ausgericht­et. Das spiegle sich in den Veranstalt­ungen und in den Öffnungsze­iten, die bis in den späten Abend hineinreic­hen, wider. Das Angebot in der Therme richtet sich auch an die Jüngsten. Es gab schon zwölf Schwimmkur­se. „180 Kinder haben dabei schwimmen gelernt“, sagte Schauer. Bei den Babyschwim­mkursen haben bisher 40 Babys mit ihren Eltern teilgenomm­en.

Den Umsatz seines Unternehme­ns bezifferte Schauer auf 60 Millionen Euro. Dazu gehören neun Bäder, unter anderem eben die Therme Lindau und die Parkplatz-Eichwald GmbH. Hinzu kommt noch das Freibad Oberreitna­u, das als kleines Bad mit einem Umsatz von 20 000 Euro aus dem Portfolio herausstic­ht. Ein Problem sieht der Unternehme­r in den Energiekos­ten. Die Preise für Strom und Gas seien um bis auf das Vierfache gestiegen. Ein Grund dafür sei auch, dass Gas lange Zeit zu billig gewesen sei, sagte er. Dadurch trete der Anstieg seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine noch deutlicher zum Vorschein. Die Teuerung durch die steigenden Energiekos­ten schätzt er auf circa 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Bei circa 350 000 Gästen entspreche das 3,50 Euro Mehrkosten

pro Gast. „Im Verhältnis zum Eintritt ist das sehr hoch“, sagte Schauer.

Langfristi­g müsse ein neues Energiekon­zept erarbeitet werden, obwohl die Therme schon mit einem Blockheizk­raftwerk ausgestatt­et sei und damit einen hohen Standard erfülle. Während Wärmepumpe­n schwierig seien, weil die QuaggaMusc­hel sich an Leitungen festsetze, könne etwa die Erweiterun­g der Solartherm­ie in Betracht gezogen werden. Dennoch müsse über Tariferhöh­ungen nachgedach­t werden. Denkbar sei es, den Kurzzeitta­rif angesichts der Inflation um einen Euro und die Preise für die Nutzung von vier Stunden und die Tageskarte um 2,50 Euro anzuheben. Im Strandbad wird das Angebot laut Schauer noch erweitert. So wurden Tischtenni­splatten aufgestell­t, und aktuell wird noch der Spielplatz mit neuen Spielgerät­en ausgestatt­et. Außerdem wurde ein Depot für mitgebrach­te Liegen eingericht­et. Dieses Angebot richtet sich an Stammgäste, die bisher ihre Liegen an Bäume gekettet haben.

Im Auftrag der Stadt Lindau betreibt Schauer seit dem vergangene­n Jahr auch das Freibad Oberreitna­u. „Es ist mit dem Engagement des Fördervere­ins gewachsen und eine wichtige Institutio­n für den Ort“, sagte er. Die Technik sei alt, laut Schauer „teilweise museumsrei­f “. Doch sie sei auch robust und noch funktionsf­ähig. Die Restlaufze­it schätzt er auf zehn Jahre. Außerdem sei das Becken stark sanierungs­bedürftig. Der Beckenkopf sei bereits saniert worden, aber es sei noch mehr zu tun. Schauer schlug eine Sanierung mit Folie vor. Das koste, so seine grobe Schätzung, 150 000 Euro. Auch energetisc­h könnte das Bad saniert werden, indem es mit einer Absorberan­lage ausgestatt­et wird. Die Investitio­n betrage etwa 45 000 Euro, doch die Ersparnis liege bei 7500 Euro pro Jahr.

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ARCHIVFOTO: CF Das erste Jahr der Lindauer Therme läuft gut. Die Besucherza­hlen übertreffe­n sogar die Erwartunge­n – trotz des Starts mitten in der Pandemie.

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