Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Sitzen auf dem Modell Friedrichshafen
Gestaltungsbeirat beschäftigt sich mit Vorschlägen von K1 zur Möblierung der Innenstadt
FRIEDRICHSHAFEN - Wie kann die Innenstadt von Friedrichshafen attraktiver gestaltet werden? Diese Frage beschäftigt Verwaltung und Gemeinderat seit geraumer Zeit. Ein wichtiges Detail eines neuen Gesamtkonzeptes ist die Art der Möblierung. Wie sollen die Sitzbänke künftig aussehen, welche Straßenlampen sind passend und welche Fahrradständer? Entsprechende Vorschläge des von der Stadt beauftragten Berliner Büros K1 hat der Gestaltungsbeirat kritisch begutachtet und in der öffentlichen Sitzung am Mittwoch kommentiert.
Die grundsätzliche Botschaft „entrümpeln, vereinfachen, klar strukturieren“hatte der Gestaltungsbeirat der Verwaltung und dem Gemeinderat bereits in der letzten öffentlichen Sitzung für die Innenstadt ins Stammbuch geschrieben. Jetzt ging es also konkret um die Ausstattungsgegenstände. „Wir sind zart unterwegs“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Riehle, man brauche in Friedrichshafen nicht die Brechstange, sondern eine „behutsame Vorgehensweise“. Charmante Details aus der Nachkriegszeit erkenne der Beirat in der Stadt („50er-Jahre-Identität“), diese gelte es zu ergänzen. Man wolle die Stadt nicht „in einen großen Farbeimer tauchen“, sondern versuchen, die Innenstadt als Ganzes zu begreifen und Einzelakzente zu setzen.
Landschaftsarchitektin und K1Büroleiterin Catherine Kuhn präsentierte ihr Konzept. Zuerst für die Bank. Da die ursprünglichen Vorschläge beim Probesitzen durchgefallen waren, entwickelte K1 kurzerhand etwas ganz Neues, sagte Kuhn, das Modell Friedrichshafen. „Eine Stahlkonstruktion mit einer Holzlattung aus Kebony als Alternative zu Tropenholz“, heißt es in der Beschreibung. Die Sitzgelegenheiten könnten flexibel gestaltet werden: als einzelne Bank, als Hocker oder als Reihe. Beim Gestaltungsbeirat stieß der Prototyp auf Gefallen, Riehle drängte jedoch darauf, dass die Bank auch ohne Rückenlehne angeboten wird, so dass sie an manchen Stellen der Stadt ohne konkrete Ausrichtung aufgestellt werden könne. In dem Fall sollten die Beine der Bank im 90Grad-Winkel angebracht werden. Bei der Version mit Rückenlehne stehen sie schräg nach hinten ab (siehe Foto). „Dann hätte die Bank unseren Segen“, sagte Riehle.
Was die Farbgestaltung der Metallteile angeht, stimmte der Beirat dem Vorschlag von K1 nicht zu. Das Büro plädiert für eine dunkle Farbe, etwa Graphitschwarz. Riehle dagegen forderte ein „dunkles Grau als neutralen Farbton“, und nannte konkret Anthrazitgrau. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch“, sagte Riehle. Es betrifft also genauso Fahrradständer, Fahnenmasten, Straßenleuchten und eben die Bänke, alle Metallteile.
Auch bei der Beleuchtung widerspricht der Beirat den K1-Vorschlägen. Ursprünglich wollten Riehle und seine Kollegen die in der Stadt vorhandenen Poulsen-Lampen (Albertslund) beibehalten und nur ausbessern und mit LED ausstatten. Laut K1 gibt es dabei aber erhebliche Bedenken aus technischer Sicht.
So gebe es etwa bei der LED-Version nicht die Möglichkeit einer Lichtlenkung, sodass Anwohner dann gestört würden. Auch was Naturschutz (Insekten), die Lichtfarbe und die Effizienz angehe, habe die Lampe Nachteile. K1 empfiehlt daher eine Leuchtstele von Selux (LIF). Hier könnten jede Menge weitere Funktionen eingebaut werden. Etwa eine Fassadenbeleuchtung, Steckdosen,
öffentliche Wifi-Spots, Ladestationen für Elektroautos, Kameras oder Lautsprecher.
Beim Gestaltungsbeirat kam die Lampe nicht gut an. Zwar würde die Poulsen-Lampe rausfallen, wenn sie die Anforderungen nicht erfülle, sagte Riehle. Bat hier aber nochmal um Prüfung. Die Stelenlampe, Riehle nannte sie Zahnstocher oder Bleistift, war dem Beirat „zu überinstrumentiert“. Riehle befürchtet viel Aufwand und technische Probleme bei dem Modell. „Die kann zu viel“, sagt er. Es sei sicher ein Hightechprodukt, „aber die Summe der Möglichkeiten beinhaltet die Summe des Versagens“. Die Architekten plädieren für eine Variante 2, die Lampe YL00 (ebenfalls Selux), wie Paulsen mit Deckel, das habe in der Stadt Tradition.
Kein Widerspruch kam beim Thema Fahrradständer. Der Gestaltungsbeirat befürwortete den Vorschlag von K1, eine „Konstruktion aus Flachstahl“, die gegebenenfalls abbaubar ist, etwa wenn Platz für den
Weihnachtsmarkt benötigt wird. Auch beim vorgeschlagenen Pflanzkübel (Vroom Vestre), einer feuerverzinkten und pulverbeschichteten Stahlkonstruktion, machte Riehle aus Sicht des Gestaltungsbeirats „einen Haken dran“.
Beim Abfallbehälter schlägt K1 das Modell „Abfallhai“vor, in einer Variante aus Edelstahl. Als Verbesserungswunsch nannte Riehle eine Version, die ebenfalls in dem vom Beirat vorgeschlagenen Farbton lackiert werden könne und die nach oben nicht schräg zuläuft, sondern gerade abschließt.
„Wir haben jetzt ein klares Votum des Gestaltungsbeirats, eine klare Orientierung“, sagte Baubürgermeister Fabian Müller am Ende der Sitzung. „Damit können wir jetzt arbeiten“. Die Entscheidung über die Möblierung der Stadt trifft am Ende der Gemeinderat. In diesem Jahr soll das Konzept am Adenauerplatz umgesetzt werden, „und dann können wir die anderen Plätze angehen“, sagte Müller.