Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Parkplatznot in Städten erschwert Handwerk die Arbeit
Handwerker müssen Kunden erreichen – Handwerkskammer fordert Kommunen zum Handeln auf
FRIEDRICHSHAFEN/RAVENSBURG (sz) - Parkmöglichkeiten in Innenstädten werden zunehmend knapp – auch in den Kommunen und Städten zwischen Ostalb und Bodensee, dem Gebiet der Handwerkskammer Ulm. Die Kommunalpolitik habe die Aufgabe, zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen abzuwägen, so die Handwerkskammer in einer Medienmitteilung.
Interessensgruppen sind laut Handwerkskammer auch Handwerksbetriebe und ihre Kunden. Handwerkerinnen und Handwerker benötigen für ihre Dienstleistungen Werkzeuge, Geräte und Materialien. „Findet sich in unmittelbarer Nähe zur Baustelle kein geeigneter Parkplatz, kann der Transport der Ausrüstung mitunter sehr herausfordernd sein. Das wirkt sich auf die Versorgung mit Handwerkerleistungen aus und kann diese letztlich in den Städten verteuern“, schreibt die Handwerkskammer.
Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm sagt: „Ein Mobilitätskonzept ohne Raum für Handwerkerleistungen ist kein geeignetes Konzept. Eine Handwerkerin oder ein Handwerker, der eine dringende Dienstleistung beim Kunden ausführt, darf nicht wie ein beliebiger Falschparker behandelt werden, der mutwillig einen Radweg oder die Fahrbahn versperrt. Handwerksbetriebe müssen weiter ihre Kunden und Baustellen direkt erreichen und ihre Transporter in der Nähe abstellen können.“
Ein Handwerkerparkausweis schaffe in vielen Kommunen aber nur bedingt Abhilfe, denn die kostenpflichtige Ausnahmegenehmigung ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft.
Deshalb wendet sich die Handwerkskammer jetzt an die planenden Kommunen. Insbesondere Lieferzonen sowie Halte- und Parkangebote für Handwerksbetriebe und Servicedienstleister seien hilfreich. Auch unbürokratische Ausnahmeregelungen in „Anliegerfrei-zonen“könnten sinnvoll sein. Schließlich gehe es darum, dass die Kundinnen und Kunden in den Innenstädten weiter vollumfänglich mit Handwerkerleistungen versorgt werden können, und damit um die Lebensqualität der betroffenen Bürger.
Zudem griffen die Verschärfung der Sanktionen im neuen Bußgeldkatalog zu kurz. Es bräuchte vielmehr für alle Seiten verträgliche Lösungen. Durch die massiv erhöhten Bußgelder werden Fahrer im Handwerk sehr schnell mit „Punkten“im Fahreignungsregister und dem Führerscheinverlust bedroht, so die Kammer. „Es kann doch nicht sein, dass der Handwerker einen Punkt in Flensburg oder einen Strafzettel bekommt, wenn er beim Kunden beispielsweise eine Wärmepumpe anliefert und montiert. Wir wollen gerne weiter in den Austausch kommen, wie die Situationen vor Ort verbessert werden können“, ergänzt Mehlich.
Die Handwerkskammer gibt in Richtung Kommunen zu bedenken, dass erhöhte Standards und Kosten beim Parken erneut Faktoren sein werden, die mittelfristig die Handwerksleistungen für die Bürger verteuern werden. Das Gleiche gelte für sich ausdehnende Bürokratie in der Beantragung von Genehmigungen fürs Parken oder Befahren.