Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Friedrichshafen war für Herzog Carl Heimat
Am 7. Juni ist er im Alter von 85 Jahren gestorben – Am Bodensee war er vielfach engagiert
FRIEDRICHSHAFEN - Der Tod von Carl Herzog von Württemberg stößt auch in Friedrichshafen auf große Anteilnahme. 1936 in der Zeppelinstadt geboren, lebte er mit seiner Frau Diane und der eigenen Familie seit 1960 im Schloss und wurde 1965 Leiter der Hofkammer. In Friedrichshafen hatte er seine Wurzeln, hier wurden seine sechs Kinder geboren, hier hatte er seinen „ersten Arbeitsplatz“, hier engagierte er sich auf vielfältige Weise.
„Im Schloss verbrachten wir eine glückliche Zeit“, bekannte Herzog Carl vor Jahren. Nach dem Tod seines Vaters 1975 wurde er Chef des Hauses Württemberg und zog ins Schloss nach Altshausen. In Friedrichshafen blieb er weiter präsent. Am 7. Juni starb Carl Herzog von Württemberg im Alter von 85 Jahren.
Friedrichshafen war für ihn Heimat. Das brachte er immer wieder zum Ausdruck, wenn er zu festlichen oder karitativen Anlässen ins Schloss einlud. Und er lud gerne Gäste ein: Bundespräsidenten, Ministerpräsidenten, Bischöfe, Industrielle, gekrönte Häupter aus dem europäischen Hochadel und Vertreter von ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen brachte er im noblen Ambiente der ehemaligen Sommerresidenz der Württembergischen Könige am Bodensee zusammen.
Nicht nur zum Feiern und Festen, sondern um über wichtige gesellschaftliche und politische Entwicklungen ins Gespräch zu kommen und nicht zuletzt, um Gutes zu bewirken. Als Unternehmer, der vielfältige
Kontakte in Wirtschaft und Politik pflegte, als wissenschaftlich und kulturell interessierter Zeitgenosse und als Christ sah er sich in der Verantwortung, seinen Beitrag zur Linderung von Not und zum Aufbau des Gemeinwesens zu leisten. Für die Stiftung „Gutes mit Schönem verbinden“veranstaltete er jedes Jahr ein Gartenfest, dessen Erlös Selbsthilfeorganisationen, sozialen Projekten oder Bildungsinitiativen im In- und Ausland zugute kam.
Carl Herzog von Württemberg warb auf Empfängen für die Stiftung Präventive Jugendhilfe, die er 1992 mit der Ellwanger Marienpflege und der Tübinger Sophienpflege gegründet hatte und deren Schirmherr er bis 2005 war. Viele Millionen Euro kamen im Lauf der Jahre zusammen. Er hatte aber auch viel für das Brauchtum übrig, empfing gerne die Häfler Bürgergarde und öffnete die Türen des Schlosses den Narren an jeder Fasnet.
In Friedrichshafen engagierte sich Carl Herzog von Württemberg vor allem in der Bildungs- und Jugendarbeit. So war er 1971 einer der Mitbegründer der Bodenseeschule St. Martin. Als Erster Vorsitzender des 1970 gegründeten Elternvereins, hob er die katholische Privatschule mit aus der Taufe. Mit seiner 1986 gegründeten Herzog-Carl-Stiftung förderte er die Nachwuchsarbeit des Württembergischen Yacht-Clubs (WYC), und 2001 taufte er den ersten Zeppelin
NT auf den Namen „Bodensee“. „Mit Carl Herzog von Württemberg verlieren wir eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die in hohem Maße Verantwortung übernahm und sich vielfältig engagierte für das Land, die Region und die Stadt Friedrichshafen,“schreibt Oberbürgermeister Andreas Brand in seinem Nachruf. Und weiter: „Für Carl Herzog von Württemberg war Friedrichshafen nicht nur Geburtsstadt, für ihn war auch die tiefe und gewachsene Verbundenheit des Hauses Württemberg mit unserer Stadt von besonderer Bedeutung. Er wird uns und unserer Stadt fehlen.“
Der WYC trauert um seinen Ehrenkommodore und Förderer. Herzog Carl habe seit 1962 die enge Verbindung des 1911 von König Wilhelm von Württemberg mitbegründeten Yacht-Clubs und dem Haus Württemberg verkörpert, schreibt der Präsident, Oswald F. Freivogel, in einem Nachruf. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1975 nahm er das Amt des Ehrenkommodore an und richtete 1986 die Herzog-Carl-Stiftung ein.
Er habe fortan jährlich erhebliche Summen für die Ausbildung der Jugend des WYC zur Verfügung gestellt. „Ihm verdanken wir eine wesentliche Stütze und auch Motivation für unsere Jugendarbeit“, so Freivogel. Auch wenn Herzog Carl selbst nicht häufig auf dem Wasser anzutreffen war, so habe er bei seiner Familie die Begeisterung für den Wassersport initiiert. „Mit ihr trauern wir um unseren Ehrenkommodore, einen treuen Mäzen und aufrichtigen Freund des Württembergischen Yacht-Clubs“, so Freivogel.