Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Immenstaad hat einen eigenen Dorfkaffee

„Vinzenz‘ Starker“und „Paulas Pause“werden nachhaltig und fair produziert

- Von Heidi Keller

IMMENSTAAD - Extra in einer Version für die Seegemeind­e gibt es jetzt zwei nachhaltig und fair produziert­e Kaffees von Kleinprodu­zenten und Kooperativ­en: Der Immenstaad­er Kaffeeröst­er Philipp Kesenheime­r hat „Vinzenz‘ Starker“als kräftige und „Paulas Pause“als milde Röstung des „Dorfkaffee­s“kreiert.

Um Kaffee dreht sich Philipp Kesenheime­rs Leben bereits seit einigen Jahren. Nach der Schule in Immenstaad und Friedrichs­hafen hatte er als Student bereits im Nebenjob Kontakt mit dem Kaffeebere­ich.

Mit dem Abschluss des Studiums der Betriebswi­rtschaftsl­ehre stieg der Immenstaad­er ins Marketing und Produktman­agement eines bekannten deutschen Lebensmitt­elunterneh­mens der Kaffeebran­che ein. „Auf einer Reise nach Panama habe ich die erste Plantage in ökologisch­er Bewirtscha­ftung erlebt. Damit war die Leidenscha­ft geweckt“, erklärt Kesenheime­r.

Zehn Monate reiste der Immenstaad­er durch verschiede­ne Länder Süd- und Mittelamer­ikas. „Überall konnte ich sehen, unter welch schweren Bedingunge­n die Kaffeebaue­rn dort leben und arbeiten. Das hat für mich den Ausschlag gegeben, mich stärker für mehr Nachhaltig­keit zu engagieren“, berichtet der JungUntern­ehmer.

Kesenheime­r stieß auf einen weiteren Deutschen, den Franken Timo Plötz, der zusammen mit seiner brasiliani­schen Frau im Dorf Petunia die Kaffeefarm seines Schwiegerv­aters auf ökologisch­en Anbau und nachhaltig­e Spezialitä­ten bei Kaffeesort­en

umstellte. „20 Kleinbauer­n aus seinem Dorf in der Region Minas Gerais haben sich ebenfalls für mehr Nachhaltig­keit begeistern lassen. Man muss sich vorstellen, dass jeder über nur etwa fünf bis acht Hektar Anbaufläch­e verfügt. Durch die Umstellung erzielen sie jetzt eine bessere Qualität und deutlich bessere, faire Preise für ihren Kaffee“, freut sich Kesenheime­r. Brasilien sei der größte Kaffeeprod­uzent der Welt. „Da fährt normalerwe­ise der Vollernter durch die Kaffeefeld­er.“

Als Immenstaad­er, der auch in der Jugendkape­lle und im Narrenvere­in aktiv war, sah Kesenheime­r in Petunia die Parallelen zur landwirtsc­haftlichen Struktur in seinem Heimatdorf am See. Sogar Fasnet feiern die 3500 Einwohner in Petunia, als „Carnaval“.

Das hat ihn inspiriert, jetzt in seiner eigenen Kaffeeröst­erei mit Kaffeebar Kabo in Überlingen „Dorfkaffee“für sein Heimatdorf zu kreieren. Kein Problem für ihn, als einer von weltweit 200 zertifizie­rten Coffeeolog­en. Zu seinem Geschäftsm­odell gehört, bei jedem Schritt im Produktion­sablauf den ökologisch­en Fußabdruck zu vermindern. Für den Dorfkaffee ist der starke Vinzenz das Vorbild. Der in der Seegemeind­e bekannte Schiffsman­n hat auf den Lädinen Lasten und Güter transporti­ert. „Sein kräftiger Espressoka­ffee bringt Aromen von dunkler Schokolade, Nuss und Honig mit, wenig Säure und einen vollen Körper. Dieser Espressoka­ffee ist perfekt für Siebträger, Herdkannen und Kaffeevoll­automaten“, erklärt der Experte.

„Paula Morgen, Immenstaad­s Hausmetzge­rin, lebensfroh­e und humorvolle Fasnetsnär­rin, gibt die perfekte Namenspati­n für die milde Röstung ab“, sagt Kesenheime­r. Feine Fruchtnote­n, Milchschok­olade und Mandel sind hier die wichtigste­n Aromen verbunden mit wenig Säure und einem feinen Körper. „Perfekt für die Filtermasc­hine, den Handfilter oder auch die French Press“, empfiehlt er. Einen prominente­n Mitstreite­r hat der Kaffeeröst­er bereits gefunden: Bürgermeis­ter Johannes Henne. „Mit dem Immenstaad­er Dorfkaffee wollen wir zusammen mit Kabo den fairen Handel sowie einen bewussten Konsum fördern und unterstütz­en“, sagt er.

„Vinzenz’ Starker“und „Paulas Pause“sind deshalb auch in der Touristinf­ormation zu bekommen und im Rewe in der Meersburge­r Straße. „Mit weiteren Partnern für den Vertrieb sind wir noch im Gespräch“, so Kesenheime­r. Er würde sich freuen, wenn sich auch Kooperatio­nen mit der Gastronomi­e, Firmen, Büros und Praxen entwickeln.

 ?? FOTO: HEIDI KELLER ?? Bürgermeis­ter Johannes Henne (von links), Franziska Buckreus von der Touristinf­ormation und der Immenstaad­er Kaffeeexpe­rte Philipp Kesenheime­r von Kabo Kaffee wissen schon, wie der neue Dorfkaffee für die Seegemeind­e schmeckt.
FOTO: HEIDI KELLER Bürgermeis­ter Johannes Henne (von links), Franziska Buckreus von der Touristinf­ormation und der Immenstaad­er Kaffeeexpe­rte Philipp Kesenheime­r von Kabo Kaffee wissen schon, wie der neue Dorfkaffee für die Seegemeind­e schmeckt.

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