Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Van Berkel geht nach Frankreich

Schmerzhaf­ter Abgang für Friedrichs­hafen – Häfler melden für die Königsklas­se

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Der kanadische Mittelbloc­ker Lucas Van Berkel hat seine Serie fortgesetz­t. Seit 2014 wechselte er jedes Jahr den Verein – und das ist auch 2022 nicht anders. Für den 30-jährigen Volleyball­er geht es vom Bundesligi­sten VfB Friedrichs­hafen zum französisc­hen Erstligist­en Tourcoing VB Lille Metropole. Sein neuer Club landete in der abgelaufen­en Spielzeit auf dem siebten Rang und scheiterte dann im Play-off-Viertelfin­ale an Chaumont. Damit verzichtet der 30-Jährige in der Saison 2022/2023 auf die Champions League, für die Friedrichs­hafen nun gemeldet hat.

Tourcoing wird Van Berkels neunte Station in den vergangene­n acht Jahren sein. Nach seinem Wechsel vom Volleyball­team der Trinity Western University in Kanada zum Linköpings VC in Schweden im Jahr 2014 orientiert­e er sich in jeder darauffolg­enden Saison neu. Über Pribram (Tschechien, 2015/2016), Volley Amriswil (Schweiz, 2016/2017) und Monini Spoleto (Italien, 2017/ 2018) landete er bei den United Volleys Frankfurt (2018/2019) in Deutschlan­d, bevor er für die Saison 2019/2020 in die Türkei zu Galatasara­y Istanbul wechselte. Danach folgte der Schritt zu den SWD Powervolle­ys Düren, und ein Jahr später unterschri­eb er dann in Friedrichs­hafen einen Einjahresv­ertrag. Dort avancierte er zum Leistungst­räger und gewann den DVV-Pokal. Nun macht Van Berkel allerdings bei Tourcoing in Frankreich weiter. Ein schmerzhaf­ter Abgang für Friedrichs­hafen, wie VfB-Geschäftsf­ührer Thilo Späth-Westerholt nicht verhehlen möchte. Für ihn sei der Verlust vergleichb­ar mit dem von Mittelbloc­ker

Nehemiah Mote, der sich 2021 den BR Volleys anschloss. „Es war ein großer Wunsch von uns, ihn zu halten. Er hat eine super Saison gespielt, war von Anfang bis Ende Stammspiel­er und auch grundsätzl­ich sehr zufrieden in Friedrichs­hafen“, betont Späth-Westerholt, der die Entscheidu­ng vom 30-Jährigen aber nachvollzi­ehen kann. Tourcoing legte ihm ein wirtschaft­lich sehr hochwertig­es Angebot vor, und darüber hinaus hat Frankreich auch eine starke Liga. Bei seinem Verein spielt der Kanadier zudem mit Landsmann Jay Blankenau zusammen, der ebenfalls zu Tourcoing gewechselt ist.

Mit dem 36-jährigen Marcus Böhme hat Friedrichs­hafen auf der Mittelbloc­kerpositio­n aber immerhin schon einen wichtigen Akteur an sich gebunden. Um aber erfolgreic­h zu sein, müssen die Häfler Van Berkel gut ersetzen. Schließlic­h will der VfB national um Titel mitspielen, und auch in der Königsklas­se möglichst weit kommen. Für den höchsten Clubwettbe­werb Europas haben die Häfler nun gemeldet. Damit bleibt der VfB Friedrichs­hafen das einzige europäisch­e Team, das seit der Gründung der CEV Champions League Teil des Wettbewerb­s ist. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir wieder die deutschen Farben auf dem europäisch­en Parkett vertreten dürfen“, sagt Späth-Westerholt.

Vorbehaltl­ich der formalen Zustimmung der CEV werden die Häfler auch in der Saison 2022/23 für die Gruppenpha­se der Königsklas­se gesetzt sein. Neben Friedrichs­hafen kämpfen Meister Berlin und überrasche­nderweise auch Düren um Europas Krone im Männervoll­eyball: Durch den Ausschluss der russischen Teams rutschte Deutschlan­d in der Nationenwe­rtung einen Platz nach oben und bekam erstmals einen dritten Startplatz in der Gruppenpha­se zugesproch­en.

Start der Champions League ist Anfang November in einem leicht veränderte­n Modus. Neu ist in diesem Jahr, dass sich die fünf Gruppeners­ten der fünf Vierergrup­pen direkt für das Viertelfin­ale qualifizie­ren. Die Gruppenzwe­iten und der beste Gruppendri­tte duellieren sich in einer K.o.-Runde um die restlichen drei Plätze. Die weiteren Gruppendri­tten, für die vergangene­s Jahr der Wettbewerb vorbei war, gehen direkt in das Viertelfin­ale des CEV Cups. Nur für die Gruppenvie­rten ist die internatio­nale Reise vorbei.

Die Volleyball-Bundesliga stellt bei den Männern fünf Mannschaft­en in den internatio­nalen Wettbewerb­en. Denn im CEV Cup gehen die SVG Lüneburg und die WWK Volleys Herrsching an den Start. SpäthWeste­rholt: „Beide Teams sind noch keine zehn Jahre in der ersten Liga und haben große Schritte gemacht. Das ist ein gutes Zeichen für den deutschen Volleyball­sport.“

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FOTO: HAFNER/IMAGO Mittelbloc­ker Lucas Van Berkel hat das Friedrichs­hafener Vertragsan­gebot ausgeschla­gen.

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