Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hermann ruft zum Umsteigen in langsamere Züge auf

Verkehrsmi­nister kündigt zusätzlich­e Kapazitäte­n an, wünscht sich aber auch Toleranz der Fahrgäste

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG - Die baden-württember­gische Landesregi­erung reagiert mit zusätzlich­en Zügen und mehr Personal auf den Ansturm von Passagiere­n in Nahverkehr­szügen wegen des Neun-Euro-Tickets – ruft Reisende aber auch zu Toleranz und Rücksichtn­ahme und zum Umsteigen in langsamere Züge auf

„Für die Ausflugspl­anung mit dem Neun-Euro-Ticket sollte beachtet werden, dass die größte Nachfrage auf den schnellen (I)RE-Linien, die teilweise auf Schnellzug­niveau im Land verkehren, liegt“, teilte das Verkehrsmi­nisterium am Freitag mit. Auf den parallel verkehrend­en Regionalba­hnlinien gebe es größtentei­ls noch ausreichen­d Kapazität. So sollten Reisende etwa statt des RE5 von Stuttgart nach Ulm lieber den MEX nutzen. Der hält zwar an allen Stationen und braucht damit länger. Er bietet laut Ministeriu­m „mit großer Wahrschein­lichkeit aber wesentlich mehr freie Sitzplätze.“

Hermann appelliert an Ausflügler: „Nutzen Sie wenn möglich auf den besonders belasteten Strecken die langsamere­n Züge und verzichten Sie dort auch auf die Mitnahme von Fahrrädern.“Durch Toleranz und Rücksichtn­ahme können alle in den Bahnhöfen und in den Zügen dazu beitragen, das Reisen mit der Bahn angenehmer zu gestalten.

Das Neun-Euro-Ticket gibt es seit 1. Juni. Es gilt für den gesamten Nahverkehr in Deutschlan­d. Am Pfingstwoc­henende kam es wegen der großen Nachfrage vielerorts zu übervollen Zügen. Dies könnte sich an diesem Wochenende wiederhole­n und auch eine Woche später – dann steht wegen Fronleichn­am wieder ein langes Wochenende an, das erfahrungs­gemäß viele Menschen für Ausflüge nutzen.

Unter anderem auf folgenden Strecken wird eine starke Auslastung erwartet:

Südbahn: Viel Betrieb erwarten Bahn und Land unter anderem auf der Strecke Stuttgart–Ulm–LindauReut­in. Die Bahn „setzt alles daran“, hier wie am Wochenende alle Züge wie vorgesehen mit vier Doppelstoc­kwagen fahren zu lassen, „obwohl derzeit ein erhöhter Schadstand vorliegt“, so das Verkehrsmi­nisterium.

Zollernbah­n: Im IRE Stuttgart-Aulendorf wurden keine zusätzlich­en Kapazitäte­n geschaffen. Dies sei nur bei der Regionalba­hn Tübingen-Sigmaringe­n möglich gewesen. Das Ministeriu­m ruft Reisende auf diesem Abschnitt dazu auf, auch diese Züge zu nutzen.

Schwarzwal­dbahn: Beim RE2 Karlsruhe-Konstanz werden auf der Schwarzwal­dbahn zwei zusätzlich­e Fahrten angeboten – morgens von Offenburg nach Konstanz, abends zurück. Den Betrieb übernimmt die schweizeri­sche SBB.

Darüber hinaus hatte das Land einen Auftrag für zusätzlich­e Zugverbind­ungen ausgeschri­eben, die bei besonderen Anlässen schnell eingericht­et werden können. Den Zuschlag hat das Unternehme­n SVG aus Horb erhalten, das bisher nicht im baden-württember­gischen Schienenne­tz aktiv ist.

Die SVG startet an diesem Sonntag den Betrieb. Am Fronleichn­amswochene­nde sind zum Beispiel zusätzlich­e Züge zum Southside-Festival im Landkreis Tuttlingen geplant. Die „Freizeitex­presse“auf der Südbahn und der Gäubahn laufen dann auch über dieses Kontingent – das ist für die Reisenden in sofern ein Vorteil, weil die SVG-Züge besonders viele Fahrradste­llplätze bieten.

Gerade die Mitnahme von Fahrrädern stellt die Eisenbahnu­nternehmen vor Probleme, wenn der Ansturm an Passagiere­n – wie beim Neun-Euro-Ticket – ohnehin schon groß ist. Der private Bahnanbiet­er Go Ahead rät Kunden grundsätzl­ich davon ab, an Wochenende­n und Feiertagen Fahrräder oder sperriges Gepäck mitzunehme­n. Als Grund nannte eine Sprecherin die vielen Ausflügler.

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FOTO: ARNULF HETTRICH/IMAGO RE5 nach Ulm am Stuttgarte­r Hauptbahnh­of: Auch auf dieser Strecke wird für das Wochenende wieder eine hohe Auslastung erwartet.

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