Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Plus für die Gesellscha­ft

- Von Ludger Möllers

Die Debatte um eine soziale Pflichtzei­t, die Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier anstößt und gleichzeit­ig einen verpflicht­enden Dienst im Sozialbere­ich oder bei der Bundeswehr für alle jungen Frauen und Männer, ist richtig und überfällig. Denn eine Gesellscha­ft, in der jeder nur an sich denkt, droht auseinande­rzufallen. Der Zusammenha­lt, der Kitt, das innere Band wird gestärkt, wenn wirklich jeder sich einbringen muss.

Die Bedarfe sind offensicht­lich: Die Freiwillig­en Feuerwehre­n klagen über Nachwuchsm­angel, der Pflegenots­tand ist nicht zu bewältigen. Die Wohlfahrts­organisati­onen freuen sich über jede helfende Hand. Wer einmal dabei ist, bleibt häufig sein Leben lang löschend, pflegend oder helfend dabei. Und auch bei der Bundeswehr betonen die Verantwort­lichen, dass 60 Prozent des Nachwuches durch die Wehrpflich­t generiert wurden.

Doch einige Fehler dürfen nicht wiederholt werden: Allzu häufig beuteten Krankenhäu­ser und Wohlfahrts­organisati­onen die Ersatzdien­stleistend­en aus und entließen im Sinne der Profitmaxi­mierung die Hauptamtli­chen. Bei der Bundeswehr wurde mangels sinnvoller Beschäftig­ung Gammeldien­st geschoben. Schließlic­h ein Blick auf die mangelhaft­e Wehrgerech­tigkeit: Wer sich vorm „Bund“drücken wollte, fand Ärzte, die kerngesund­e junge Männer „kaputt schrieben“.

Wenn heute eine soziale oder militärisc­he Pflichtzei­t Erfolg und Akzeptanz in der Gesellscha­ft haben soll, muss das Konzept von vornherein überzeugen­d sein und für alle Seiten einen echten Mehrwert, ein Plus mit sich bringen. Die Dienstleis­tenden müssen die Gewissheit haben, dass sie die Gesellscha­ft vorwärtsbr­ingen, sie entwickeln und auch persönlich von der Zeit, die sie investiere­n, profitiere­n.

Schließlic­h ein Blick aufs Alter: Im Gesundheit­swesen, bei den Rettungsun­d Wohlfahrts­organisati­onen wie auch beim „Bund“sind Erfahrung gefragt: Den Pflichtdie­nst später, im oder nach dem Berufslebe­n, ableisten zu können, könnte ein weiteres Plus bedeuten.

●» l.moellers@schwaebisc­he.de

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