Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein Herz für Ungarn
Zsolt Nagy trifft und lässt friedliche Fans jubeln
BUDAPEST (SID) - Zsolt Nagy hatte den berüchtigten schwarzen Block im Rücken, als er die längst berühmte Geste von Leon Goretzka imitierte. Doch das Herz, das der Ungar nach seinem Führungstor gegen die DFBElf mit Daumen und Zeigefingern formte, war keine Replik auf die vielbeachtete Friedensbotschaft des Münchners bei der EM – sondern Ausdruck „unbändiger Freude“nach langem Leiden. „Da lief alles nochmal wie ein Film vor mir ab“, berichtete der 29Jährige unter Tränen nach seinem ersten Treffer im zehnten Länderspiel: „Mein Debüt 2019, all die Tiefs, alles.“Dann bedankte sich Nagy, der bislang nur in der heimischen Liga spielte, bei den Ärzten und seiner Familie, die ihn stets unterstützt hätten, und versprach: „Ich werde weiter kämpfen!“
Goretzka bekam von all dem nichts mit. Doch ihm war beim 1:1 in Budapest nicht entgangen, dass sich die gefürchtete „Karpatische Brigade“, der er sich bei der EURO entgegengestellt hatte, diesmal benahm. „Es ist einfach schön zu sehen, dass so eine Atmosphäre möglich ist“, sagte er, außerdem teile ja „nicht jeder Ungarn-Fan“die extrem rechte Einstellung des Mobs.
Vielleicht auch aus „Respekt vor den ungarischen Hooligans“hatten sich nur rund 800 deutsche Fans an die Donau gewagt. Doch die Atmosphäre unter den 67 000 Zuschauern blieb friedlich. „Gottseidank haben wir das gut hinbekommen, dass diese Leute nicht mehr im Stadion sind oder sich besser verhalten“, sagte Torhüter Peter Gulacsi: „Ich finde, dass wir grundsätzlich sehr gute Fans haben.“
Mit ihnen feierte die Mannschaft den Punkt gegen den viermaligen Weltmeister wie einen Sieg. „Alle haben ihr Herz auf dem Platz gelassen“, sagte Attila Fiola stolz. Das galt besonders für Zsolt Nagy.