Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Hüni stößt auf schwierigen Baugrund
Projekt „Gerber hoch3“startet: Häfler Familie baut 88 neue Wohnungen an der Gebhardstraße
FRIEDRICHSHAFEN - Die Bautafel steht, die Baumaschinen rollen: Das ehrgeizige Wohnbauprojekt „Gerber hoch3“der Häfler Unternehmerfamilie Hüni an der Ecke Gebhardstraße/Moltkestraße ist angelaufen. Bis Ende 2024 entstehen hier 88 moderne Mietwohnungen, zentrumsnah und nur ein paar Gehminuten vom See entfernt. Der Baugrund hat sich mittlerweile als Herausforderung für die Statiker erwiesen.
Ende Februar hat die Stadt die Baugenehmigung erteilt, seit Mai finden auf der Baustelle neben dem Hüni-Betriebsgelände die Vorbereitungsarbeiten statt. Familie Hüni, seit 1859 unternehmerisch tätig in der Stadt, hat die Bad Saulgauer Firma Reisch als Generalunternehmer beauftragt. „Wir werden bald mit der Gründung der Häuser B und C beginnen“, sagt Alexa Hüni, Geschäftsführerin des Familienunternehmens.
Zusammen mit Schwester Verena Hüni steht sie auch an der Spitze des neuen Bauprojekts, das sie zusammen mit Vater und Seniorchef Peter Hüni realisieren. Die beiden vierstöckigen Häuser bekommen ein Satteldach. Dazu kommt das achtstöckige „Punkthaus“mit begrüntem Flachdach, mit dem aufgrund der komplizierteren Baustatik später begonnen wird. „Der Baugrund ist herausfordernd“, sagt Alexa Hüni. Für das Punkthaus müssen voraussichtlich Betonpfähle 40 Meter tief in den Boden
gerammt werden. Erst dann wird hier fester Boden erreicht.
„Wir glauben weiter fest an unsere Idee“, sagt Verena Hüni, auch wenn der technische Aufwand jetzt etwas höher sei als erwartet. Der schwierige Baugrund sei Teil des unternehmerischen Risikos. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung bestärken die Familie. Rund 50 Personen stehen bereits auf einer Warteliste für die 88 Wohnungen, weitere Interessenten können sich melden. Es würden keine utopischen Preise aufgerufen, „wir machen keine Luxuswohnungen“.
Konkret entstehen zwölf EinZimmer-Wohnungen, mit teilweise unter 40 Quadratmeter Wohnfläche, auch für Wochenendpendler oder Studenten. Dazu 21 Zwei-Zimmer-, 47 Drei-Zimmer- und acht Vier-Zimmer-Wohnungen bis maximal 115 Quadratmeter. Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung mit sinkender Kaufkraft und hohen Preisen sieht sich Familie Hüni mit diesem Konzept richtig aufgestellt.
Die 88 Wohnungen sollen wie der Bestand (96 Wohnungen) in Eigenregie verwaltet werden. Verena Hüni, hauptberuflich bei ZF angestellt, kümmert sich mit ihrem Vater um die Hausverwaltung. Man habe jahrelange Expertise, „die Qualität ist höher, wenn man das selber macht“, sagt sie. „Wir sind immer vor Ort.“Auch eine Kündigung wegen Eigenbedarfs müsse niemand befürchten.
Die Fertigstellung der Häuser samt Außenanlagen ist für das vierte Quartal 2024 geplant. „Anfang 2024 starten wir mit der Vermietung“, sagt Alexa Hüni, man werde dann auf die Interessenten zugehen. Auf der Homepage gerber-hoch-3.de kann man sich über den Baufortschritt informieren. Aktuell sind hier die ersten hochwertigen Darstellungen (Renderings) des Bauprojektes zu sehen, sodass man einen ersten Eindruck von der Fassadengestaltung bekommt. Strukturputz und Holzpanele wechseln sich hier ab.
Die Ansprüche an die Architektur und Wohnqualität seien trotz der Größe der Anlage hoch, sagt Peter Hüni. Dazu zählen neben der Barrierefreiheit auch hochwertige, bodentiefe Fenster, hohe Räume, Platz für
Abstellräume und Balkone für fast alle Wohnungen. Mit den Bestandswohnungen entstehe ein eigenes Quartier, das in sich stimmig sein soll.
Nach der Gründung steht als Nächstes der Einbau der Geothermie-Anlage an, samt Erdsonden und Wärmepumpe, dann folgt der Bau der Tiefgarage mit 96 Stellplätzen. Idealerweise soll noch in diesem Jahr der Deckel auf die Tiefgarage. Insgesamt entstehen bei dem Projekt 6600 Quadratmeter Wohnfläche auf einem 8000 Quadratmeter großen Grundstück. Mittlerweile ist auch klar, dass alle Wohnungen mit Einbauküchen ausgestattet werden.
Als Ausgleichsmaßnahme für gefällte Bäume seien mittlerweile 14 neue Bäume gepflanzt worden, sagt
Alexa Hüni. Für Vögel und Fledermäuse sind auf dem Gelände in Zusammenarbeit mit dem NABU rund 20 Nistkästen aufgehängt worden. Bereits in diesem Sommer soll der mittlerweile für den Bau abgeräumte städtische Spiel- und Bolzplatz etwas weiter westlich wieder aufgebaut werden.
Im Innenhof des neuen Wohnkomplexes soll zusätzlich ein Kleinkinderspielplatz entstehen. Anfang des Jahres stellte die Familie das Projekt im Bauausschuss des Gemeinderates vor. Die Rückmeldung seien durchweg positiv gewesen, so Alexa Hüni. In drei Sitzungen wurde das Projekt vom Gestaltungsbeirat begleitet. „Wir wollen ein Zeichen setzen für Friedrichshafen“, sagt Verena Hüni.