Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Erhoffte Schützenhilfe bleibt aus
Tettnang steigt trotz des 1:0-Sieges bei Amicitia Viernheim in die Frauen-Verbandsliga ab
TETTNANG - Die Fußballfrauen des TSV Tettnang haben den Klassenerhalt in der Oberliga Baden-Württemberg verfehlt. Als Fünftletzter geht es runter in die Verbandsliga – die erhoffte Schützenhilfe am letzten Spieltag ist demnach ausgeblieben. Der TSV Neckarau unterlag mit 0:2 beim TV Derendingen, der dank einer bärenstarken Rückrunde in der Liga blieb. Tettnangs 1:0-Erfolg beim TSV Amicitia Viernheim am letzten Spieltag hatte damit keine entscheidende Bedeutung mehr: Mit 36 Punkten landeten die Montfortstädterinnen einen Zähler hinter Derendingen, und aufgrund der klar schlechteren Tordifferenz zog Tettnang (+4) in der Tabelle auch gegenüber den punktgleichen Viernheimern (+14) den Kürzeren.
„Das Ergebnis aus Derendingen zu hören, war schon enttäuschend“, berichtet Tettnangs Cheftrainer Manuel Prinz. „Es hat auch Tränen gegeben“, ergänzt Karin Rasch-Boos, Sportliche Leiterin und Co-Trainerin des Vereins. Vor allem am Sonntag in Viernheim musste sich aber niemand grämen. „Das war eine tadellose Teamleistung“, so Rasch-Boos. „Die Mannschaft hat sich aufgeopfert und wahre Größe gezeigt.“Es erfüllte Rasch-Boos sowie Prinz mit Stolz, wie das junge Team mit der Drucksituation umgegangen ist. „Das Spiel war beispielhaft, was möglich ist“, meint Prinz. In regelmäßigen Abständen erspielte sich Tettnang gute Möglichkeiten, und hätte „2:0, 3:0 gewinnen können“, meint Rasch-Boos. Die größte Chance hatte Alicia Serafini, die in der 75. Minute zum Elfmeter antrat. Aber die Torhüterin Tomke Zeeh parierte ihren Schuss und verhinderte den Rückstand aus der Sicht Viernheims. Fünf Minuten vor Ende der Partie kam Tettnang dann aber doch noch zum 1:0: Luisa Weber köpfte den Ball ins eigene Tor. „Das Tor ist zu einem großen Teil Lea Brinz zuzuschreiben. Sie ist vor der Verteidigerin hochgegangen und hat ihr dadurch die Sicht verdeckt“, sagt Rasch-Boos. Zur Rettung reichte der Siegtreffer aber nicht mehr.
Beim Blick auf die Tabelle ist der Abstieg sehr hart. Weniger Niederlagen
als ungeschlagene Spiele, positives Torverhältnis, nur sieben Punkte bis zur Vizemeisterschaft, sowohl in der Hin- als auch in der Rückrundentabelle nicht in der Abstiegszone und mit Simone Birkle (17 Treffer) die Torschützenkönigin der Oberliga in den eigenen Reihen – mit diesen Fakten ist ein Klassenerhalt im Fußball eigentlich sicher. „Wenn du auf die Tabelle schaust, kannst du eigentlich deinen Augen nicht trauen“, sagt Rasch-Boos, die deshalb ebenso wie Prinz festhält: „Wir haben eine gute Saison gespielt.“
Wenigstens das Selbstvertrauen hat der untypische Abstieg nach acht Oberligajahren nicht beeinträchtigt. „Hast du Lust auf eine Meisterfeier in der nächsten Saison?“– diese Nachricht hat Prinz an potenzielle Neuzugänge verschickt. Und eine, die positiv antwortete, war Anja Stiefenhofer vom SC Unterzeil-Reichenhofen. In der Landesliga gelangen ihr 26 Treffer, damit landete sie auf dem zweiten Platz in der Torjägerliste. Zur kommenden Saison verstärkt Stiefenhofer den TSV Tettnang. „Sie ist eine erfahrene Offensivspielerin und tut uns gut“, so Rasch-Boos. Weitere externe Neue sind möglich, im Vordergrund
steht aber die Ausbildung der Eigengewächse. Nach dem Abstieg sind nun aber auch Abgänge wahrscheinlich. „Offiziell wissen wir noch nichts, aber einige Spielerinnen machen sich Gedanken“, sagt RaschBoos. Sie rechnet damit aufgrund eines Studiums im Oktober, November zwei, drei Fußballerinnen zu verlieren und auch bei den Kadermitgliedern mit weiten Anfahrtswegen ist die Zukunft ungewiss.
Nichtsdestotrotz ist die Überzeugung groß, den direkten Wiederaufstieg in die Oberliga schaffen zu können. „Das ist das Ziel“, betont RaschBoos. Cheftrainer Prinz, der drei Spieltage vor Schluss das Amt für den zurückgetretenen Philipp Zimmermann übernahm, trägt das absolut mit. „Die Qualität von den Spielerinnen, die da sind, ist unbestritten gut. Wir wollen keinen Zweifel aufkommen lassen, wer Meister wird“, betont der Prinz. Das Trainerteam geht dabei mit Eifer voran: Schon einen Tag nach dem Abstieg investierten Prinz und Rasch-Boos viel Zeit für das Ziel Wiederaufstieg. Und sie sind auch zuversichtlich, dass die Köpfe der Spielerinnen relativ schnell wieder oben sind.
Frauen-Oberliga, 26. Spieltag: TSV Amicitia Viernheim – TSV Tettnang 0:1 (0:0). – Tor: 0:1 Luisa Weber (85., Eigentor) – Besonderes Vorkommnis: AmicitiaKeeperin Tomke Zeeh hält Foulelfmeter von Alicia Serafini (75.) – Schiedsrichter: Ludwig Schilling – Tettnang: Gamper, Heilig, Loitz (85. Friedel), Friedrich, Reiner (83. Marschall), Kiesel (73. Ebinger), Serafini, Kaiser, Köger, Birkle,
Brinz.