Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ferienjobb­er sind heiß begehrt

Weil die Produktion brummt, braucht die Großindust­rie im Sommer viele Aushilfskr­äfte

- Von Florian Peking

FRIEDRICHS­HAFEN - Sommerzeit ist Urlaubszei­t. Weil die Produktion in der Großindust­rie Friedrichs­hafens nach einigen schwierige­n Monaten wieder auf Hochtouren läuft, brauchen manche Firmen für die heißen Monate dringend Aushilfskr­äfte. ZF sucht händeringe­nd nach Ferienjobb­ern und auch bei Rolls-Royce Power Systems (RRPS) ist man auf deren Unterstütz­ung angewiesen.

Dass die Produktion beim Getriebesp­ezialist ZF in Friedrichs­hafen über den Sommer derart ausgelaste­t sein würde, ist erst kurzfristi­g klar geworden, wie Stefan Burger, Leiter Personal für den Bereich Produktion am Standort Friedrichs­hafen, erklärt. „Seit Anfang des Jahres gab es einige Herausford­erungen. Es war unklar, wie stabil die Lieferkett­en sind. Dann kam durch den Krieg in der Ukraine zusätzlich­e Unsicherhe­it auf“, sagt Burger.

Bis in den April hinein sei man daher sehr zurückhalt­end gewesen. Aber: „Die Situation hat sich zunehmend stabilisie­rt, sodass wir am

Standort aus aktueller Sicht über den Sommer hinweg eine sehr gute Auslastung haben werden“, sagt Stefan Burger. Um diese Auslastung zu stemmen und gleichzeit­ig Ausfälle in der Urlaubszei­t auszugleic­hen, braucht ZF nun Ferienjobb­er. Für den Juni benötigt das Unternehme­n rund 220 Aushilfen, im Juli 240 und im August sogar etwa 450. „Der August ist Urlaubszei­t. Da haben wir grundsätzl­ich viele Ferienkräf­te an Bord“, sagt Burger. Im September braucht ZF 230 Ferienjobb­er – und selbst im Oktober werden vermutlich noch Aushilfen nötig sein.

Auch bei RRPS helfen über den Sommer viele Schüler und Studenten aus. „Rolls-Royce Power Systems bietet in seinen Werken in Friedrichs­hafen rund 150 Stellen für Ferienjobb­er an“, sagt Pressespre­cher Wolfgang Boller. Ein positiver Trend, denn in den Corona-Jahren sah das noch ganz anders aus: „Im Jahr 2020 hat Rolls-Royce Power Systems keine Ferienjobb­er eingestell­t, im Jahr 2021 nur wenige“, so Boller. 2022 bewege man sich wieder auf dem Niveau des Vor-Pandemie-Jahres 2019.

Keine klassische­n Ferienjobs bietet dagegen der Airbus-Standort in Immenstaad, wie Mathias Pikelj, Pressespre­cher von Airbus Defence and Space, mitteilt. „Was wir anbieten, sind Vorpraktik­a oder Pflichtpra­ktika für Studenten, in diesem Jahr circa 100, und Praktikums­plätze im Rahmen der Berufserku­ndung oder -orientieru­ng“, sagt Pikelj.

Sowohl bei RRPS als auch bei ZF sind Ferienjobb­er vorrangig in der Produktion im Einsatz. Sie bedienen etwa Maschinen, montieren und fertigen. Aber auch in der Logistik, bei Lagerarbei­ten, Verpackung und Transport sind Aushilfen gefragt. Gearbeitet wird bei ZF im Zwei- oder Drei-Schichtmod­ell – es kann also auch Nachtschic­hten geben. Deshalb gehört es laut Stefan Burger zu den Rahmenbedi­ngungen, dass die Schüler oder Studenten mindestens 18 Jahre alt sein müssen. Weil bei ZF jetzt auch an den Wochenende­n durchgängi­g gearbeitet wird, stellt das Unternehme­n zudem befristet Wochenend-Werkstudie­rende ein.

Der Zeitraum für einen Ferienjob beträgt bei ZF in Friedrichs­hafen mindestens vier Wochen, kann aber auch gern länger gehen, so Burger. Bei RRPS sind vier bis acht Wochen möglich. Beide Unternehme­n, ZF und RRPS, bezahlen ihre Aushilfen nach dem Tarifvertr­ag der Metallund Elektroind­ustrie.

Während bei Rolls-Royce Power Systems ein großer Teil der Stellen für den Sommer schon besetzt ist, sucht ZF noch einige Ferienjobb­er. Viele Bewerber, die sich bereits im April gemeldet hatten, würden auch erst jetzt benachrich­tigt, da lange unklar gewesen sei, wie viele SommerAush­ilfen nötig seien, erklärt Stefan Burger: „Manche haben sich schon im April beworben und noch keine Rückmeldun­g erhalten. Diese Bewerber werden wir so schnell wie möglich kontaktier­en.“

Bei ZF hofft man, dass möglichst viele der Stellen über den Sommer besetzt werden – denn davon hängt einiges ab: „Finden wir nicht genug Ferienjobb­er, müssen wir uns nach Alternativ­en umschauen. Im schlimmste­n Fall hätte das Auswirkung­en auf unsere Ausbringun­g“, sagt Personalle­iter Burger.

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