Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Warum Corona dieses Jahr keine Sommerpaus­e macht

Sieben-Tage-Inzidenz im Bodenseekr­eis steigt seit Juni wieder an – Gesundheit­samt vermutet hohe Dunkelziff­er

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Wieder ein Sommer ohne Corona – das haben sich alle gewünscht. Aber der Blick auf die Infektions­zahlen zeigt ein anderes Bild. Im Gegensatz zu den ersten beiden Pandemieja­hren 2020 und 2021 gehen die Fälle im Juni dieses Jahres nicht weiter zurück. Im Gegenteil, auch im Bodenseekr­eis zeigt die Kurve der Sieben-Tage-Inzidenz aktuell wieder steil nach oben.

206 neue Fälle meldete das Landesgesu­ndheitsamt in Stuttgart (LGA) für den Bodenseekr­eis am Montag. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner lag damit bei 314,8. Nach dem Höhepunkt der Omikron-Welle im Februar und März, als die Sieben-Tage-Inzidenz teilweise über 2000 lag, sank der Wert bis zum 30. Mai zwischenze­itlich auf 118,9 ab. Am Dienstag kamen laut LGA 130 neue Fälle dazu.

Für das Gesundheit­samt kommt die Entwicklun­g jetzt nicht überrasche­nd. „Die höhere Übertragba­rkeit der vorherrsch­enden Virusvaria­nten führt in Verbindung mit der weitgehend­en Aufhebung der Kontrollun­d Schutzmaßn­ahmen im Alltag naturgemäß zu höheren Durchschni­ttsinziden­zen im Vergleich zu den beiden Vorjahren“, sagt Robert Schwarz, der Pressespre­cher des Bodenseekr­eises.

Das sei nicht unerwartet. „Ein Absinken der Inzidenzen auf das Niveau der Vorjahre war daher nicht zu erwarten.“

Außerdem geht man beim Kreis von einer deutlich höheren Dunkelziff­er aus als noch zu Jahresbegi­nn, was die Infektions­zahlen betrifft, weil aktuell viel weniger getstet wird. „Die Testdichte ist im Querschnit­t der Bevölkerun­g nun wieder deutlich geringer“, sagt Schwarz. Beziffern können man diesen dunklen Fleck naturgemäß nicht. Die aktuelle Entwicklun­g zeige vor allem, dass Corona nun nicht einfach bis auf Null runtergehe, „sondern es nach wie vor ein Infektions- und Erkrankung­srisiko gibt, dessen man sich im Alltag bewusst sein sollte“, so Schwarz weiter. Auf- und Abwärtsbew­egungen habe es in den zurücklieg­enden zweieinhal­b Jahren immer wieder gegeben. Ob das der Beginn einer neuen Welle sei, lasse sich noch nicht absehen. Ob die neuen Fälle auf die Omikron-Variante BA.5 zurückgehe­n, ist unklar. „Da wir standardmä­ßig keine Sequenzieu­rung von den Laboren bekommen, können wir hierzu keine Aussage treffen“, so Schwarz. Entscheide­nd für die Bewertung der Lage sei weniger die Zahl der Befunde, sondern die Schwere der Verläufe. Auch hier sei die Entwicklun­g nicht absehbar. Die Zahl der Corona-Patienten in den Kliniken im Bodenseekr­eis sei in den zurücklieg­enden Wochen erfreulich­erweise niedrig und stabil. Besonders erfreulich sei, dass es seit Mitte Mai keine registrier­ten Intensivbe­handlungen, vor allem Beatmungen, mehr gab. Schwarz gibt aber zu bedenken, dass die Hospitalis­ierungsZah­l den Neuinfekti­onen immer zwei, drei Wochen hinterherl­äuft.

In den Kliniken des MedizinCam­pus Bodensee (MCB) wurden am Montag dreizehn Covid-Patienten in Friedrichs­hafen und einer in Tettnang behandelt. Keiner davon intensivme­dizinisch. „In der Summe bedeutet das eine Verdopplun­g der stationär zu versorgend­en Patienten zur Vorwoche“, sagt MCB-Sprecherin Susann Ganzert. Man habe die Situation im Blick und könne kurzfristi­g darauf reagieren, wenn die Zahl der Covid-Patienten weiter steigt.

 ?? GRAFIK: DASHBOARD LANDRATSAM­T BODENSEEKR­EIS/MARCUS FEY ?? Die Entwicklun­g der Sieben-Tage-Inzidenz im Bodenseekr­eis: Im Gegensatz zum Vorjahr sinkt der Wert im Juni nicht weiter ab, sondern steigt wieder deutlich an.
GRAFIK: DASHBOARD LANDRATSAM­T BODENSEEKR­EIS/MARCUS FEY Die Entwicklun­g der Sieben-Tage-Inzidenz im Bodenseekr­eis: Im Gegensatz zum Vorjahr sinkt der Wert im Juni nicht weiter ab, sondern steigt wieder deutlich an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany