Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Seniorin bricht sich bei Busfahrt die Hand
RAB-Mitarbeiter soll rücksichtslos gehandelt haben – Unternehmen äußert sich nicht
ÜBERLINGEN/FRIEDRICHSHAFEN Diesen Urlaub hat sich Klara Rietsch ganz anders vorgestellt. Statt beseelt vom Besuch in der langjährigen Heimat Friedrichshafen in den Schwarzwald zurückzukehren, sitzt sie mit gebrochenem Handgelenk zu Hause und ist täglich auf die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen. Die 83-Jährige ist, so sagt sie, wegen eines rücksichtslosen Busfahrers der RAB (Regionalverkehr Alb-Bodensee) auf einer Fahrt von Überlingen nach Friedrichshafen gestürzt. Die zuständige Pressestelle der Deutschen Bahn macht zu dem Vorfall keine Angaben.
Regelmäßig ist Klara Rietsch am Bodensee zu Gast. Schließlich hat die rüstige Dame lange Zeit in Friedrichshafen gelebt. „Ich wohne dann immer in einer Pension in Überlingen und fahre mit dem Bus nach Friedrichshafen.“Weil sie durch einen Schlaganfall ein wenig gangunsicher sei, nutze sie inzwischen einen Rollator, berichtet Klara Rietsch. Auch im Bus habe sie diesen immer dabei.
„Das hat bei anderen Fahrten immer gut funktioniert, und die Busfahrer haben rücksichtsvoll gewartet.“Es dauere immer ein wenig, bis sie nach dem Einstieg an der hinteren Tür ihren Rollator verstaut habe und sicher sitze. „Die meisten Busfahrer geben gut auf Menschen wie mich acht“, berichtet Rietsch. „An diesem Tag hatte ich allerdings weniger Glück.“
Ausgerechnet an ihrem letzten Urlaubstag sei der Busfahrer, nach ihrem Zustieg am Landeplatz in Überlingen ruckartig angefahren. „Ich hatte mich noch nicht gesetzt, verlor den Stand und stürzte“, erinnert sich Rietsch. Zwei Mitfahrer hätten ihr aufgeholfen, denn anstatt nach ihr zu sehen, habe der Fahrer sie ruppig zurechtgewiesen. „Ich hätte zu sitzen, wenn ich im Bus bin“, erzählt Rietsch.
Die Bahn kann diesen Sachverhalt weder bestätigen noch dementiert sie ihn: „Es läuft ein Verfahren, und ich darf Ihnen nichts dazu sagen“, teilt eine Sprecherin mit. Allerdings gebe es ein vorgeschriebenes Prozedere, falls im Bus jemand zu Sturz kommt: „Erst helfen, dann melden“, erläutert die Sprecherin. „Das klappt bei uns gut.“
Beim Unfall von Klara Rietsch wohl eher nicht. „Ich habe im Verlauf der Fahrt Schmerzen im Handgelenk bekommen und bei der Polizei angerufen“, berichtet Rietsch weiter. Dort habe man ihr gesagt, sie solle bis zum Hafenbahnhof im Bus bleiben. Dort warte man auf sie. „Leider waren wir vor der Polizei da.“Ihre
Aufforderung, gemeinsam auf die Polizei zu warten, habe der Busfahrer ignoriert. „Er hat mich buchstäblich rausgeschmissen.“
Die Hand sei zusehends angeschwollen, und so habe sie noch am selben Tag gemeinsam mit ihrer Tochter die Notaufnahme aufgesucht. „Dort hat sich herausgestellt, dass das Handgelenk gebrochen ist.“Der Vorfall liegt inzwischen bei den Anwälten. „Die RAB hat geschrieben, sie hätten den Vorfall zur Kenntnis genommen und der Rechtsabteilung übergeben“, berichtet Rietsch. Doch so richtig enttäuscht sei die 83Jährige darüber, dass bis heute nicht ein Wort des Bedauerns gefallen ist.