Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Karl Gälle ist Interimsbürgermeister mit Erfahrung
Bis der nächste Bürgermeister ins Rathaus einzieht, leitet der Stellvertreter die Amtsgeschäfte
MECKENBEUREN - Elisabeth Kugel hatte am 3. Juni ihren letzten Arbeitstag. Der designierte Nachfolger Georg Schellinger zieht am 1. August ins Rathaus ein. „Die Stellvertretung ist klar geregelt“, erläutert Pressesprecherin Lisa Heinemann: Als politischer Stellvertreter führt Karl Gälle die Amtsgeschäfte.
Er springt in seinen 37 Jahren in dieser Funktion schon zum vierten Mal in der Interimszeit zwischen zwei Bürgermeistern ein. „Ich bin sicher, dass es auch dieses Mal problemlos klappen wird“, ist er sich sicher. „Das erste Mal, als Siegfried Tann zum Landrat gewählt wurde, bin ich mit dieser Aufgabe noch ziemlich ins kalte Wasser geworfen worden. Damals war ich erst ein halbes Jahr stellvertretender Bürgermeister“, erinnert sich Karl Gälle.
In die Zeit, bis Roland Karl Weiß als nächster Bürgermeister die Amtsgeschäfte übernahm, fiel auch der Umzug ins neue Rathaus in Meckenbeuren-Buch. Da gab es für Gälle besonders viel zu tun. Er blieb dem Posten auch während der gesamten 24-jährigen Amtszeit von Roland Karl Weiß treu und führte anschließend erneut die Amtsgeschäfte, bis Andreas Schmid für acht Jahre Bürgermeister von Meckenbeuren wurde.
Bei den folgenden Bürgermeisterwahlen siegte Elisabeth Kugel. Bis zu ihrem Amtsantritt musste Karl Gälle wieder einspringen. Und nun, nur vier Jahre später, ist schon wieder eine Interimslösung für die Zeit bis zum Amtsantritt von Georg Schellinger von Nöten.
Einmal wöchentlich sitzt Gälle jetzt in der Amtsleiterrunde. Das Bürgermeisteramt koordiniert je nach Bedarf täglich weitere Absprachen und Themen. „Verwaltung und Bürgermeisteramt sind sehr flexibel. Das ist das A und O, dass man gut zusammenarbeitet“, lobt Gälle.
„Der Verwaltungsbetrieb läuft ganz normal weiter“, erklärt Lisa Heinemann, Sachgebietsleiterin für die Öffentlichkeitsarbeit. Auch für sie ist Karl Gälle jetzt der Ansprechpartner. Gälles Unterschrift muss, so erläutert Heinemann, auch unter Entscheidungen im Finanzbereich oder unter Arbeitsverträge.
Falls nötig, müsste der Stellvertreter auch die Leitung eines Krisenstabes übernehmen. Der zweite stellvertretende Bürgermeister Christof Hartmann übernimmt die Amtsführung nur, wenn der erste Stellvertreter krank oder verhindert ist. Falls auch der zweite Stellvertreter erkrankt, gibt es mit Katja Fleschhut noch eine dritte Stellvertretende Bürgermeisterin. „Zweiter und dritter Stellvertreter können auch bei repräsentativen Aufgaben zum Beispiel beim Besuch von Jubilaren unterstützen“, erklärt Karl Gälle.
Zu den wichtigsten Aufgaben des politischen Vertreters gehört es auch, die Sitzungen von Gemeinderat und Ausschüssen zu leiten. Vor der Sommerpause stehen noch zwei Gemeinderatssitzungen am 6. Juli und am 20. Juli auf dem Programm.
Der Verwaltungsausschuss und der technische Ausschuss tagen am Mittwoch, 29. Juni. Der Technische Ausschuss tritt unter Gälles Leitung nochmal am 27. Juli zusammen. „So eine Sitzung leiten ist ja kein Problem“, sagt Karl Gälle, der das in seiner langen Amtszeit schon oft getan hat.
Wenn nötig, muss der Stellvertreter auch politische Entscheidungen treffen. „Grundlegende politische Entscheidungen werden immer untermauert durch den Gemeinderat. Ein Bürgermeister ist ja kein Alleinherrscher“, betont Gälle. Wenn er etwas entscheiden müsse, könne er nicht danach gehen was der letzte Bürgermeister getan hätte und was der folgende Bürgermeister wohl tun würde. Im Zweifelsfall müsse er sich auf seine eigene Meinung verlassen. „Und wenn einem eine Ratsentscheidung nicht nach der Nase ist, muss man sie trotzdem umsetzen“, betont Gälle. „Ganz schwerwiegende Entscheidungen
werden davor oder danach getroffen“, weiß Gälle aber. „Strategische Themen werden in dieser Übergangsphase nicht oder nur wenn erforderlich bearbeitet“, formuliert das Lisa Heinemann. Als Beispiele dafür nennt sie die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes oder die Entscheidung über den Standort für den Neubau der Kita Liebenau.
„Hier muss der Nachfolger involviert sein, sodass diese Themen dann ab Herbst wieder vorrangig bearbeitet werden“, schildert Lisa Heinemann: Um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, habe Georg Schellinger angekündigt, einzelne Besprechungen bereits im Juli wahrzunehmen.