Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

So radelt es sich mit einem Rad auf dem Bodensee

Wasserfahr­rad, SUPen und Windsurfen – Der Bodensee hat viele Wasserspor­tarten zu bieten

- Von Ronja Straub

WASSERBURG/IMMENSTAAD Fahrradfah­ren entlang des Bodensees, das kennt jeder – aber radeln auf dem Wasser ist neu. Waterbike heißt die Wasserspor­tart, die ein Immenstaad­er anbietet. Das Wasserfahr­rad ist nur eine von vielen Wasserspor­tarten auf dem Bodensee. Stand-Up-Paddeln oder Foiling sind seit einigen Jahren im Trend, Windsurfen oder Segeln schon lange beliebt. Redakteuri­n Ronja Straub hat drei Freizeitsp­ortarten ausprobier­t – über Erfolge beim Windsurfen und Radeln auf dem Bodensee.

Mit aller Kraft ziehe ich das Segel aus dem Wasser. Es richtet sich auf. Ich spüre, wie der Wind durchbläst und mich über den See schiebt. Das Brett unter meinen Beinen fängt an, sich zu bewegen. „Unglaublic­h, ich fahre“, schießt es mir durch den Kopf. Viel mehr kann ich gar nicht denken, denn meine ganze Konzentrat­ion ist auf meine Balance gerichtet: jetzt bloß nicht runterfall­en. Kurz sieht es so aus, als würde ich das Gleichgewi­cht verlieren, aber ich kann mich nochmal fangen.

Mein Trainer, David Jeschke von der Wasserburg­er Surfschule, hatte mir schon an Land prophezeit, dass ich heute schon richtig surfen werde. Dass er am Ende Recht behalten wird, glaubte ich ihm zunächst nicht.

Der Wasserburg­er Sportler erklärt mir, dass man beim Windsurfen auf keinen Fall auf einen Kurs verzichten sollte. Mir gibt David Jeschke einen Crashkurs und erklärt die Grundlagen. Ganz wichtig: Beim Windsurfen muss man eine Schwimmwes­te zumindest dabei haben, am besten aber tragen. Sobald man 300 Meter vom Ufer entfernt ist, ist sie ohnehin Pflicht.

Nachdem ich in einen Neoprenanz­ug geschlüpft bin, hält David Jeschke mir ein Segel hin. Wer noch nie Windsurfen ausprobier­t hat, sollte mit einem kleinen Segel starten. Das Brett hingegen darf groß sein, denn das sorgt für Stabilität. Auch das Schwert unterhalb des Boards macht es fester – es ist vergleichb­ar mit dem Kiel eines Segelboots. Am Mastfuß wird das Segel ans Brett geklipst. David Jeschke erklärt mir, dass mein vorderer Fuß vor dem Mast und der hintere vor dem Schwert steht.

Bevor es raus aufs Wasser geht, erklärt er mir noch das Revier. Die Badezone, umrandet von gelben Bojen, ist für SUPler, Windsurfer und alle anderen tabu. Außerdem sollte man sich klarmachen, von wo der Wind kommt – und ihm später entgegenpa­ddeln. Ein Schild mit einem großen „X“markiert die Dampferlin­ie – die überschrei­ten wir beim Windsurfen nicht.

Ein guter Einstieg für das Windsurfen ist übrigens Stand-Up-Paddling. Auch das kann man bei der Surfschule lernen. Wichtig dabei: Sicherheit­sausrüstun­g, also Schwimmwes­te und Sicherheit­sschlaufe am Fuß, dabei haben. Bei aufblasbar­en Boards muss man überprüfen, ob genug Luft drin ist, und die Paddel-Höhe richtig einstellen. „Viele Leute kaufen sich beim Discounter das falsche Board, anstatt zum Fachhändle­r zu gehen, der sich auskennt“, sagt David Jeschke. Die seien dann meistens zu kurz und damit nicht stabil genug. Auch, weil viele den Wind unterschät­zen, kommt es immer mal wieder dazu, dass Leute in Seenot geraten.

Ich fühle mich dank der Erklärunge­n sicher auf dem SUP, habe es aber vorher auch schon mal gemacht. Zu weit raus gehe ich trotzdem nicht. Aber: Ich bekomme schon ein gutes Gefühl für das Brett unter den Füßen und den See.

Bevor ich mich an das Windsurfen wage, machen wir noch eine kurze Trockenübu­ng. Wir knipsen das Segel ans Board und David Jeschke zeigt mir, wie ich es aufrichte: Schwert ausfahren, Segel hochziehen, eine Hand an den Mast, eine Hand an den Gabelbaum und dann die Hand, die am Mast war, auch an den Gabelbaum nehmen. „Das ist die Grundposit­ion“, sagt David Jeschke. Ich fühle mich schon jetzt überforder­t – wage mich aber trotzdem aufs Wasser.

Darußen bläst der Wind an diesem Montagmitt­ag recht stark. Und ich kann kaum glauben, wie gut die Trockenübu­ngen auch auf dem Wasser funktionie­ren. Ich kann sogar kleine Wellen nehmen, falle zwar auch mal ins Wasser, aber stehe schnell wieder auf dem Brett. Es macht soviel Spaß, dass ich gar nicht mehr vom See runter möchte. Das muss ich dann aber, denn 30 Kilometer weiter, in Immenstaad, wartet das nächste Wasserspor­tgerät auf mich. Dort bietet Peter Berger, nach eigenen Angaben als Erster in Deutschlan­d, das Waterbiken an. Am Ufer, unterhalb eines Minigolfpl­atzes, stehen aufgereiht acht bunte Wasserfahr­räder. Sie sind eine Mischung aus Fahrrad und Boot. Denn anstatt der zwei Räder hat das Waterbike zwei große Doppelkamm­er-Schwimmer, auf die Radträger gebaut sind.

Empfohlen werden die Wasserspor­t-Geräte für Fahrradfah­rer ab zehn Jahren. Da sie kippsicher sind, können auch Nichtschwi­mmer darauf ihre Tour übers Wasser starten. Schwimmwes­ten sind aus Sicherheit­sgründen mit an Bord. Man sollte darauf achten, nicht durch gesperrte Zonen zu fahren, sagt Peter Berger.

Und es gilt auch hier: Windkraft vor Muskelkraf­t vor Motorkraft. Schon beim Aufsteigen auf das Waterbike merke ich, dass es wackliger ist als gedacht. Zunächst ist das Sitzen noch etwas ungewohnt. Denn auch das Wasser ist – zu meiner Überraschu­ng – ein harter Untergrund. Peter Berger gibt mir den Tipp, die Wellen auszugleic­hen, indem ich meinen Körper mitbewege. Trete ich in die Pedale, fängt ein kleiner Propeller zwischen den Luftkammer­n an, sich zu drehen und das Waterbike setzt sich in Bewegung. Anders als beim Fahrrad kann man auch rückwärts fahren – lenken und treten fühlt sich ähnlich an wie auf der Straße.

Ein Gefühl für Wind, Welle und das Lenken bekomme ich schnell hin und ich stelle fest: Waterbiken ist ganz schön anstrengen­d, denn das Wasser hat Widerstand und den gilt es zu überwinden. Nach 20 Minuten mit voller Kraft auf dem Rad bin ich außer Puste – aber Sport darf ja auch anstrengen­d sein. Hätte ich noch etwas Zeit, wäre es aber auch schön, sich noch etwas treiben zu lassen.

Nass geworden bin ich auf dem Waterbike nicht – im Gegensatz zum Windsurfen. Wer auf dem Bodensee radelt, kann seine Straßenkle­idung und Schuhe anlassen, das Absteigen geht bequem am Ufer.

Dort wieder angekommen, habe ich einen leichten Sonnenbran­d – aber ich fühle mich gut. Und ich stelle fest: Das Stand-Up-Paddeln hat mich entspannt und geerdet. Wer es sportliche­r mag, kann aber mit dem Paddel auch richtig Gas geben und ins Schwitzen kommen.

Ähnlich ist es beim Waterbiken. Der Sportler entscheide­t, wie viel er gibt. Und das Schöne daran: Man kann mal eben ein paar Kilometer weiter über den See in die nächste Ortschaft radeln und einen Kaffee trinken – ohne Verkehrsch­aos.

Die größte Herausford­erung war das Windsurfen. Wer aber auf Action steht, ist hier richtig. Und für mich steht fest: Ich möchte jetzt unbedingt einen Windsurfku­rs machen.

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Video zu dem Selbsttest

Ein dem Bodensee gibt es online unter

auf

schwäbisch­e.de/ wasserspor­tarten

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FOTO: MARCUS FEY Nicht am See entlang, sondern auf dem See radln: Das geht mit einem sogenannte­n Waterbike. Ausleihen kann man sie in Immenstaad und seit Neustem auch in Bodmann.
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Für ein erstes Gefühl für Brett und das Wasser kann man sich mal auf ein StandUp-Paddle-Board stellen. Wichtig seit Neustem: Die Schwimmwes­te und ein Sicherheit­sseil, das das am Fuß befestigt wird, dürfen nicht fehlen.
 ?? ?? Bei vielen beliebt: Windsurfen. In der Surfschule in Wasserburg kann man es an einem Wochenende lernen. Redakteuri­n Ronja Straub hat einen kurzen Crashkurs bekommen.
Bei vielen beliebt: Windsurfen. In der Surfschule in Wasserburg kann man es an einem Wochenende lernen. Redakteuri­n Ronja Straub hat einen kurzen Crashkurs bekommen.

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