Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Red-Bull-Dominanz geht weiter
Max Verstappen gewinnt auch in Kanada – Nächster Rückschlag für Mick Schumacher
Von Jens Marx und Christian Hollmann
MONTRÉAL (dpa) - Max Verstappen ballte beide Fäuste auf seinem Red Bull und hüpfte nach dem Formel-1Krimi von Montréal überglücklich in die Arme seiner Crew. Der Niederländer hat dank einer nervenstarken Vorstellung in seinem 150. Grand Prix einen weiteren wichtigen Sieg auf dem langen Weg zur Titelverteidigung gefeiert. „Das war wirklich spannend am Schluss, ich habe alles gegeben“, sagte Verstappen nach dem sechsten RedBull-Sieg in Serie und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
Der 24-Jährige gewann den Großen Preis von Kanada von der Pole Position aus ganz knapp vor Carlos Sainz im Ferrari, der Verstappen auf den letzten Runden nach einer Safety-Car-Phase gehörig Druck gemacht hatte. „Wir waren ganz nah dran an einem Sieg“, sagte der spanische Ferrari-Pilot. Dritter wurde Lewis Hamilton. Der Rekordweltmeister schaffte es nach Rang drei in Bahrain zum Auftakt erstmals wieder auf das Podest im Mercedes. „Das ist schon überwältigend. Ich bin wirklich begeistert, ich hatte das nicht erwartet“, sagte der 37 Jahre alte Brite.
Dagegen schied der WM-Zweite Sergio Perez im zweiten Red Bull früh mit einem Defekt aus. Der WM-Dritte Charles Leclerc schaffte es mit seinem Ferrari aus der letzten Reihe nach einer Startplatzstrafe immerhin noch bis auf Platz fünf, büßte aber weitere Punkte ein. Er profitierte dabei vom frühen Aus von Mick Schumacher, der wegen eines Defekts am Haas auch nach der besten Qualifikation seiner Karriere weiter auf seine ersten WMPunkte warten muss. Sebastian Vettel wurde im Aston Martin Zwölfter.
Sonne zum Trainingsauftakt, Regen in der Qualifikation, blauer Himmel zum Rennen: Das war schon nicht optimal für Mick Schumacher, dessen Haas auf nasser Strecke wie bei Platz sechs in der Qualifikation am besten funktioniert. „Es wird natürlich sehr schwierig“, prophezeite er kurz vor dem Rennstart. Platz neun oder zehn peilte er an. Daraus wurde auch nichts, und nach zwei schweren Unfällen und jeder Menge Kritik konnte er nichts dafür. In Runde 20 trudelte er mit seinem defekten Wagen aus. „Das ist natürlich ein unschönes Gefühl“, sagte er. „Das ist sehr ärgerlich. Ich glaube, heute wäre es soweit gewesen“, sagte er zu der so ersehnten Fahrt in die Punkteränge.
Als nach zwei Jahren CoronaZwangspause vor vollen Rängen auf dem Circuit Gilles Villeneuve die Roten Ampeln ausgingen, verteidigte Verstappen seine zweite Pole Position des Jahres recht locker. Fernando Alonso attackierte im Alpine nicht. Ein Podium sei nicht realistisch, hatte der 40 Jahre alte Spanier, der zum letzten Mal vor zehn Jahren in der ersten Startreihe gestanden hatte, vorab gesagt. Und so blieb Verstappen problemlos in Führung, dahinter Alonso und Sainz. Schumacher büßte gleich einen Rang ein. Ein zweiter folgte bereits in der Haarnadelkurve, als der spätere Vierte George Russell im Mercedes vorbeizog. Leclerc versuchte, sich nach vorn zu arbeiten. Das erwies sich allerdings als mühsam für den Monegassen, der wegen diverser neuer Motorenteile vom 19. Platz hatte starten müssen.
Ebenfalls aufholen musste Perez, der in der K.o.-Ausscheidung nach einem Fahrfehler den Wagen in die Streckenbegrenzung gesetzt hatte und nur 13. geworden war. Doch die ÜberholTour des mexikanischen Monaco-Siegers war schnell vorbei. „Wir denken, es war ein Problem mit dem Getriebe“, sagte Teamchef Christian Horner. „Das tut extrem weh“, sagte Perez. Damit fiel auch der potenzielle Helfer für Verstappen aus, der die virtuelle Safety-Car-Phase schnell zum Reifenwechsel nutzte.
Es schien alles soweit entschieden, bis der japanische Alpha-Tauri-Pilot Yuki Tsunoda abflog. Das Safety Car musste raus, Sainz kam direkt in die Box. Mit nun frischeren Reifen machte der Spanier auf den letzten Runden gehörig Druck auf Verstappen. Der Niederländer leistete sich aber keinen Fehler und fuhr seinen sechsten Saisonsieg ein.