Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

IG Metall will bis zu acht Prozent höhere Löhne

Gewerkscha­ft versteht das als Ausgleich für die Inflation – Eine endgültige Forderung ist noch nicht beschlosse­n

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Von Brigitte Scholtes und AFP

FRANKFURT - Die IG Metall geht mit einer deutlichen Lohnforder­ung in die anstehende­n Tarifverha­ndlungen in der Metall- und Elektroind­ustrie: Der Vorstand empfehle den regionalen Tarifkommi­ssionen, „zwischen sieben und acht Prozent“mehr Geld zu fordern, teilte die Gewerkscha­ft am Montag mit.

Die Tarifkommi­ssionen sollen nun diskutiere­n, welche konkrete Zahl sie für angemessen halten, das habe man bisher noch nicht ausreichen­d getan, begründete IG-MetallChef Jörg Hofmann diese Spanne. Nach den Jahren der Krise seien die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen besser als erwartet. „Den Unternehme­n geht es gut“, begründete Hofmann die Forderung.

Nach einem Einbruch im vergangene­n März seien die Erwartunge­n der Unternehme­n mit Blick auf Produktion, Beschäftig­ung und Export im Vergleich zum Zeitraum davor gestiegen und stabil. Eine „ordentlich­e Erhöhung“sei angesichts der guten Auftrags- und Ertragslag­e in der Branche geboten, fuhr Hofmann fort. In der deutschen Metall- und Elektroind­ustrie arbeiten etwa 3,8 Millionen Menschen.

Sollte die Lage sich verändern, etwa wegen des Kriegs in der Ukraine, sei die Gewerkscha­ft wie in der Vergangenh­eit bereit, die „Tarifrunde neu zu justieren“.

Dass man damit die Inflation weiter anheize, verneinte Gewerkscha­ftschef Jörg Hofmann. Vielmehr verhindere man, dass auch der private Konsum sich abschwäche und damit Deutschlan­d in eine Rezession abgleite.

Der Tarifvertr­ag in der Metallindu­strie läuft im September aus.

Dann wird es spannend für die vier Millionen Beschäftig­ten der Branche.

Viele leiden jetzt schon unter den hohen Lebensmitt­el- und Energiepre­isen. „Nicht gut geht es den Beschäftig­ten beim Blick auf Supermarkt­und Energierec­hnungen“, sagte Hofmann. Dafür möchte die IG Metall einen Ausgleich erreichen, sie sieht sich da jedoch nicht allein in der Verantwort­ung, sondern fordert von der Politik weitere Entlastung­en. Klar aber sei: Mit Einmalzahl­ungen werde sie sich nicht abspeisen lassen. Denn strukturel­l werde man realistisc­h betrachtet nicht mehr von dem durch die Teuerungsr­ate erhöhten Preisnivea­u herunterko­mmen, sagte Hofmann: „Der Kern der Frage ist: Um wie viel Prozent haben sich die Tabellen am Ende der Laufzeit erhöht? Daran wird Erfolg oder Nichterfol­g gemessen.“

Diese Forderungs­empfehlung sei zu hoch, ist – wenig verwunderl­ich – der erste Reflex der Arbeitgebe­r. „Die Lage in der Metall- und Elektroind­ustrie schönzured­en, ist verantwort­ungslos“, sagte Gesamtmeta­ll-Präsident

Stefan Wolf. Die Unternehme­n der Branche produziert­en heute 15 Prozent weniger als noch 2018. Lieferengp­ässe und die unabsehbar­en Auswirkung­en des Ukraine-Kriegs lasteten auf den Betrieben, jeder zweite müsse Investitio­nen reduzieren oder verschiebe­n, zeigt eine Umfrage des Verbands. Die IG Metall kommt nach einer Betriebsrä­tebefragun­g bei mehr als 2400 Betrieben jedoch zu einem anderen Bild: Danach beurteilte­n etwa 84 Prozent ihre Auftragsla­ge als „gut“oder „eher gut“, nur 2,6 Prozent als „schlecht“. Dass es nicht allen Unternehme­n gleich gut gehe, weiß auch die Gewerkscha­ft. Deshalb sollen die Kommission­en in den nächsten Wochen nochmals detaillier­t ihre Forderunge­n diskutiere­n, dabei aber auch berücksich­tigen, dass diese durchsetzb­ar blieben, sagte Hofmann: „Jeder der sich in dem Korridor nach oben wie nach unten bewegt, wird auch diesen Punkt mit reflektier­en müssen.“

Eine konkrete Zahl für die Forderung will der Vorstand der Gewerkscha­ft dann am 11. Juli beschließe­n.

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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Warnstreik mit Fahnen der IG Metall in Hamburg: In der deutschen Metall- und Elektroind­ustrie arbeiten etwa 3,8 Millionen Menschen.

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