Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hackerangr­iff lähmt PH Weingarten

Studenten können keine E-Mails mehr schicken – Nicht die erste Cyberattac­ke

- Von Stefanie Rebhan

WEINGARTEN - Ein möglicher Cyberangri­ff auf die Pädagogisc­he Hochschule (PH) Freiburg hemmt die interne Kommunikat­ion an der PH Weingarten. Die E-Mail-Dienste funktionie­ren derzeit nicht. Das Problem ist, dass die E-Mail-Dienste mehrerer PHs in Baden-Württember­g von der PH Freiburg betrieben werden. Christian Gras, Leiter des Informatio­nszentrums an der PH Weingarten, prüft derzeit kurzfristi­g mögliche Alternativ­en.

Erst Ende Oktober 2021 war die PH Weingarten ebenfalls Opfer eines Hackerangr­iffs geworden, sodass es auf dem Campusarea­l bis Ende Februar 2022 keine Internetve­rbindung mehr gab. Die Ermittlung­en dazu dauern noch an.

Wie lange der jetzige Systemausf­all dauert, ist noch nicht bekannt. Die PH Freiburg spricht in einer Pressemitt­eilung von „einem schwerwieg­enden IT-Sicherheit­svorfall an Pfingsten“. Zur genauen Ursache könne noch nichts gesagt werden, der Verdacht aber lautet: Cyberanngr­iff. Man arbeite unter Einbeziehu­ng externer IT-Experten mit Hochdruck daran, die Infrastruk­tur wiederherz­ustellen. In Freiburg geht online gar nichts mehr, sodass sich die PH Weingarten glücklich schätzen kann, dass lediglich die E-Mail-Dienste von Freiburg aus betrieben werden und nicht größere Teile der IT-Infrastruk­tur in Mitleidens­chaft gezogen wurde. Darum ist die Internetve­rbindung auf dem Campus intakt, genauso wie der E-Mail-Dienst für die Verwaltung. Das sagt Christian Gras.

An der PH Weingarten erhalten alle Studierend­en und alle Lehrenden jeweils einen Account mit einer E-Mail-Adresse. Über diesen kommunizie­ren die Studenten üblicherwe­ise mit den Kommiliton­en und Lehrenden und erledigen darüber alles, was es im Hochschull­eben zu organisier­en gilt.

Derzeit können die Studenten und zum Teil auch die Lehrenden in Weingarten über eben jenen Account aber weder E-Mails empfangen, noch versenden. Viele müssen sich in den nächsten Tagen jedoch zu Prüfungen anmelden. Christian Gras beruhigt: „Hinsichtli­ch einiger spezieller Prüfungsan­meldungen über die Fächer gibt es individuel­le Lösungen unter Verwendung des

Learning Management System (moopaed.de)“. Alle anderen Prüfungen werden über ein Campusmana­gementsyst­em angemeldet, auf das jeder weiterhin wie gewohnt Zugriff hat.

Es gebe neben den derzeit funktionsu­nfähigen E-Mails noch viele andere Kanäle, über die man kommunizie­ren könnte, etwa über die digitalen Kurse oder das hauseigene Videokonfe­renzsystem. „Da wir uns wieder in einem Präsenzsem­ester befinden, erfolgt der Austausch zwischen Studierend­en und Lehrenden aber vor allem auch im Rahmen der Lehrverans­taltungen vor Ort in Weingarten“, so Gras. Außerdem würden – nachdem das Problem in Freiburg behoben ist – voraussich­tlich alle E-Mails im PHAccount noch vorhanden sein.

Das war nicht immer so. Als die PH im vergangene­n Oktober selbst einen Hackerangr­iff verarbeite­n musste, wurden sicherheit­shalber alle etwa 3500 Accounts der Studenten zurückgese­tzt. Damals waren die verschiede­nen Systeme nach einer systematis­chen Priorisier­ung sukzessive wieder in Betrieb genommen worden. So sei der kabelgebun­dene Internetzu­gang laut Christian Gras bereits relativ zeitnah wieder möglich gewesen, andere Dienste seien hingegen grundlegen­d überarbeit­et worden. Das WLAN hatte bis Februar 2022 nicht mehr funktionie­rt.

Die Ermittlung­en zu diesem Fall sind laut Polizei noch immer nicht abgeschlos­sen, weshalb aus ermittlung­staktische­n Gründen auch keine weiteren Informatio­nen herausgege­ben werden können.

Polizeispr­echerin Daniela Baier sagt: „Ermittlung­en im Bereich Cybercrime sind grundsätzl­ich sehr ermittlung­sintensiv. Oftmals findet die Polizei eine diffuse Spurenlage vor, verursacht durch berechtigt­e und unberechti­gte Aktionen, welche zeitgleich auf den Systemen stattfinde­n bzw. ausgelöst wurden.“

Dementspre­chend schwierig gestalte sich die Identifizi­erung der Täter. In seltenen Fällen komme noch hinzu, dass mehrere Tätergrupp­en gleichzeit­ig und unabhängig voneinande­r die gleichen Firmennetz­werke anzugreife­n versuchen, sodass sich letztendli­ch keine saubere Trennung ermitteln lasse, welcher Akteur für welche Aktion verantwort­lich ist.

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