Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Es mangelt an Auswahl und Geld
Neben den Aktiven steigen auch Friedrichshafens A-Junioren aus der Verbandsklasse ab
FRIEDRICHSHAFEN - Beide Fußballteams des VfB Friedrichshafen auf Verbandsebene sind abgeschlagen und eigentlich ohne jede Chance auf den Klassenerhalt abgestiegen. Dazu zählen die Aktiven, die mit 25 Punkten aus 38 Spielen nur den vorletzten Rang in der Verbandsliga belegten. Und auch bei den A-Junioren lief es ähnlich schlecht: Einen Spieltag vor Ende der Saison haben sie in der Verbandsklasse die rote Laterne inne. Das schlechte Abschneiden hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Die Mannschaften hatten jeweils mit vielen Ausfällen zu kämpfen, doch laut VfB-Jugendleiter Sandro Musso sei es mit den aktuellen Möglichkeiten auch schwierig, auf hohem Niveau konkurrenzfähig zu sein.
Den Spielern möchte Musso wenig vorwerfen. „Sie haben alles versucht“, sagt er über die A-Jugendlichen. Auch am Sonntag war das zu beobachten. Im vorletzten Saisonspiel gegen den Achten SV Fellbach hat sich das Team „tapfer geschlagen“, meint Musso, der bei dieser Begegnung im Zeppelinstadion als Stadionsprecher fungierte. In einer sehr ereignisreichen Partie mit vielen Strafraumszenen sicherte sich der VfB immerhin auch einen Punkt. Denis Nasic brachte den VfB in Front (18.), doch dann drehte Fellbach dank eines Traumtores von Skender Godanci (31.) und einem Treffer von Alessandro Di Piazza (46.) zwischenzeitlich die Partie. Nasic allerdings war noch ein weiteres Mal erfolgreich und sorgte per Kopf für den 2:2-Endstand (55.).
Eine wirklich ansprechende Leistung der Häfler, gerade unter Anbetracht der großen Hitze und der Personalsituation. Von den A-Junioren, die generell größtenteils aus dem jungen Jahrgang (2004) bestehen, standen nur sieben Spieler im Kader. Der Rest gehört eigentlich dem B-Junioren-Team (Fünfter der Landesklasse) an. Das ist mit vielen Verletzungen zu erklären sowie drei Fällen, die seit ihrer Corona-Erkrankung aufgrund von Herzrhythmusstörungen ausfallen. Nach dem Jahreswechsel führte das zu einem Engpass, und zudem gab es mehrere Trainerwechsel. Aus privaten Gründen musste Peter Scheifler ersetzt werden. Er hatte das Team zu zwölf Punkten aus den ersten zehn Spielen im Jahr geführt. Es kam Willy Kreiter, der dann nach dem 0:10 gegen die TSG Balingen (27. März) zurücktrat, da er laut Musso das Gefühl hatte, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Interimsmäßig übernahmen die Sportlichen Leiter Boban Savic und Daniel Di Leo, bis dann die Lösung mit dem bisherigen B-Juniorentrainer Ingo Martin und Stefan Krause gefunden wurde. Gegen Saisonende wurde es wieder besser, wie auch das Heimspiel gegen Fellbach zeigt, aber mit nur sechs Punkten in 17 Spielen rutschte der VfB auf den letzten Platz – und steht damit schon vor dem Saisonabschluss am Sonntag, 13 Uhr, in Balingen als Absteiger in die Landesklasse fest.
„Es tut immer weh abzusteigen“, meint Musso. Damit müsse der VfB auf Verbandsebene aktuell aber rechnen, denn der Verein stoße in diesen Gefilden momentan an Grenzen. „Wir sind ein mittelständischer Verein. Der finanzielle Aufwand ist da sehr hoch, mit extrem viel Fahrt verbunden und wir haben diese Mittel aktuell nicht“, sagt Musso, der somit festhält: „Wir müssen kleinere Brötchen backen.“Auch aufgrund der Corona-Einbußen mangelt es an Geld, beispielsweise fehlen die Einnahmen aus dem MTU-Cup. Darüber hinaus haben Großsponsoren zuletzt weniger investiert, Ausnahmen seien Zeppelin um den Vorsitzenden Peter Gerstmann sowie die Technischen Werke Friedrichshafen.
Generell wünscht sich Sandro Musso mehr Unterstützung seitens der Politik. „Es würde der Stadt gut stehen, wenn wir einen Verein haben, der in Oberliga, Regionalliga oder 3. Liga spielt“, ist Musso überzeugt, weiß aber auch: „Das ist ganz weit weg.“Hilfen wie für den Volleyballsport, der wegen der Schließung der ZF-Arena mehrere Millionen Euro bewilligt bekam, würde er auch gerne für die Fußballabteilung sehen. Für Musso wirke es aber momentan so, als würden die Investitionen für den Volleyball den VfB-Fußballern schaden. Dadurch würde nämlich der falsche Eindruck entstehen, dass der Sparte Fußball große Gelder zur Verfügung stünden, weil sie eben auch zum VfB gehört.
Das sei laut Musso aber überhaupt nicht der Fall, das verdeutlicht zum Beispiel auch der Zustand der sanitären Anlagen im Zeppelinstadion. Viele Ehrenamtliche investieren viel Herzblut, um so hoch wie möglich zu spielen. Im Bodenseekreis, in dem die Vereine zum Großteil nur auf Bezirks- und Kreisebene unterwegs sind, sei das aber durchaus eine knifflige Aufgabe. Anders als die Clubs im Stuttgarter Raum könne der VfB demnach „weniger abgreifen“, so Musso. Das heißt: „Wir müssen selbst ausbilden“– und für eine Qualitätssteigerung brauche Friedrichshafen eben höhere finanzielle Mittel. „Wir könnten uns viel mehr ausgebildete Trainer leisten, man könnte über Scouting reden und einen Shuttleservice für auswärtige Spieler anbieten. Das wäre von Vorteil, das haben wir aber alles nicht“, sagt Musso. Von interessierten und guten Fußballern aus Vorarlberg müsse sich der VfB ohne die Erstattung von Zugtickets oder Shuttleservice dann auch meistens eine Absage abholen. Und unter diesen Voraussetzungen ist es für den VfB eben kaum möglich, sich auf Verbandsebene oder höher zu behaupten.