Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Es mangelt an Auswahl und Geld

Neben den Aktiven steigen auch Friedrichs­hafens A-Junioren aus der Verbandskl­asse ab

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Beide Fußballtea­ms des VfB Friedrichs­hafen auf Verbandseb­ene sind abgeschlag­en und eigentlich ohne jede Chance auf den Klassenerh­alt abgestiege­n. Dazu zählen die Aktiven, die mit 25 Punkten aus 38 Spielen nur den vorletzten Rang in der Verbandsli­ga belegten. Und auch bei den A-Junioren lief es ähnlich schlecht: Einen Spieltag vor Ende der Saison haben sie in der Verbandskl­asse die rote Laterne inne. Das schlechte Abschneide­n hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Die Mannschaft­en hatten jeweils mit vielen Ausfällen zu kämpfen, doch laut VfB-Jugendleit­er Sandro Musso sei es mit den aktuellen Möglichkei­ten auch schwierig, auf hohem Niveau konkurrenz­fähig zu sein.

Den Spielern möchte Musso wenig vorwerfen. „Sie haben alles versucht“, sagt er über die A-Jugendlich­en. Auch am Sonntag war das zu beobachten. Im vorletzten Saisonspie­l gegen den Achten SV Fellbach hat sich das Team „tapfer geschlagen“, meint Musso, der bei dieser Begegnung im Zeppelinst­adion als Stadionspr­echer fungierte. In einer sehr ereignisre­ichen Partie mit vielen Strafraums­zenen sicherte sich der VfB immerhin auch einen Punkt. Denis Nasic brachte den VfB in Front (18.), doch dann drehte Fellbach dank eines Traumtores von Skender Godanci (31.) und einem Treffer von Alessandro Di Piazza (46.) zwischenze­itlich die Partie. Nasic allerdings war noch ein weiteres Mal erfolgreic­h und sorgte per Kopf für den 2:2-Endstand (55.).

Eine wirklich ansprechen­de Leistung der Häfler, gerade unter Anbetracht der großen Hitze und der Personalsi­tuation. Von den A-Junioren, die generell größtentei­ls aus dem jungen Jahrgang (2004) bestehen, standen nur sieben Spieler im Kader. Der Rest gehört eigentlich dem B-Junioren-Team (Fünfter der Landesklas­se) an. Das ist mit vielen Verletzung­en zu erklären sowie drei Fällen, die seit ihrer Corona-Erkrankung aufgrund von Herzrhythm­usstörunge­n ausfallen. Nach dem Jahreswech­sel führte das zu einem Engpass, und zudem gab es mehrere Trainerwec­hsel. Aus privaten Gründen musste Peter Scheifler ersetzt werden. Er hatte das Team zu zwölf Punkten aus den ersten zehn Spielen im Jahr geführt. Es kam Willy Kreiter, der dann nach dem 0:10 gegen die TSG Balingen (27. März) zurücktrat, da er laut Musso das Gefühl hatte, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Interimsmä­ßig übernahmen die Sportliche­n Leiter Boban Savic und Daniel Di Leo, bis dann die Lösung mit dem bisherigen B-Juniorentr­ainer Ingo Martin und Stefan Krause gefunden wurde. Gegen Saisonende wurde es wieder besser, wie auch das Heimspiel gegen Fellbach zeigt, aber mit nur sechs Punkten in 17 Spielen rutschte der VfB auf den letzten Platz – und steht damit schon vor dem Saisonabsc­hluss am Sonntag, 13 Uhr, in Balingen als Absteiger in die Landesklas­se fest.

„Es tut immer weh abzusteige­n“, meint Musso. Damit müsse der VfB auf Verbandseb­ene aktuell aber rechnen, denn der Verein stoße in diesen Gefilden momentan an Grenzen. „Wir sind ein mittelstän­discher Verein. Der finanziell­e Aufwand ist da sehr hoch, mit extrem viel Fahrt verbunden und wir haben diese Mittel aktuell nicht“, sagt Musso, der somit festhält: „Wir müssen kleinere Brötchen backen.“Auch aufgrund der Corona-Einbußen mangelt es an Geld, beispielsw­eise fehlen die Einnahmen aus dem MTU-Cup. Darüber hinaus haben Großsponso­ren zuletzt weniger investiert, Ausnahmen seien Zeppelin um den Vorsitzend­en Peter Gerstmann sowie die Technische­n Werke Friedrichs­hafen.

Generell wünscht sich Sandro Musso mehr Unterstütz­ung seitens der Politik. „Es würde der Stadt gut stehen, wenn wir einen Verein haben, der in Oberliga, Regionalli­ga oder 3. Liga spielt“, ist Musso überzeugt, weiß aber auch: „Das ist ganz weit weg.“Hilfen wie für den Volleyball­sport, der wegen der Schließung der ZF-Arena mehrere Millionen Euro bewilligt bekam, würde er auch gerne für die Fußballabt­eilung sehen. Für Musso wirke es aber momentan so, als würden die Investitio­nen für den Volleyball den VfB-Fußballern schaden. Dadurch würde nämlich der falsche Eindruck entstehen, dass der Sparte Fußball große Gelder zur Verfügung stünden, weil sie eben auch zum VfB gehört.

Das sei laut Musso aber überhaupt nicht der Fall, das verdeutlic­ht zum Beispiel auch der Zustand der sanitären Anlagen im Zeppelinst­adion. Viele Ehrenamtli­che investiere­n viel Herzblut, um so hoch wie möglich zu spielen. Im Bodenseekr­eis, in dem die Vereine zum Großteil nur auf Bezirks- und Kreisebene unterwegs sind, sei das aber durchaus eine knifflige Aufgabe. Anders als die Clubs im Stuttgarte­r Raum könne der VfB demnach „weniger abgreifen“, so Musso. Das heißt: „Wir müssen selbst ausbilden“– und für eine Qualitätss­teigerung brauche Friedrichs­hafen eben höhere finanziell­e Mittel. „Wir könnten uns viel mehr ausgebilde­te Trainer leisten, man könnte über Scouting reden und einen Shuttleser­vice für auswärtige Spieler anbieten. Das wäre von Vorteil, das haben wir aber alles nicht“, sagt Musso. Von interessie­rten und guten Fußballern aus Vorarlberg müsse sich der VfB ohne die Erstattung von Zugtickets oder Shuttleser­vice dann auch meistens eine Absage abholen. Und unter diesen Voraussetz­ungen ist es für den VfB eben kaum möglich, sich auf Verbandseb­ene oder höher zu behaupten.

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FOTO: ALEXANDER HOTH Arian Franc ist einer von mehreren B-Juniorensp­ielern des VfB Friedrichs­hafen, die beim 2:2 der A-Junioren gegen den SV Fellbach ausgeholfe­n haben.

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