Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Waffenliste für die Ukraine veröffentlicht
Bundesregierung gibt Geheimhaltung von Lieferungen auf
BERLIN - Angesichts der Kritik an mangelhafter militärischer Hilfe für die Ukraine hat die Bundesregierung ihren bisherigen Geheimhaltungsmodus aufgegeben. Auf einer am Dienstag ins Netz gestellten Liste werden nun von Verpflegung über Artilleriemunition bis Truppentransporter geleistete und geplante Lieferungen aufgeführt. Demnach sind allerdings – zwei Monate nach der ersten Ankündigung – noch immer keine schweren Waffen in der Ukraine angekommen. Das soll sich allerdings in diesen Tagen ändern.
Gepard-Flugabwehrpanzer: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte diese Ende April angekündigt. Die als besonders wendig gerühmten Geparden sind bei der Bundeswehr längst ausgemustert und mussten daher vom Hersteller KMW instand gesetzt werden. Weitere Probleme waren Ausbildung und Munition. Nun sollen die ersten 15 Exemplare Mitte Juli in der Ukraine sein und weitere 15 bis Ende August folgen.
Panzerhaubitze 2000:
Anfang Mai machte Lambrecht eine zweite Lieferung schwerer Waffen öffentlich: sieben Panzerhaubitzen 2000 aus Bundeswehr-Beständen. Die rund 40-tägige Ausbildung der Ukrainer in Deutschland begann am 11. Mai. Die Panzerhaubitzen, die als weltweit modernste ihres Typs gelten, standen auf der Regierungsliste von Dienstag noch unter „in Vorbereitung/Durchführung“. Am Nachmittag
meldete der ukrainische Verteidigungsminister dann, die Haubitzen seien „endlich Bestandteil“des ukrainischen Arsenals.
Ringtausche:
Auch diese Idee stammt schon aus dem April. Dabei sollen vor allem osteuropäische Länder wie Slowenien, Tschechien, Polen, aber auch Griechenland ihr altes Sowjet-Gerät an die Ukraine abgeben, weil die Kämpfer dort mit dem Material vertraut sind und dafür Ersatz aus Deutschland bekommen. Funktioniert hat dies bei der Ausstattung der Slowakei mit Patriot-Abwehrraketen. Von den übrigen Ringtauschen mit Panzern gibt es noch keine Erfolgsmeldungen, der Deal mit der Slowakei droht Medienberichten zufolge gerade zu platzen.
Weitere Rüstungsgüter:
In seiner Haushaltsrede im Bundestag am 1. Juni hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) gleich mehrere weitere Systeme zugesagt, die er bei seinem Kiew-Besuch noch einmal versprach. Aus den Beständen der Bundeswehr sollen im Sommer drei Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II sowie passende Raketen kommen. Finanzieren will Deutschland zudem zwei Industrie-Lieferungen, die aber noch dauern: das Luftverteidigungssystem Iris-T SLM, das nach den Worten von Scholz „eine ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen“schützen kann, und das Ortungsradar Cobra. Es kann zur Aufklärung feindlicher Artilleriestellungen genutzt werden.