Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Torture-Ship legt am Samstag ab
Große Fetisch-Party steigt wieder auf dem Bodensee – Boarding lockt viele Zuschauer an
FRIEDRICHSHAFEN - Lack, Leder, Latex und viel nackte Haut: Sado-Maso- und Fetisch-Fans kommen am Samstag, 25. Juni, in Friedrichshafen wieder voll auf ihre Kosten. Zum 26. Mal legt um 19.45 Uhr das Torture-Ship am BSB-Hafen ab. Im Vordergrund steht laut dem Veranstalter das Feiern in spezieller Kleidung.
Der Name Torture-Ship klingt nach Schlägen, heißem Wachs auf der Haut und sonstigen Qualen. Freunde von Lustschmerz, Dominanz und Unterwerfung sind laut Thomas Siegmund, Veranstalter von der Augsburger Agentur Zip-Zone, aber in der Minderheit. „Hauptsächlich sind wir ein Fetisch-Schiff.“Auch wenn man natürlich Gäste aus dem Bereich Sado-Maso dabei habe.
Ob Latex oder Leder, die Menschen hätten eben ein Faible für bestimmte Klamotten. Etwa solche aus Stahl. Oder mit einer Gasmaske als Accessoire. Würde man in solcher Kleidung normal weggehen, würde man vielleicht schräg angeschaut. Vielleicht. Auf dieser Party sei es eben kein Problem. „Feiern unter Gleichgesinnten“, egal wie man daherkomme.
Seit der Premiere 1997 gibt es das SM-Schiff jedes Jahr in Friedrichshafen. „1999 hatten wir mit der MS Allgäu den größten Bodensee-Dampfer“, sagt Siegmund. 1100 FetischLiebhaber waren damals an Bord, die größte Veranstaltung bislang. Das Schiff wurde bald danach verschrottet: „Böse Zungen sagen, wir waren schuld“, sagt Siegmund und lacht.
In diesem Jahr rechnet er mit 400 bis 500 Gästen auf der MS München. Mehr als 600 werden nicht zugelassen. Noch gibt es Tickets für 69 Euro, voraussichtlich auch an der Abendkasse. Erstmals seit zwei Jahren kann die Veranstaltung wieder ohne Corona-Beschränkungen stattfinden. 2020 und 2021 fuhr das Schiff im Spätsommer. 2020 galt skurriler Weise Maskenpflicht, 2021 durfte man nur getestet an Bord. Trend sind aktuell „Human Puppies“, Menschen, die sich als Hunde oder andere Tiere verkleiden. Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Süddeutschen Zeitung umfasst die Szene in Deutschland 1000 bis 1500 Anhänger. Hundemasken sind auch am Samstag zu erwarten auf dem Torture-Ship: „Da ist halt der eine das Hündchen und der andere das Herrchen“, sagt Siegmund. Auf Paraden zum Christopher-Street-Day (CSD) sei der Trend schon länger sichtbar. Ohnehin sieht er die Veranstaltung nicht weit weg vom CSD.
Auf dem Schiff gibt es verschiedene Bars, zwei Dancefloors, Techno und Rock/Dance, Chillout-Zone und Restaurant. Zwei Aussteller präsentieren „abgefahrene Klamotten“aus dem Fetischbereich. Ab 19 Uhr ist Boarding. Siegmund rechnet dann wieder mit vielen Zuschauern, die die Fetisch-Fans bestaunen möchten.
In manchen Jahren seien tausende da gewesen. Manche hätten sich schon spontan zum Mitfahren entschieden. Um 19.45 Uhr fährt das Schiff ab Richtung Konstanz, wo es verschiedene Shows am Ufer gibt. Gefeiert wird letztlich bis morgens um halb sechs. „Die Leute freuen sich einfach, dass sie sich mal wieder ungezwungener treffen können.“
Mit dem Thema Fetisch verbindet man auch sexuelle Stimulation. Wie sieht es damit auf dem Torture-Ship aus? „Es ist eher eine versteckte Sexualität“, sagt Siegmund. Die Gäste würden einfach das Gefühl genießen, die besondere Kleidung tragen zu können. 2014 gab es eine große Diskussion über das Torture-Ship und das sogenannte Swinger-Schiff auf dem See. Es folgte die Auflage der BSB, dass „gesonderte Einrichtungen für sexuelle Handlungen“nicht mehr erlaubt sind. Das SwingerSchiff wurde verboten. „Da ging es ja zentral nur um Sex“, sagt Siegmund.
Auf dem Torture-Ship wurde in diesem Zuge der sogenannte Darkroom abgeschafft. Hier ging es in den Jahren zuvor zur Sache, meint Siegmund. Der Veranstaltung habe das aber nicht geschadet. 98 Prozent der Leute sei das egal, denen ginge es um das Feiern. Also läuft gar nichts mehr auf dem Torture-Ship? „Wenn ich in einen normalen Club gehe, schaue ich auch nicht in den dunklen Ecken nach“, sagt Siegmund. „Das ist kein Kloster.“