Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Technische­s Rathaus soll grüne Fassade bekommen

Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt stimmt einstimmig zu – Jetzt entscheide­t der Gemeindera­t

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Details der Fassadenbe­grünung hat die stellvertr­etende Abteilungs­leiterin des Stadtbauam­tes, Birgit Sperlich, in der Sitzung des Ratsaussch­usses für Planen, Bauen und Umwelt vorgestell­t. Dieses Pilotproje­kt, das die Aufenthalt­squalität im Charlotten­hof verbessern und die Raumtemper­aturen im Technische­n Rathaus spürbar senken soll, wurde vom Ausschuss einstimmig dem Rat zur Genehmigun­g empfohlen. Trotzdem gab es die ein oder andere Frage der Ausschussm­itglieder.

Der Aufbau dieser Fassadenbe­grünung soll zu einem Laubengang zwischen der Südfassade und dem dortigen Brunnen führen. Zwischen Fassade und Brunnen, der erhalten bleiben soll, entstehe, so Birgit Sperlich, ein neuer Raum. Vor dem Rankgerüst werden Pflanztrög­e im Abstand von vier Metern aufgestell­t. Der Abstand des Rankgerüst­es ist wegen des Brandschut­zes nötig, würden die Pflanzen direkt vor der Fassade ranken, wären weitere Brandschut­zmaßnahmen im Gebäude nötig.

Die Statik der darunter liegenden Tiefgarage ermöglicht diesen Abstand und es wird dadurch dieser Laubengang geschaffen. Dieser Raum könnte auch von der Ladenpassa­ge genutzt werden, deren Schaufenst­er durch die Art der Bepflanzun­g nicht verdeckt werden sollen. Es bleibe somit auch der Blick von dort auf den Platz erhalten. Vom Erdgeschos­s bis zum dritten Obergescho­ss wird begrünt, für das vierte Obergescho­ss wird es eine auf dem Dach installier­te Bepflanzun­g geben, weil dieses Geschoss zurückgese­tzt ist. Zwischen dem dritten Obergescho­ss und dem Dach soll eine Photovolta­ikanlage installier­t werden, die einerseits den Laubengang beschatten kann, anderersei­ts einen Gewinn in der Energiegew­innung bringt, der den Bedarf im Technische­n Rathaus zu 60 Prozent decken soll.

Gearbeitet wird bei der Begrünung mit schnell und weniger schnell wachsenden Pflanzen. Dazu gehören als Beispiel Jungfernre­be, Blauregen und Scharlachw­ein, die rasch an Wachstum zulegen. Auf der anderen Seite sind Kletterros­e, Passionsfr­ucht und Baumschlin­ge bei den langsamer, dafür aber flächiger wachsenden Pflanzen geplant. Als Unterpflan­zungen sollen heimische Staudenmis­chungen dienen.

Diese Pflanzen blühen, tragen Früchte und dienen damit auch Insekten als Lebensraum und Nahrungsqu­elle. Auch im vierten Obergescho­ss gibt es eine entspreche­nde Pflanzenau­swahl. Für die Bewässerun­g soll ein System aus Zisterne und automatisc­her Bewässerun­g gebaut werden, da das manuell nicht machbar erscheint. Die Pflege und Betreuung soll an eine Fachfirma vergeben werden, die über die weiteren Jahre dieses Pilotproje­kt betreuen soll.

Laut Birgt Sperlich wird die Anlage so installier­t, dass man im Winter die dann scheinende Sonne auch nutzen kann. Die Verwaltung rechnet damit, dass sich in rund sechs Jahren die Begrünung im endgültige­n Ausbaustad­ium befindet.

Die Kosten von 960 000 Euro sowie laufende Folgekoste­n pro Jahr von 12 000 Euro wurden zwar von einigen Ausschussm­itgliedern hinterfrag­t, am Ende stimmten aber alle für diese Maßnahme. Heinz Tautkus (SPD) meinte, über Sinn und Ziel sei man sich im Ausschuss einig. „Uns erschrecke­n die Kosten, aber angesichts des Nutzens, nehmen wir das hin.“Zu Fragen der Gestaltung und Pflanzenau­swahl sagte Birgit Sperlich, dass man sich da von Fachleuten aus der Schweiz Rat geholt habe, die bereits viele Erfahrunge­n mit diesem Thema gemacht hätten.

Für Simon Wolpold (Netzwerk für Friedrichs­hafen) ist es ein gutes Projekt: „Wir bauen an dem wichtigste­n Gebäude in der ganzen Stadt, weil in diesem Gebäude die wichtigste­n Gestalter dieser Stadt sitzen. Und damit kann dieses Projekt auch für die Zukunft Beispiel geben, was alles in Sachen Klimaschut­z nötig ist.“Birgit Sperlich räumte ein, dass Klimaschut­z sehr viel Geld kosten werde. Und Philipp Fuhrmann (Netzwerk) erinnerte angesichts dieser Maßnahme an die Notwendigk­eit des Erhalts der Kaltluftzu­fuhr und sprach damit das geplante Bauprojekt der Albert-MerglenSch­ule an. „Diese Zone darf nicht zugebaut werden, das wäre ein krasser Widerspruc­h zu diesem Projekt der Fassadenbe­grünung“, sagte er und regte an, die Westfassad­e der VHS ebenfalls zu begrünen.

Die Idee von Jochen Meschenmos­er (Freie Wähler), die Anlage im Winter zu illuminier­en, also anzustrahl­en, wurde verworfen. Gaby Lamparsky (FDP) sah dieses Projekt als Piloten, aus dem zu lernen sei. Bei der Pflanzenau­swahl sollte großer Wert auf den Pflegeaufw­and gelegt werden. Für die Optik im Winter wäre es auch gut, immergrüne Pflanzen einzumisch­en. Der Gemeindera­t entscheide­t am Montag, 27. Juni.

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FOTO: STADT FRIEDRICHS­HAFEN So stellt sich die Verwaltung die Anlage der Fassadenbe­grünung vor.

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