Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Technisches Rathaus soll grüne Fassade bekommen
Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt stimmt einstimmig zu – Jetzt entscheidet der Gemeinderat
FRIEDRICHSHAFEN - Die Details der Fassadenbegrünung hat die stellvertretende Abteilungsleiterin des Stadtbauamtes, Birgit Sperlich, in der Sitzung des Ratsausschusses für Planen, Bauen und Umwelt vorgestellt. Dieses Pilotprojekt, das die Aufenthaltsqualität im Charlottenhof verbessern und die Raumtemperaturen im Technischen Rathaus spürbar senken soll, wurde vom Ausschuss einstimmig dem Rat zur Genehmigung empfohlen. Trotzdem gab es die ein oder andere Frage der Ausschussmitglieder.
Der Aufbau dieser Fassadenbegrünung soll zu einem Laubengang zwischen der Südfassade und dem dortigen Brunnen führen. Zwischen Fassade und Brunnen, der erhalten bleiben soll, entstehe, so Birgit Sperlich, ein neuer Raum. Vor dem Rankgerüst werden Pflanztröge im Abstand von vier Metern aufgestellt. Der Abstand des Rankgerüstes ist wegen des Brandschutzes nötig, würden die Pflanzen direkt vor der Fassade ranken, wären weitere Brandschutzmaßnahmen im Gebäude nötig.
Die Statik der darunter liegenden Tiefgarage ermöglicht diesen Abstand und es wird dadurch dieser Laubengang geschaffen. Dieser Raum könnte auch von der Ladenpassage genutzt werden, deren Schaufenster durch die Art der Bepflanzung nicht verdeckt werden sollen. Es bleibe somit auch der Blick von dort auf den Platz erhalten. Vom Erdgeschoss bis zum dritten Obergeschoss wird begrünt, für das vierte Obergeschoss wird es eine auf dem Dach installierte Bepflanzung geben, weil dieses Geschoss zurückgesetzt ist. Zwischen dem dritten Obergeschoss und dem Dach soll eine Photovoltaikanlage installiert werden, die einerseits den Laubengang beschatten kann, andererseits einen Gewinn in der Energiegewinnung bringt, der den Bedarf im Technischen Rathaus zu 60 Prozent decken soll.
Gearbeitet wird bei der Begrünung mit schnell und weniger schnell wachsenden Pflanzen. Dazu gehören als Beispiel Jungfernrebe, Blauregen und Scharlachwein, die rasch an Wachstum zulegen. Auf der anderen Seite sind Kletterrose, Passionsfrucht und Baumschlinge bei den langsamer, dafür aber flächiger wachsenden Pflanzen geplant. Als Unterpflanzungen sollen heimische Staudenmischungen dienen.
Diese Pflanzen blühen, tragen Früchte und dienen damit auch Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle. Auch im vierten Obergeschoss gibt es eine entsprechende Pflanzenauswahl. Für die Bewässerung soll ein System aus Zisterne und automatischer Bewässerung gebaut werden, da das manuell nicht machbar erscheint. Die Pflege und Betreuung soll an eine Fachfirma vergeben werden, die über die weiteren Jahre dieses Pilotprojekt betreuen soll.
Laut Birgt Sperlich wird die Anlage so installiert, dass man im Winter die dann scheinende Sonne auch nutzen kann. Die Verwaltung rechnet damit, dass sich in rund sechs Jahren die Begrünung im endgültigen Ausbaustadium befindet.
Die Kosten von 960 000 Euro sowie laufende Folgekosten pro Jahr von 12 000 Euro wurden zwar von einigen Ausschussmitgliedern hinterfragt, am Ende stimmten aber alle für diese Maßnahme. Heinz Tautkus (SPD) meinte, über Sinn und Ziel sei man sich im Ausschuss einig. „Uns erschrecken die Kosten, aber angesichts des Nutzens, nehmen wir das hin.“Zu Fragen der Gestaltung und Pflanzenauswahl sagte Birgit Sperlich, dass man sich da von Fachleuten aus der Schweiz Rat geholt habe, die bereits viele Erfahrungen mit diesem Thema gemacht hätten.
Für Simon Wolpold (Netzwerk für Friedrichshafen) ist es ein gutes Projekt: „Wir bauen an dem wichtigsten Gebäude in der ganzen Stadt, weil in diesem Gebäude die wichtigsten Gestalter dieser Stadt sitzen. Und damit kann dieses Projekt auch für die Zukunft Beispiel geben, was alles in Sachen Klimaschutz nötig ist.“Birgit Sperlich räumte ein, dass Klimaschutz sehr viel Geld kosten werde. Und Philipp Fuhrmann (Netzwerk) erinnerte angesichts dieser Maßnahme an die Notwendigkeit des Erhalts der Kaltluftzufuhr und sprach damit das geplante Bauprojekt der Albert-MerglenSchule an. „Diese Zone darf nicht zugebaut werden, das wäre ein krasser Widerspruch zu diesem Projekt der Fassadenbegrünung“, sagte er und regte an, die Westfassade der VHS ebenfalls zu begrünen.
Die Idee von Jochen Meschenmoser (Freie Wähler), die Anlage im Winter zu illuminieren, also anzustrahlen, wurde verworfen. Gaby Lamparsky (FDP) sah dieses Projekt als Piloten, aus dem zu lernen sei. Bei der Pflanzenauswahl sollte großer Wert auf den Pflegeaufwand gelegt werden. Für die Optik im Winter wäre es auch gut, immergrüne Pflanzen einzumischen. Der Gemeinderat entscheidet am Montag, 27. Juni.