Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
VfB Friedrichshafen nimmt Talent in Profikader auf
Der amtierende Bundesliga-Vizemeister fördert den 17-jährigen Simon Kohn von den Volley Youngstars
FRIEDRICHSHAFEN (sz/nib) - Der VfB Friedrichshafen hat auch in der kommenden Saison einen hoch veranlagten deutschen Nachwuchsspieler in seinem Kader. Simon Kohn von den Volley Youngstars wechselt fest in den Häfler Profikader. Beim Rekordmeister der Volleyball-Bundesliga soll er sowohl als Libero als auch als Außenangreifer eingesetzt werden. Dank eines Doppelspielrechts ist der 17-Jährige aber auch weiterhin für das Nachwuchsteam in der zweiten Liga spielberechtigt.
Kohn nimmt im Häfler Profikader sozusagen den freigewordenen Platz von Ben-Simon Bonin ein. Der 19jährige Außenangreifer hatte sich nach der abgelaufenen Saison und zwei Jahren beim VfB für einen Wechsel zum finnischen Meister und Champions-League-Teilnehmer Valepa Sastamala entschieden. Durch die Verpflichtung von Kohn zeigt Friedrichshafen, auch künftig Spieler des Bundesstützpunkts aus Friedrichshafen fördern zu wollen. Das Interesse des Bundesliga-Vizemeisters hat sich das junge Talent selbst erspielt. In der vergangenen Spielzeit hinterlegte er seine Visitenkarte zur Genüge bei VfB-Cheftrainer Mark Lebedew. Vor allem in der Vorbereitung und zum Saisonende habe der 17-Jährige laut der Clubmitteilung immer wieder im Training der Profis mitgemischt. Zudem haben sich die Verantwortlichen einige Zweitligaspiele der Youngstars angesehen, in denen er auf seiner Stammposition Libero sowie auch als Außenangreifer glänzte. „Er hat seine Sache sehr gut gemacht und auf dem Niveau der Profis trainiert“, lobt VfB-Cheftrainer Mark Lebedew den jungen Deutschen. „Deshalb freue ich mich, dass wir ihn als Perspektivspieler für die kommende Saison verpflichten konnten.“
Für Kohn ist es ein wichtiger Schritt in seiner Karriere. Sein Ziel ist es, sich dauerhaft im Profigeschäft zu etablieren. So wie seine Schwester Hannah, die es ihrem jüngeren Bruder vormachte und 2022 mit dem Allianz MTV Stuttgart das Double gewann. „Das habe ich natürlich schon mitbekommen“, meint Kohn lachend. „Und natürlich haben wir darüber auch gesprochen.“Denn auch die Zuspielerin wechselte aus Ulm ins Nachwuchsprogramm der Stuttgarterinnen und wurde von dort in den Profikader befördert.
In seinem Sinne ist es auch, seine Fähigkeiten als Allrounder weiter auszubauen und sowohl als Libero als auch als Außenangreifer zum Einsatz zu kommen. „Das ist nicht allzu schwierig, die Positionen ähneln sich ja dann doch“, wird Kohn im VfB-Bericht auf der Clubhomepage zitiert und freut sich auf seine Aufgabe. Der 17-Jährige geht das Ganze jedoch auch mit Demut an, und weiß, dass das Niveau in der 1. Bundesliga ein höheres ist. „Es wird eine große Herausforderung werden“, so Kohn.
„Ich werde versuchen, dem Team zu helfen und für mich möglichst viel Erfahrung sammeln.“
Als Vorbild dient hier Ben-Simon Bonin, dem das ganz gut gelungen ist. Er hegte keinen Groll wegen seiner Ersatzrolle, versuchte immer sich über qualitativ hochwertiges Training zu verbessern und sich anzubieten und kam aufgrund einiger coronaund verletzungsbedingten Ausfällen phasenweise dann manchmal sogar zu überraschend vielen Spielzeiten – zum Beispiel stand er sogar länger beim Gastspiel gegen den polnischen Topclub Jastrzebski Wegiel auf dem Feld. Daneben machte der VfB bei ihm das eine oder andere mal vom Doppelspielrecht Gebrauch und ließ ihn Spielpraxis bei den Volley Youngstars in Liga zwei sammeln. Das soll nun auch beim gebürtigen Ulmer Kohn so umgesetzt werden, schließlich „haben wir bei Ben-Simon gesehen, dass dieses Konzept funktioniert und dass er sich weiterentwickeln konnte“, wird VfB-Geschäftsführer
Thilo Späth-Westerholt in der VfB-Mitteilung zitiert. Es ist zu erwarten, dass Kohn auch einige Partien bei den Youngstars absolviert. Mit Blair Bann und Nikola Pekovic sowie Shootingstar Luciano Vicentin und dem slowenischen Nationalspieler Ziga Stern ist die Konkurrenz auf seinen Positionen sehr groß. Andererseits ist Friedrichshafen in drei Wettbewerben (Bundesliga, DVV-Pokal, Champions League) aktiv, weshalb Lebedew die Kräfte verteilen wird.
Im Moment sieht Kohn das blaugelbe Spielgerät nur im Sand. Ende Juli tritt er für Deutschland bei den Olympischen Jugendspielen in der Slowakei an. Anfang August wird er rechtzeitig zum Vorbereitungsstart wieder am Bodensee sein. „Simon hat sehr große Qualität und ich freue mich darauf, mit ihm zu arbeiten“, sagt Lebedew. „Es ist eine gute Sache, dass wir die Volley Youngstars in Friedrichshafen haben und dass dort solche Qualität heranwächst.“