Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Jubel ist nicht angemessen
Als „Triumph“hat Familienministerin Lisa Paus die Änderungen beim Werbeverbot für Abtreibung bezeichnet. Diese Aussage der Grünen-Politikerin ist ebenso unangemessen wie der stehende Applaus jener, die diese Änderungen befürworten.
Die Debatte um Abtreibungen berührt höchst sensible Grundrechte und zutiefst persönliche Fragen, deren Abwägung gegeneinander äußert schwerfällt. Jede Frau, die vor einer solche Entscheidung steht, benötigt bestmögliche Beratung und Unterstützung – um einen Abbruch im Idealfall gar nicht erst erwägen zu müssen. Diesen mühsam errungenen gesellschaftlichen Konsens, der im Paragrafen 218 Ausdruck findet, sollte man nicht aufkündigen.
Auch wenn die Ampel-Koalition beteuert, das nicht zu wollen – mit Feierstimmung erwecken viele Anhänger einen gänzlich anderen Eindruck. Der Schutz ungeborenen Lebens und das Selbstbestimmungsrecht der Frau aber sind zu sensible Güter, um sie für vermeintliche Punktsiege zu benutzen.
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