Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Wir gehen mal davon aus, dass Regierungspräsident Klaus Tappeser selbst nicht so recht an das glaubt, was er sich nach dem Urteil der höchsten Verwaltungsrichter des Landes im Streit um die Zeppelin-Stiftung gewünscht hat: Rechtsfrieden nämlich. Dass Albrecht von Brandenstein-Zeppelin, der so viel Geld in das Thema gesteckt und es so eng mit seiner Person verknüpft hat, jetzt einfach die Flinte ins Korn wirft, ist schwer vorstellbar. Die Frage ist eher, worauf er mit der Flinte als nächstes zielt – oder ob er andere Geschütze auffährt.
Dass der Adelige aus Mittelbiberach zum singulären Fall der Zeppelin-Stiftung historische Parallelen zieht und versucht, Allgemeingültiges abzuleiten, wirkt mit Blick auf die Geschichte etwas verstörend. So spricht er immer wieder davon, dass auch in der Nazi-Zeit und in der DDR Stiftungen enteignet worden seien. Das stimmt natürlich. Die Regime von NSDAP und SED waren Unrechtssysteme, die sich um Menschenund Grundrechte nicht geschert haben. Das würden wir so für den Südwesten Deutschlands nach 1945 nicht unterschreiben.
Bodensee samt Uferpark, Moleturm und Klangschiff, der Zeppelin, die Museen, das Graf-Zeppelin-Haus mit seinen Veranstaltungen: Friedrichshafen hat Gästen durchaus was zu bieten. Argumente für die Erhebung einer Kurtaxe ließen sich von daher auch finden, wenn ihr wichtigster Zweck nicht die Finanzierung der Echt Bodensee Card wäre. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist die Vorstellung, in einer Stadt, die trotz Lage am See in ihrer Gesamtheit sehr viel mehr Industriestadt als Erholungsort ist, Kurtaxe zahlen zu müssen, aber trotzdem. Immerhin: Mit maximal 2,50 Euro pro Übernachtung kommen Urlauber in Friedrichshafen im Vergleich zu anderen EBC-Kommunen am See relativ günstig davon.
Günstig kommt die Stadtverwaltung hingegen nicht an neue Pflanzen. Und die sind nötig, wenn einzelne Zeitgenossen in den Beeten des Uferparks herumstapfen, ihren Müll dort entsorgen oder sonstigen Blödsinn veranstalten. Schade eigentlich, denken die Spießgesellen, dass dafür dann derart hässliche Zäune aufgestellt werden müssen. Wäre doch schön, wenn man diejenigen, die sich nicht an die Spielregeln halten, auch gleich mal darauf aufmerksam machen würde oder könnte. Zivilcourage nennt sich das. Fällt aber nicht jedem leicht – und ist es auch nicht, wenn das gegenüber zum Beispiel zu viel getankt hat.
In Gefahr ist ein Streetfood-Markt an der Uferpromenade oder in der Innenstadt als solcher nicht gerade, aber ob dieser Veranstalter bei diesem Stadtmarketing noch einen Fuß in der Türe hat, wagen die Spießgesellen mal zu bezweifeln. Wie hieß es doch so schön: Man befinde sich in Gesprächen mit mehreren Anbietern. Warum auch dann auf den zurückgreifen, der aus Friedrichshafen kommt und in vielen umliegenden Städten erfolgreiche StreetfoodMärkte veranstaltet? Bei der Vergabe ist die Stadt frei, keine Frage. Und wir sind mal gespannt, was am Ende dabei herauskommt.
Ein Letztes noch: Wir freuen uns schon auf Frauen im Elferrat.
Ein gleichberechtigtes Wochenende
wünschen die Spießgesellen