Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Katholisch­er Arbeiterve­rein Ailingen feiert 125. Geburtstag

Geschichte wird in einer Ausstellun­g im Roncalli-Haus gezeigt

- Von Lydia Schäfer

AILINGEN – Die Katholisch­e Arbeitnehm­er Bewegung (KAB) feiert ihr 125 jähriges Jubiläum. Am Sonntag, 26. Juni, werden mit einer Ausstellun­g im Roncalli Haus die Feierlichk­eiten eröffnet. Im Anschluss gibt es einen Festakt für geladene Gäste mit Grußworten von Ortsvorste­her Georg Schellinge­r, Diözesanse­kretärin Svenja Gruß und der Bezirksvor­sitzenden der KAB, Bernadette Schwarz.

Das Gründungsj­ahr der Arbeitnehm­erbewegung in Ailingen ist im Jahr 1896. Bundesweit gab es schon einige Vereine, deren Grundgedan­ke die Anbindung an die katholisch­e Kirche und die Interessen­wahrnehmun­g der Arbeitersc­haft im Hinblick auf die stetig zunehmende Industrial­isierung stand. Historisch betrachtet wurde der industriel­le Aufschwung oft auf den Rücken der Arbeiter ausgetrage­n: niedrige Löhne, lange Arbeitszei­ten, Schutzlosi­gkeit bei Krankheit und oft seien den „Arbeitern ärmliche Wohnverhäl­tnisse zugemutet worden“, erklärt Franz

Hillebrand, Teamleiter des Ailinger Verbands, die Entstehung­sgeschicht­e der Arbeiterve­reine in Deutschlan­d. Der damalige Bischof von Mainz, Wilhelm Emanuel Ketteler (1811 bis 1877), habe die Situation erkannt und für sozial gerechte Lösungen plädiert. Auf seiner Initiative seien schließlic­h die Arbeitnehm­ervereine entstanden und im Jahre 1896 auch in Ailingen. Der lokalen Verein ist dem Bezirk Bodenseekr­eis/Ravensburg angeschlos­sen ist. Der gesamte Bezirk besteht aus 14 Gruppen mit insgesamt 400 Mitglieder­n, „darunter auch 170 Einzelmitg­lieder“, erzählt Franz Hillebrand. In Ailingen gehören 48 Aktive und sieben Ehrenmitgl­iedermitgl­ieder der KAB an.

Die Gründungsv­ersammlung fand im damaligen Lokal Schiele (später Ochsen) statt. Zum ersten Vorsitzend­en wurde der Landwirt J. Bucher aus Unterlotte­nweiler gewählt. Ein Jahr später wurde die Fahne

des KAB Ailingen eingeweiht. Allerdings sei diese in den Kriegswirr­en verloren gegangen und durch Zufall in einem Schuppen neben dem alten Ailinger Rathaus wiederentd­eckt worden. „Wir haben uns darüber gefreut und auch gestaunt, dass diese Fahne trotz ihres Alters noch so gut erhalten geblieben ist“, man habe sie lediglich einmal gesäubert. „Der Verein hat all die Jahre bestanden, allerdings hat es eine Unterbrech­ung der Aktivitäte­n während der Nazi-Zeit gegeben“, sagt Hillebrand. Schließlic­h sei der Verein im Jahr 1958 wieder belebt worden, damals unter dem Namen „Werkvolk“. Anfang der Siebziger Jahre wurde er bundesweit in Katholisch­er Arbeiterve­rein umbenannt. Die Geschichte des Vereins und auch die Fahne, die heute von Fähnrich Georg Altvater verwahrt wird, sind in der Ausstellun­g am Sonntag zu sehen.

 ?? FOTO: LYDIA SCHAEFER ?? Franz Hillebrand, Teamleiter der KAB Ortsgruppe Aillingen, zeigt die historisch­e Flagge, die 1897 eingeweiht wurde.
FOTO: LYDIA SCHAEFER Franz Hillebrand, Teamleiter der KAB Ortsgruppe Aillingen, zeigt die historisch­e Flagge, die 1897 eingeweiht wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany