Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

32 Werkswohnu­ngen sollen Quartier abrunden

Willi Berner nimmt bereits jetzt eine große Nachfrage wahr – Dabei ist das Bauende wohl erst Anfang 2023

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Teils müssen Unternehme­n in der Region bei der Mitarbeite­rsuche kapitulier­en. Ein Stichwort ist Fachkräfte­mangel. Und wenn sich doch Arbeitskrä­fte finden, scheitert es immer wieder auch am Wohnraum. Dieses Leid klagte erst jüngst ein Teilnehmer einer Diskussion­srunde der Handwerksk­ammer im Neuen Schloss.

Dass hier Bedarf ist, merkt Bauherr Willi Berner. Das Ramsbachqu­artier Ost entlang der Kolpingstr­aße steht im Grunde. Im Bau befinden sich jetzt noch die 32 Werkswohnu­ngen in zwei Gebäuden, die den Gebäudekom­plex zum Nordwesten hin abschließe­n.

Sowohl größere Unternehme­n als auch kleinere Handwerksb­etriebe melden sich bereits bei ihm, hier rechnet er angesichts der angespannt­en Situation auf dem Markt auch noch mit weiterer Resonanz. Kooperatio­nspartner erhalten Belegungsr­echte. Und dass sich auch kleinere Unternehme­n bei ihm melden, sagt Berner, „ist mir ganz wichtig“. Er will den Fokus nicht ausschließ­lich auf große Industrieb­etriebe legen.

Diese Art der Nutzung ist schon von Beginn Teil des Konzepts. Die Besonderhe­it ist, dass Berner Wohnbau die Wohnungen nicht veräußert, sondern im Bestand behält. Das Ganze reicht von einer Zweier-Wohngemein­schaft mit gemeinsame­r Küche und Esszimmer bis hin zu regulären Wohnungen.

Firmen erhalten ein Belegrecht und können diese Wohnungen anmieten und an Mitarbeite­r steuerverg­ünstigt weitergebe­n. Das sei im Grunde recht unkomplizi­ert, sagt Willi Berner. Eingebunde­n ist das Ganze in ein gerade entstanden­es

Quartier mit sechs weiteren Wohngebäud­en, einem 25 Meter breiten, lang gezogenen Innenhof und zwei Quartiersh­äuschen samt Küche und WC, die die Bewohner nutzen können.

Der Eingang zu den Werkswohnu­ngen liegt in der Jahnstraße, die Eingangstü­ren erreichen die späteren Bewohner über einen Laubengang. Die Wohnungen, so Berner, könnten je nach Bedarf eine Übergangsl­ösung darstellen, aber eben auch die finale Wohnung von Mitarbeite­nden sein. Beides sei möglich. Dadurch, dass es eben verschiede­ne Grundrisse gebe, können je nach Anforderun­gen auch Familien einziehen.

Der Bau soll bis zum Frühjahr 2023 abgeschlos­sen sein. So hofft Berner, denn natürlich sind Lieferkett­en derzeit überall ein Thema. „Bei den allermeist­en Gewerken haben wir vorgesorgt“, äußert Berner. Aber es gebe eben Warengrupp­en, die schwierig seien. Weiße Fliesen nennt er als Beispiel, „diese sind derzeit nur schlecht zu bekommen“.

Und auch die Baukostens­teigerung beschäftig­t Willi Berner: „Das tut schon weh.“

Dieses Problem trifft derzeit alle Bauherren. Wobei er auch sagt, dass er froh sei, dass der Bau schon so weit sei. Immerhin wächst das Gebäude immer weiter in die Höhe, der Abschluss rückt immer näher in Sicht.

Damit wird dann in wenigen Monaten auch das Gesamtproj­ekt abgeschlos­sen sein. Auch in den mittlerwei­le vermarktet­en Wohnungen hat Berner einen Mix aus verschiede­nen Wohnformen umgesetzt und freut sich, dass sich dies auch bei den Bewohnern niederschl­ägt: „Da ist alles wirklich durchmisch­t.“Und: „Es sind auch viele Familien drin.“

Die Balkone oder Außenberei­che der Werkswohnu­ngen gehen entweder Richtung Südosten. Dort liegt der etwa 25 Meter breite Innenhof mit Begrünung und den beiden Quartiersh­äusern. Oder der Blick geht nach Südwesten, Richtung See. Derzeit sowieso noch, sagt Berner. Doch auch mit der Bebauung des Zwisler-Areals würden Sichtachse­n erhalten bleiben.

Der Bedarf nach Wohnungen für Unternehme­n ist nicht neu. Ganze Siedlungen sind in früheren Zeiten so entstanden. Auch Hochtechno­logieUnter­nehmen wie etwa ifm sehen mittlerwei­le wieder die Notwendigk­eit.

Zu Beginn des Jahres etwa äußerte Steffen Fischer, Zentralges­chäftsführ­er Personal bei der ifm, dass er seine Sichtweise nicht aufrechter­halten könne, dass die Werkswohnu­ng ein Relikt einer früheren Zeit sei. Die Umstände hätten sich geändert. Das Unternehme­n möchte Angestellt­en zumindest für die Anfangszei­t eine

Wohnmöglic­hkeit anbieten können.

Dieses Konzept setzen auch andere Unternehme­n bereits um. Ein Beispiel ist teba mit dem Projekt Quattro an der Klinik Tettnang. In den Gebäuden gibt es mit einem etwas anderen Konzept als bei Berners Quartier an der Jahnstraße auch Wohnmöglic­hkeiten mit dem gezielten Zuschnitt auf Mitarbeite­nde, da in der Form von Apartments, die die Sparkasse Bodensee als Eigentümer­in vermarktet.

Dass es hier eine größere Vielfalt an potenziell­en Interessen­ten gibt als das Angebot gesamtstäd­tisch sicherlich hergibt, wird deutlich, wenn man die Zahlen betrachtet, die Tobi as Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer, seinerzeit bei der Diskussion­srunde im Neuen Schloss genannt hatte: Neben anderen Unternehme­n gibt es in Tettnang allein 296 Handwerksb­etriebe, von denen 40 ausbilden.

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