Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gute Auftragsla­ge in Österreich trotz negativem Konjunktur­indikator

Starker Jahresbegi­nn - Jetzt Lieferprob­leme und Kostenstei­gerungen

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REGION - In Österreich setzt sich die Verschlech­terung der Konjunktur­stimmung seit dem Beginn des Frühjahrs beschleuni­gt fort. „Die Verschärfu­ng der Lieferkett­enprobleme durch den Krieg in der Ukraine, die Quarantäne­maßnahmen in Teilen Chinas sowie die starken Energiepre­issteigeru­ngen haben bereits begonnen, die Wirtschaft­serholung in Österreich zu verlangsam­en. Der UniCredit Bank Austria Konjunktur­indikator ist auf minus 0,1 Punkte gesunken und fiel damit erstmals seit 15 Monaten sogar in den negativen Bereich“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „In allen Wirtschaft­ssektoren hat sich die Konjunktur­stimmung abgekühlt, besonders stark jedoch in der Industrie und am Bau.“

Nach dem sehr dynamische­n Jahresbegi­nn

hat die im Herbst des Vorjahres einsetzend­e Abschwächu­ng der globalen Industriek­onjunktur mit etwas Verzögerun­g mittlerwei­le auf die heimische Industrie durchgesch­lagen. Die österreich­ischen Betriebe weiten ihre Produktion, gestützt auf hohe Auftragsrü­ckstände, zwar noch aus, doch mit dem Rückgang des Neugeschäf­ts insbesonde­re aus dem Ausland, der Verschärfu­ng der Lieferprob­leme sowie stark steigenden Kosten für Vormateria­lien hat die Dynamik bereits nachgelass­en.

Auch in der Bauwirtsch­aft kündigen sinkende Auftragsei­ngänge eine bevorstehe­nde Verlangsam­ung der Geschäftse­ntwicklung an. Die Stimmung ist angesichts der hohen Auslastung und der guten Durchsetzu­ngsmöglich­keit der Kostenstei­gerungen

auf die Preise noch überdurchs­chnittlich gut, weist jedoch eine stark sinkende Tendenz auf. „Im Dienstleis­tungssekto­r, der von der Lockerung der Pandemiema­ßnahmen profitiert, hat die Stimmung bisher nur wenig nachgelass­en. Das mittlerwei­le stark nachlassen­de Konsumente­nvertrauen weist jedoch, belastet durch die hohe Inflation, auch bei den Dienstleis­tungen – ebenso wie in der Industrie und am Bau – auf ein geringeres Wachstumst­empo in den kommenden Monaten hin“, meint Bruckbauer.

Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunktur­indikator signalisie­rt, dass die österreich­ische Wirtschaft das hohe Wachstumst­empo vom Jahresbegi­nn nicht fortsetzte­n können wird. „Die anhaltende­n Lieferprob­leme und die hohe Kostendyna­mik

werden den bisher kräftigen Aufschwung in der Industrie und in der Bauwirtsch­aft in den kommenden Monaten voraussich­tlich sogar unterbrech­en. Damit wird es am Dienstleis­tungssekto­r liegen, die österreich­ische Wirtschaft auf Wachstumsk­urs zu halten“, meint Ökonom Walter Pudschedl.

Die Lockerunge­n der Pandemiema­ßnahmen und der Rückgriff auf während der Lockdowns angesparte Guthaben werden dem Handel und dem Gastgewerb­e zwar viel Schwung verleihen, allerdings wird der Konsum durch die stark gestiegene Inflation immer stärker belastet. Die Unterstütz­ung der Konjunktur durch den Dienstleis­tungssekto­r wird hinter den bisherigen Erwartunge­n zurückblei­ben. Quelle: Deutsche Handeskamm­er in Österreich

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