Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

TSG Ailingen bleibt in der Bezirkslig­a

Auf den Traumschle­nzer von Jannis Kohler hatte der TSV Schlachter­s keine Antwort

- Von Nico Brunetti

KRESSBRONN - Der TSV Schlachter­s hat zwei Hürden gemeistert. Neben dem SV Vogt wurde auch der FC Isny besiegt, und der Traum vom Aufstieg lebte. Aber die Vollendung blieb dem Vizemeiste­r der Fußball-Kreisliga A2 versagt. Im dritten Relegation­sspiel vor rund 850 Zuschauern am Samstag verlor Schlachter­s mit 0:3 (0:1) gegen die klassenhöh­ere TSG Ailingen, die mit dem Sieg in Kressbronn den Klassenerh­alt in der Bezirkslig­a auf den letzten Drücker klarmachte. Zugleich darf die Zweitvertr­etung der TSG dadurch weiter in der A-Liga spielen und trifft dort nun nach wie vor auf Schlachter­s.

Den Erfolg hatte die TSG am Samstag vor allem Jannis Kohler zu verdanken. Er legte sich den Ball in der 21. Minute zurecht und schlenzte ihn traumhaft aus etwa 25 Metern in den rechten Winkel. 1:0 für Ailingen – und somit ein entscheide­nder Vorteil in diesem Relegation­sspiel. „Ich habe mir überhaupt gar nichts gedacht“, beschrieb der 23-jährige Torschütze die Szene. Spontan hielt er aber einfach mal drauf, und dass der Ball tatsächlic­h im Tor landete, nannte er „Deppenglüc­k“. Er erzielte den wichtigste­n TSG-Treffer in dieser Saison – etwas, das nicht unbedingt zu erwarten war. Kohler musste sich oftmals hinten anstellen und markierte in dieser Spielzeit nur drei Tore. Für das Relegation­sspiel schenkte ihm aber TSG-Trainer Dieter Koch das Vertrauen und brachte ihn für den angeschlag­enen Patrick Berlet. „Er hat das sehr gut gemacht und seinen Mut zusammenge­nommen. So ein Tor erzielt man nicht jede Woche“, lobte Koch seinen Torschütze­n.

Mit diesem Tor lenkte Kohler das Spiel entscheide­nd in die Richtung der Ailinger. Denn die TSG hatte vor der eigenen Führung Schwierigk­eiten, und wäre beinahe früh einem Rückstand hinterherg­erannt. „Das war die Nervosität, wir haben eine junge Mannschaft und Schlachter­s ist keine Laufkundsc­haft. Das ist eine physisch starke Mannschaft“, sagte Koch. Jonas Hermann bediente Sandro Schiller, doch Torwart Andreas Speth verlangsam­te den Ball mit seiner Fußabwehr, sodass Sebastian Hügle die Situation noch ganz knapp vor der Linie bereinigen konnte (3.). „Normalerwe­ise macht man so einen Ball im Schlaf“, haderte Schiller vom TSV Schlachter­s, der jedoch auch Hügles großen Einsatz anerkannte. „Es war spielerisc­h nicht immer schön, aber unser Wille über die ganze Spielzeit war entscheide­nd“, meinte Kohler. Die Ailinger überstande­n auch weitere brenzlige Situatione­n, immer wieder kam dabei Schiller zum Abschluss. Unter anderem setzte der TSV-Angreifer einen Freistoß an das Aluminium (81.).

Das täuschte aber nicht darüber hinweg, dass Ailingen die Partie über weite Strecken kontrollie­rte. Dabei sprangen zwei Großchance­n heraus: Sowohl Dean Fiegle per Fuß (8.) als auch David Chavoshi (67.) brachten den Ball aus kürzester Distanz aber nicht im Tor unter. Als dann Schlachter­s das Risiko erhöhte, schlug die TSG doch noch zweimal zu. Jannis Hanslik blieb im Eins-gegen-einsDuell gegen TSV-Keeper Florian Kränzlein cool (85.). Den Schlusspun­kt setzte der eingewechs­elte Tayfun Eköz: Er schob den Ball zum 3:0 ins leere Tor, nachdem Kränzlein bei einer Standardsi­tuation mit nach vorne gegangen war (90.).

Noch auf dem Platz in Kressbronn begann eine Feier. Ailingen freute sich zusammen mit den eigenen Anhängern extrem über den eigenen Ligaverble­ib. Auch die zweite Mannschaft, die selbst weiter in der Kreisliga A aktiv sein darf, hat die erste Mannschaft „überragend unterstütz­t“, so Kohler, der betonte: „Wir haben gezeigt: Wir sind ein Verein.“

Für Koch war es der perfekte Abschied. Er übernahm die Mannschaft nach dem Jahreswech­sel für den künftigen Trainer des TSV Meckenbeur­en, Steve Reger, und führte die TSG über eine gute Abstiegsru­nde (fünf Siege, ein Unentschie­den, drei Niederlage­n) und dem erfolgreic­hen Relegation­sspiel zum Klassenerh­alt. „Auftrag erfüllt“, sagte der 58-jährige Koch, der nun erst einmal pausieren wird. Zur kommenden Runde übernehmen Daniel Di Leo und Nico Di Leo die Ailinger Mannschaft in der Bezirkslig­a. „Ich bin neugierig auf die neue Saison“, so Kohler. „Ziel sollte sein, nicht mehr in so eine Situation zu kommen.“

Die Stimmung war aber auch im Lager des TSV Schlachter­s positiv. Trainer Werner Weber und die Mannschaft wurden von den Anhängern gefeiert und nahmen das auch an. „Ich weiß gar nicht, ob ich vor Freude heulen soll“, meinte Weber. „Das ist das absolut Geile an dem Verein: Die Fans stehen immer hinter uns – egal, wie wir spielen“, sagte Schiller.

Der TSV-Mannschaft zeigte das bei aller Enttäuschu­ng deutlich, dass sie eine gute Saison absolviert hat. Gegen Ailingen fehlte dann nur etwas der Mut, laut Weber wollte

Schlachter­s am Anfang eigentlich höher anlaufen. Zudem mangelte es für den TSV-Trainer am Ende an der Energie. „Ailingen war läuferisch besser. Hinten raus haben uns die Körner gefehlt“, analysiert­e Weber. Für Schiller hat es am Samstag „einfach nicht sein sollen“, sagte der Angreifer, der dann eben an den Aufstieg in der kommenden Spielzeit glaubt: „Wir spielen seit vier, fünf Jahren zusammen und sind eine eingeschwo­rene Mannschaft. Wir werden stärker zurückkomm­en, das ist hundert Prozent sicher.“

Bezirkslig­a-Relegation:

TSG Ailingen – TSV Schlachter­s 3:0 (1:0). – Tore: 1:0 Jannis Kohler (21.), 2:0 Jannis Hanslik (85.), 3:0 Tayfun Eköz (90.) – Zuschauer: 850 – Schiedsric­hter: Fabian Boneberg – TSG: Speth, Kohler (74. Eköz), Walch, J. Willauer, Grollmuss, M. Willauer, Kemenater, Fiegle (80. Pawlowski), Hügle, Hanslik (89. Berger), Korkmaz (62. Chavoshi) – TSV: Kränzlein, D. Hermann (77. Hertrich), Grempel (60. Budai), Schiller, J. Hermann, Scheuerlei­n, Erath, Panowitz (46. Rief), Butz (46. Fischer), P. Hermann, Schäfer.

 ?? FOTO: GÜNTER KRAM ?? Ailingens Tayfun Eköz (re.) gewann das Laufduell gegen den Schlachter­ner Marc Erath und schob den Ball danach zum 3:0-Endstand ins leere Tor.
FOTO: GÜNTER KRAM Ailingens Tayfun Eköz (re.) gewann das Laufduell gegen den Schlachter­ner Marc Erath und schob den Ball danach zum 3:0-Endstand ins leere Tor.

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