Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
TSG Ailingen bleibt in der Bezirksliga
Auf den Traumschlenzer von Jannis Kohler hatte der TSV Schlachters keine Antwort
KRESSBRONN - Der TSV Schlachters hat zwei Hürden gemeistert. Neben dem SV Vogt wurde auch der FC Isny besiegt, und der Traum vom Aufstieg lebte. Aber die Vollendung blieb dem Vizemeister der Fußball-Kreisliga A2 versagt. Im dritten Relegationsspiel vor rund 850 Zuschauern am Samstag verlor Schlachters mit 0:3 (0:1) gegen die klassenhöhere TSG Ailingen, die mit dem Sieg in Kressbronn den Klassenerhalt in der Bezirksliga auf den letzten Drücker klarmachte. Zugleich darf die Zweitvertretung der TSG dadurch weiter in der A-Liga spielen und trifft dort nun nach wie vor auf Schlachters.
Den Erfolg hatte die TSG am Samstag vor allem Jannis Kohler zu verdanken. Er legte sich den Ball in der 21. Minute zurecht und schlenzte ihn traumhaft aus etwa 25 Metern in den rechten Winkel. 1:0 für Ailingen – und somit ein entscheidender Vorteil in diesem Relegationsspiel. „Ich habe mir überhaupt gar nichts gedacht“, beschrieb der 23-jährige Torschütze die Szene. Spontan hielt er aber einfach mal drauf, und dass der Ball tatsächlich im Tor landete, nannte er „Deppenglück“. Er erzielte den wichtigsten TSG-Treffer in dieser Saison – etwas, das nicht unbedingt zu erwarten war. Kohler musste sich oftmals hinten anstellen und markierte in dieser Spielzeit nur drei Tore. Für das Relegationsspiel schenkte ihm aber TSG-Trainer Dieter Koch das Vertrauen und brachte ihn für den angeschlagenen Patrick Berlet. „Er hat das sehr gut gemacht und seinen Mut zusammengenommen. So ein Tor erzielt man nicht jede Woche“, lobte Koch seinen Torschützen.
Mit diesem Tor lenkte Kohler das Spiel entscheidend in die Richtung der Ailinger. Denn die TSG hatte vor der eigenen Führung Schwierigkeiten, und wäre beinahe früh einem Rückstand hinterhergerannt. „Das war die Nervosität, wir haben eine junge Mannschaft und Schlachters ist keine Laufkundschaft. Das ist eine physisch starke Mannschaft“, sagte Koch. Jonas Hermann bediente Sandro Schiller, doch Torwart Andreas Speth verlangsamte den Ball mit seiner Fußabwehr, sodass Sebastian Hügle die Situation noch ganz knapp vor der Linie bereinigen konnte (3.). „Normalerweise macht man so einen Ball im Schlaf“, haderte Schiller vom TSV Schlachters, der jedoch auch Hügles großen Einsatz anerkannte. „Es war spielerisch nicht immer schön, aber unser Wille über die ganze Spielzeit war entscheidend“, meinte Kohler. Die Ailinger überstanden auch weitere brenzlige Situationen, immer wieder kam dabei Schiller zum Abschluss. Unter anderem setzte der TSV-Angreifer einen Freistoß an das Aluminium (81.).
Das täuschte aber nicht darüber hinweg, dass Ailingen die Partie über weite Strecken kontrollierte. Dabei sprangen zwei Großchancen heraus: Sowohl Dean Fiegle per Fuß (8.) als auch David Chavoshi (67.) brachten den Ball aus kürzester Distanz aber nicht im Tor unter. Als dann Schlachters das Risiko erhöhte, schlug die TSG doch noch zweimal zu. Jannis Hanslik blieb im Eins-gegen-einsDuell gegen TSV-Keeper Florian Kränzlein cool (85.). Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Tayfun Eköz: Er schob den Ball zum 3:0 ins leere Tor, nachdem Kränzlein bei einer Standardsituation mit nach vorne gegangen war (90.).
Noch auf dem Platz in Kressbronn begann eine Feier. Ailingen freute sich zusammen mit den eigenen Anhängern extrem über den eigenen Ligaverbleib. Auch die zweite Mannschaft, die selbst weiter in der Kreisliga A aktiv sein darf, hat die erste Mannschaft „überragend unterstützt“, so Kohler, der betonte: „Wir haben gezeigt: Wir sind ein Verein.“
Für Koch war es der perfekte Abschied. Er übernahm die Mannschaft nach dem Jahreswechsel für den künftigen Trainer des TSV Meckenbeuren, Steve Reger, und führte die TSG über eine gute Abstiegsrunde (fünf Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen) und dem erfolgreichen Relegationsspiel zum Klassenerhalt. „Auftrag erfüllt“, sagte der 58-jährige Koch, der nun erst einmal pausieren wird. Zur kommenden Runde übernehmen Daniel Di Leo und Nico Di Leo die Ailinger Mannschaft in der Bezirksliga. „Ich bin neugierig auf die neue Saison“, so Kohler. „Ziel sollte sein, nicht mehr in so eine Situation zu kommen.“
Die Stimmung war aber auch im Lager des TSV Schlachters positiv. Trainer Werner Weber und die Mannschaft wurden von den Anhängern gefeiert und nahmen das auch an. „Ich weiß gar nicht, ob ich vor Freude heulen soll“, meinte Weber. „Das ist das absolut Geile an dem Verein: Die Fans stehen immer hinter uns – egal, wie wir spielen“, sagte Schiller.
Der TSV-Mannschaft zeigte das bei aller Enttäuschung deutlich, dass sie eine gute Saison absolviert hat. Gegen Ailingen fehlte dann nur etwas der Mut, laut Weber wollte
Schlachters am Anfang eigentlich höher anlaufen. Zudem mangelte es für den TSV-Trainer am Ende an der Energie. „Ailingen war läuferisch besser. Hinten raus haben uns die Körner gefehlt“, analysierte Weber. Für Schiller hat es am Samstag „einfach nicht sein sollen“, sagte der Angreifer, der dann eben an den Aufstieg in der kommenden Spielzeit glaubt: „Wir spielen seit vier, fünf Jahren zusammen und sind eine eingeschworene Mannschaft. Wir werden stärker zurückkommen, das ist hundert Prozent sicher.“
Bezirksliga-Relegation:
TSG Ailingen – TSV Schlachters 3:0 (1:0). – Tore: 1:0 Jannis Kohler (21.), 2:0 Jannis Hanslik (85.), 3:0 Tayfun Eköz (90.) – Zuschauer: 850 – Schiedsrichter: Fabian Boneberg – TSG: Speth, Kohler (74. Eköz), Walch, J. Willauer, Grollmuss, M. Willauer, Kemenater, Fiegle (80. Pawlowski), Hügle, Hanslik (89. Berger), Korkmaz (62. Chavoshi) – TSV: Kränzlein, D. Hermann (77. Hertrich), Grempel (60. Budai), Schiller, J. Hermann, Scheuerlein, Erath, Panowitz (46. Rief), Butz (46. Fischer), P. Hermann, Schäfer.