Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

UN-Studie warnt vor Folgen von Cannabis-Konsum

Jede dritte Drogenther­apie wegen Kiffens begonnen – CDU fordert Stopp der Freigabe-Pläne

- Von Stefan Kegel

BERLIN - Die Freigabe von Cannabis für den privaten Konsum gilt als ein Vorzeigepr­ojekt der Ampel-Koalition. Nun warnt eine Studie des UNBüros für Drogen- und Verbrechen­sbekämpfun­g (UNODC) anhand der Erfahrunge­n in anderen Ländern vor den Folgen der Freigabe.

„Es gab eine bemerkensw­erte Zunahme an Krankenhau­saufenthal­ten, die mit Cannabis verbunden waren“, heißt es in der Studie im Rückblick auf die vergangene­n Jahre. Vor allem West- und Mitteleuro­pa seien davon betroffen gewesen. Zwischen 2010 und 2019 stieg in der EU die Zahl der Behandlung­sfälle um ein Drittel. Im Jahr 2019 wurden 35 Prozent der Drogenther­apien wegen Cannabis-Abhängigke­it begonnen. Jeder zweite dieser Patienten konsumiert­e täglich Haschisch oder Marihuana.

Eine der Ursachen liegt darin, dass sich der Wirkungsgr­ad von Cannabis durch den Inhaltssto­ff THC zwischen 2010 und 2019 infolge neuer Züchtungen um 40 Prozent erhöht, in Cannabis-Harz sogar verdreifac­ht hat.

In Deutschlan­d nahm der Konsum innerhalb der vergangene­n knapp zehn Jahre um 50 Prozent zu, die Zahl der Krankenhau­seinweisun­gen aufgrund des Konsums der Droge stieg in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n von rund 1000 auf rund 20 000 pro Jahr. Allerdings wurden in den vergangene­n Jahren auch die Gesetze zum persönlich­en Gebrauch und zum medizinisc­hen Einsatz von CannabisPr­odukten gelockert.

„Die erhebliche Zunahme des weltweiten Drogenkons­ums insgesamt ist sehr erschrecke­nd“, sagte die CDU-Gesundheit­spolitiker­in Simone Borchardt. Auch die Zunahme der Patienten, die sich in Folge regelmäßig­en Cannabisko­nsums psychisch behandeln lassen müssen, sei „sehr besorgnise­rregend“.

Sie kritisiert­e die Pläne der Ampel für eine Freigabe. „Ich bezweifle, dass die Bundesregi­erung die gesundheit­lichen Folgen einer kontrollie­rten Abgabe von Cannabis für Genusszwec­ke mit der nötigen Sorgfalt im Blick hat.“Zudem müssten Kinder und Jugendlich­e besser geschützt werden. „Es bedarf mehr als bunter Flyer vor Schulen und der Durchführu­ng von Medienkamp­agnen.“

Der Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Burkhard Blienert (SPD), sieht das komplett anders. Er begrüßt die geplante Freigabe von Cannabis, weil ein „Weiter wie bisher“weder den Konsum noch die Kriminalit­ät eindämme. Er versprach „eine wirksame und flächendec­kende Prävention in Deutschlan­d“. Man müsse Suchtpräve­ntion in den Schulunter­richt einbinden.

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