Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
UN-Studie warnt vor Folgen von Cannabis-Konsum
Jede dritte Drogentherapie wegen Kiffens begonnen – CDU fordert Stopp der Freigabe-Pläne
BERLIN - Die Freigabe von Cannabis für den privaten Konsum gilt als ein Vorzeigeprojekt der Ampel-Koalition. Nun warnt eine Studie des UNBüros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) anhand der Erfahrungen in anderen Ländern vor den Folgen der Freigabe.
„Es gab eine bemerkenswerte Zunahme an Krankenhausaufenthalten, die mit Cannabis verbunden waren“, heißt es in der Studie im Rückblick auf die vergangenen Jahre. Vor allem West- und Mitteleuropa seien davon betroffen gewesen. Zwischen 2010 und 2019 stieg in der EU die Zahl der Behandlungsfälle um ein Drittel. Im Jahr 2019 wurden 35 Prozent der Drogentherapien wegen Cannabis-Abhängigkeit begonnen. Jeder zweite dieser Patienten konsumierte täglich Haschisch oder Marihuana.
Eine der Ursachen liegt darin, dass sich der Wirkungsgrad von Cannabis durch den Inhaltsstoff THC zwischen 2010 und 2019 infolge neuer Züchtungen um 40 Prozent erhöht, in Cannabis-Harz sogar verdreifacht hat.
In Deutschland nahm der Konsum innerhalb der vergangenen knapp zehn Jahre um 50 Prozent zu, die Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund des Konsums der Droge stieg in den vergangenen zwei Jahrzehnten von rund 1000 auf rund 20 000 pro Jahr. Allerdings wurden in den vergangenen Jahren auch die Gesetze zum persönlichen Gebrauch und zum medizinischen Einsatz von CannabisProdukten gelockert.
„Die erhebliche Zunahme des weltweiten Drogenkonsums insgesamt ist sehr erschreckend“, sagte die CDU-Gesundheitspolitikerin Simone Borchardt. Auch die Zunahme der Patienten, die sich in Folge regelmäßigen Cannabiskonsums psychisch behandeln lassen müssen, sei „sehr besorgniserregend“.
Sie kritisierte die Pläne der Ampel für eine Freigabe. „Ich bezweifle, dass die Bundesregierung die gesundheitlichen Folgen einer kontrollierten Abgabe von Cannabis für Genusszwecke mit der nötigen Sorgfalt im Blick hat.“Zudem müssten Kinder und Jugendliche besser geschützt werden. „Es bedarf mehr als bunter Flyer vor Schulen und der Durchführung von Medienkampagnen.“
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sieht das komplett anders. Er begrüßt die geplante Freigabe von Cannabis, weil ein „Weiter wie bisher“weder den Konsum noch die Kriminalität eindämme. Er versprach „eine wirksame und flächendeckende Prävention in Deutschland“. Man müsse Suchtprävention in den Schulunterricht einbinden.