Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Das war ein besonderer Moment“
Werner Weber, Trainer des TSV Schlachters, nach dem verpassten Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga
KRESSBRONN - Nach dem Schlusspfiff des Unparteiischen Fabian Boneberg sind bei Werner Weber am Samstag Tränen geflossen. Der Trainer des TSV Schlachters hatte gerade das entscheidende Relegationsspiel zur Fußball-Bezirksliga in Kressbronn vor etwa 950 Zuschauern mit seiner Mannschaft mit 0:3 gegen Ailingen verloren. Der 63-Jährige weinte aber nicht über die vergebene Chance seines Teams, eine Klasse höher zu spielen. Es waren am Ende Tränen der Freude. Im Interview mit Giuseppe Torremante zog Weber Bilanz und blickte voraus.
Herr Weber, man hat Sie selten nach einem Fußballspiel so emotional gesehen. Lassen Sie uns teilhaben an Ihren Tränen. Warum flossen sie?
Der Grund waren die vergangenen Wochen in der Meisterschaft der A2 und die Spiele in der Relegation. Was die Mannschaft da geleistet hat, war unfassbar schön. Es war für mich eine große Anspannung, die sich dann in Tränen entlud. Die Mannschaft, die Zuschauer des TSV Schlachters: Es ist wie eine große Familie. Ich habe selbst acht Kinder und weiß, was das bedeutet. Vor allem die Reaktionen der Zuschauer nach dem Spielschluss haben mich etwas getröstet. Es geht im Fußball ums Gewinnen, aber manchmal sind andere Werte höher anzusehen als das blanke Ergebnis. Alle haben mich mitgenommen nach dem Motto: Kopf hoch Trainer, es geht weiter. Das war für mich ein besonderer Moment, deshalb flossen die Tränen.
Was hat Ihrer Mannschaft am Samstag in Kressbronn am Ende gefehlt?
Ich will eines vornewegschicken: Ailingen hat es gut gemacht und das Team hat die sich bietenden Chancen verwertet. Wir hatten in der Anfangsphase der Partie zwei richtig gute Einschussmöglichkeiten, aber der Ball ging leider nicht über die Torlinie. Das Spielglück war uns nicht hold. Mit einem tollen Treffer ist die TSG in Führung gegangen und hat dann das Momentum auf ihrer Seite gehabt. In Hälfte zwei, die nicht so gut von uns war, bekamen wir wieder zwei sehr gute Chancen, die Partie wieder offen zu gestalten. Beim Schuss von Sandro Schiller reagierte der TSG-Torhüter Andreas Speth sehr gut und der Freistoß von Schiller ging nur an die Latte.
Ihre Mannschaft hat in der Saison eine tolle Entwicklung gemacht.
Was hat Ihnen persönlich am besten gefallen?
Alle Spieler haben große Fortschritte in der Kompaktheit und in der Balleroberung gemacht. In der Vorrunde lief es besser, wir bekamen nur sieben Gegentore. Nach Wiederbeginn im neuen Jahr war es nicht mehr so gut, aber immer noch gut genug, um konkurrenzfähig zu sein. Darauf werden wir in der neuen Saison aufbauen und alles weiter verfeinern. Die Mannschaft ist noch nicht am Ende des Weges angelangt. Da geht noch was. Jeder Spieler wird weiter fleißig trainieren und sich weiterentwickeln. Davon bin ich überzeugt. Das Gefühl der Dankbarkeit und des Zusammenhalts trägt uns in die neue Saison.
Hatten Sie vor dem ersten Spieltag das Gefühl, das könnte eine gute Saison werden?
Ich stehe nun vor meinem dritten
Jahr beim TSV Schlachters und bereits zu Beginn der neuen Spielzeit 2021/22 war mir klar, dass wir das Potenzial haben, ganz vorne mitmischen zu können. Die vergangene Saison hat gezeigt, dass wir das Zeug haben, einmal Bezirksligist zu sein. Das ist das sportliche Ziel des TSV Schlachters für die Zukunft. Daran werden wir hart arbeiten.
Bleibt die Mannschaft zusammen?
Soweit ich weiß, ja. Peter Rinauer (29 Jahre) wechselt zu uns. Er kommt aus Bayern und arbeitet in Lindau. Julian Heide werden wir aus der A-Jugend hochziehen und Marian Rief, der schon gespielt hat, wird weiterhin zum Kader dazugehören, obwohl er noch ein Jahr in der A-Jugend spielen kann.
Der TSV Schlachters hat eine gut funktionierende Jugendarbeit. Wie schaffen Sie das?
Wir haben das Glück, dass wir mit Daniel Rief (ehemaliger Spieler und Jugendtrainer) einen kompetenten Jugendleiter haben, der von ehemaligen Trainern des TSV Schlachters unterstützt wird. Felipe Rodrigues und Lukas Sonntag tun den Jungs gut. Unsere Jugendspieler dürfen sich zum Beispiel während eines Punktspiels auf die Trainerbank setzen. Das machen sie kurz und laufen dann weiter. Da gibt es keine Berührungsängste, ganz im Gegenteil.
Wie lange pausieren Sie mit Ihrer Mannschaft? Wann geht es weiter?
Eigentlich war der 11. Juli unser Trainingsauftakt. Aufgrund der Verlängerung der Saison bin ich mir aber noch nicht sicher, ob wir da beginnen. Es könnte auch eine Woche später sein, obwohl mir der 11. Juli sehr gut passt. Das bespreche ich mit der Mannschaft und höre in die Spieler hinein.