Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mehr in Bildung investieren
Die Schulen bleiben auf jeden Fall offen. Das hat die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), am Freitag versprochen, und das darf trotz der zu erwartenden neuen Corona-Welle und trotz der Energiekrise auch gar nicht anders sein. Nur löst die Ankündigung noch nicht die Probleme, die an den deutschen Schulen von Rostock bis Ravensburg immer drängender werden. Um nur zwei zu nennen: die riesigen Lernlücken aus zweieinhalb Jahren Corona und die in der Regel mangelnden Deutschkenntnisse der immer zahlreicher werdenden Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien. Offene Schultüren sind das eine. Genauso wichtig ist aber der Umfang und die Qualität dessen, was in den Klassensälen gelehrt wird. Was direkt zu einem Kernproblem der aktuellen Schulmisere führt: dem Lehrermangel.
Je nach Betrachtungsweise fehlen an den deutschen Schulen derzeit mehrere Zehntausend, wenn nicht sogar über 100 000 Lehrkräfte. Jetzt rächt sich, dass entsprechende Studienplätze gestrichen wurden, auch noch in einer Zeit, in der der steigende Bedarf eigentlich abzusehen gewesen wäre. Nun die Reihen mit Quereinsteigern zu füllen, ist eine Notlösung, an der im Moment kein Weg vorbeiführt. Um aber dauerhaft Abhilfe zu schaffen, muss zweierlei geschehen: Mehr Studienplätze müssen her – und der Lehrerberuf muss dringend wieder attraktiver werden.
Gehälter und Stundenumfang sind im internationalen Vergleich in Deutschland zwar durchaus lehrerfreundlich. Aber um junge Leute anzulocken, wären mehr Entlastung durch unterstützende Sozialarbeit sowie kleinere Klassen hilfreich – auch wenn Letzteres sogar zu noch mehr Personalbedarf führt.
Der Fachkräftemangel in vielen anderen Branchen macht die Suche nach Personal für die Bildung natürlich dieser Tage nicht einfacher, weshalb jetzt schnell gehandelt werden muss. Die Investitionen, die für ein besseres Schulklima geleistet werden müssen, lohnen sich. Denn gut ausgebildeter Nachwuchs ist das wichtigste Zukunftskapital. Das gilt gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.