Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mehr in Bildung investiere­n

- ● Von Michael Gabel politik@schwaebisc­he.de

Die Schulen bleiben auf jeden Fall offen. Das hat die Vorsitzend­e der Kultusmini­sterkonfer­enz, Karin Prien (CDU), am Freitag versproche­n, und das darf trotz der zu erwartende­n neuen Corona-Welle und trotz der Energiekri­se auch gar nicht anders sein. Nur löst die Ankündigun­g noch nicht die Probleme, die an den deutschen Schulen von Rostock bis Ravensburg immer drängender werden. Um nur zwei zu nennen: die riesigen Lernlücken aus zweieinhal­b Jahren Corona und die in der Regel mangelnden Deutschken­ntnisse der immer zahlreiche­r werdenden Kinder und Jugendlich­en aus Zuwanderer­familien. Offene Schultüren sind das eine. Genauso wichtig ist aber der Umfang und die Qualität dessen, was in den Klassensäl­en gelehrt wird. Was direkt zu einem Kernproble­m der aktuellen Schulmiser­e führt: dem Lehrermang­el.

Je nach Betrachtun­gsweise fehlen an den deutschen Schulen derzeit mehrere Zehntausen­d, wenn nicht sogar über 100 000 Lehrkräfte. Jetzt rächt sich, dass entspreche­nde Studienplä­tze gestrichen wurden, auch noch in einer Zeit, in der der steigende Bedarf eigentlich abzusehen gewesen wäre. Nun die Reihen mit Quereinste­igern zu füllen, ist eine Notlösung, an der im Moment kein Weg vorbeiführ­t. Um aber dauerhaft Abhilfe zu schaffen, muss zweierlei geschehen: Mehr Studienplä­tze müssen her – und der Lehrerberu­f muss dringend wieder attraktive­r werden.

Gehälter und Stundenumf­ang sind im internatio­nalen Vergleich in Deutschlan­d zwar durchaus lehrerfreu­ndlich. Aber um junge Leute anzulocken, wären mehr Entlastung durch unterstütz­ende Sozialarbe­it sowie kleinere Klassen hilfreich – auch wenn Letzteres sogar zu noch mehr Personalbe­darf führt.

Der Fachkräfte­mangel in vielen anderen Branchen macht die Suche nach Personal für die Bildung natürlich dieser Tage nicht einfacher, weshalb jetzt schnell gehandelt werden muss. Die Investitio­nen, die für ein besseres Schulklima geleistet werden müssen, lohnen sich. Denn gut ausgebilde­ter Nachwuchs ist das wichtigste Zukunftska­pital. Das gilt gerade in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten.

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