Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Biden will Massen-Amnestie für Marihuana-Vergehen

US-Präsident begnadigt Tausende Amerikaner, die wegen Besitz der Droge Eintrag im Strafregis­ter haben

- Von Thomas Spang

- Der amerikanis­che Präsident kündigte seine Initiative zur Entkrimina­lisierung von Marihuana in einer Videobotsc­haft an. „Zu viele Leben sind wegen des gescheiter­ten Umgangs mit Marihuana auf den Kopf gestellt worden“, erklärte Joe Biden (Foto: AFP). Die Zeit sei gekommen, „diese Fehler zu korrigiere­n“. Tausende seien wegen des bloßen Besitzes von Marihuana verurteilt worden. „Und haben als Konsequenz keine Arbeit, Wohnung oder Ausbildung erhalten.“

Biden sagte, alle, die unter Bundesrech­t einen Eintrag im Strafregis­ter hätten, würden begnadigt. Nach Angaben des Weißen Hauses sitzt derzeit niemand in einem Bundesgefä­ngnis, der dort eine Strafe allein wegen des Besitzes von Marihuana abbüßt. Von der Amnestie profitiert­en aber 6500 Menschen, die in der Vergangenh­eit verurteilt worden waren und noch immer einen Eintrag in dem Strafregis­ter hätten.

Der Präsident ging noch einen Schritt weiter, indem er die zuständige­n Ministerie­n anwies, zu prüfen, wie Marihuana künftig eingestuft werden soll. Biden sagte, der gesunde Menschenve­rstand und die Fairness gebieten einen anderen Umgang. „Es macht keinen Sinn, Marihuana unter Bundesrech­t wie Heroin zu behandeln.“

Experten wie Andrew Freedman von der „Coalition for Cannabis Policy, Education and Regulation“weisen darauf hin, dass dieser Prozess der Neueinstuf­ung langwierig sei.

Freedman spielte 2014 eine Schlüsselr­olle bei der Legalisier­ung von Cannabis in Colorado; dem ersten Bundesstaa­t in den USA. Das brachte Colorado in direkten Gegensatz zu dem bestehende­n Bundesrech­t. Während der Verkauf in dem Staat legal war, können die lizenziert­en Geschäfte bis heute etwa keine Bankkonten führen.

Seitdem hat sich der Widerspruc­h innerhalb der amerikanis­chen Rechtsordn­ung nur vergrößert. Inzwischen erlauben 37 der 50 US-Bundesstaa­ten den medizinisc­hen Gebrauch von Marihuana. In 19 Bundesstaa­ten darf Cannabis zum privaten Genuss straffrei konsumiert werden. In nur noch einer Handvoll Gliedstaat­en steht der Besitz weiter unter Strafe. Freedman meint, Biden habe mit seiner Initiative einen wichtigen nationalen Dialog angestoßen. Analysten erwarten nun, dass Gouverneur­e bei der Begnadigun­g wegen bloßen Marihuana-Besitzes nachziehen. Die große Mehrheit der Betroffene­n war nach den Gesetzen der Gliedstaat­en verurteilt worden. Auf diese trifft das Präsidente­n-Pardon nicht zu.

Cannabis vollständi­g legalisier­en auf Bundeseben­e kann nur der USKongress. Dort zeichnet sich in beiden Parteien Bewegung ab. Bei den Republikan­ern macht die Abgeordnet­e Nancy Mace aus South Carolina Druck, die Gesetze zu ändern. „Wir sehen eine Welle an Reformen überall im Land“, erklärte Mace, die Bidens Initiative unterstütz­t. „Es wird höchste Zeit, dass der Kongress etwas tut.“

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