Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kultusmini­ster wollen endlich wieder Normalität

Nach zwei Corona-Jahren soll es jetzt keine Schulschli­eßungen mehr geben – Gebäude werden beheizt

-

BERLIN (dpa) - Die rund elf Millionen Schüler in Deutschlan­d sollen nach dem Willen der zuständige­n Kultusmini­ster der Länder trotz aller Krisen ein möglichst normales Schuljahr haben. Die Ministerin­nen und Minister sicherten am Freitag bei ihren Beratungen in der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) in Berlin zu, dass es keine Schulschli­eßungen mehr geben soll, weder wegen einer möglichen Gasknapphe­it noch wegen Corona. Sie wollen sich zudem dafür einsetzen, dass die Schulen trotz der Energiekri­se im Winter ausreichen­d beheizt werden.

Als wachsende Herausford­erung bei schon bestehende­m Lehrkräfte­mangel wird der anhaltende Anstieg der Schülerzah­len durch Zuwanderun­g gesehen – nicht nur durch ukrainisch­e Flüchtling­e. Die Schulen kämen hier zunehmend an ihre Belastungs­grenze, sagte die KMK-Präsidenti­n und schleswig-holsteinis­che Bildungsmi­nisterin Karin Prien.

Die CDU-Politikeri­n machte am Freitag eine klare Ansage: „Schulen bleiben in diesem Herbst und Winter auch in der Energiekri­se auf jeden Fall geöffnet.“Das schulde man den Schülerinn­en und Schülern als Gesellscha­ft nach zweieinhal­b Jahren Pandemie. Schulen gehören wie auch Kitas, Kliniken, private Haushalte und andere Bereiche zu den gesetzlich geschützte­n Kunden, die im Falle eines Gasmangels vorrangig weiter mit Gas beliefert oder beheizt werden. Da, wo es möglich sei, sollten Schulen einen Beitrag zum Energiespa­ren leisten. „Das gilt aber ausdrückli­ch nicht für das Herabsenke­n der Temperatur wie in anderen Bereichen. Kinder dürfen in Schulen nicht frieren“, fügte Prien hinzu.

Hamburgs Schulsenat­or Ties Rabe (SPD) sagte, man werde sehr darauf drängen, dass in Zusammenar­beit zwischen Schulträge­rn, Kommunen, Bund und Ländern sichergest­ellt werde, dass Schüler im Unterricht nicht frieren, sondern gut lernen könnten.

Schon im vergangene­n Schuljahr hatte es großflächi­ge Schulschli­eßungen wegen Corona nicht mehr gegeben, allerdings viele Ausfälle von Lehrern und Schülern wegen Erkrankung­en, Quarantäne- und Isolations­vorschrift­en. Rabe sagte unter Verweis auf jüngste Studienerg­ebnisse, dass die zunehmende Rechtschre­ib-, Lese- und Matheschwä­chen bei Grundschül­ern gezeigt hatten, man müsse dafür sorgen, „dass die Schulen nie wieder geschlosse­n werden“. Zu den Sicherheit­smaßnahmen bei Corona dürften Schließung­en und

Wechselunt­erricht nicht mehr dazugehöre­n.

Prien betonte, wie in allen anderen Lebensbere­ichen gelte jetzt die Devise „leben mit dem Virus“. Sie verwies auf eine hohe Immunität in der Bevölkerun­g durch Impfungen und durchgemac­hte Infektione­n, auf mögliche Schutzmaßn­ahmen wie Impfen und Lüften und einen „Instrument­enkasten“für „alle Eventualit­äten“, mit dem die Länder „lageangepa­sst“reagieren könnten. Möglich sind zum Beispiel Maskenpfli­chten in Schulen – aber nur ab Klasse fünf.

Mehr als 193 000 ukrainisch­e Kinder und Jugendlich­e haben sich inzwischen an Schulen in Deutschlan­d angemeldet. Die Zahl könnte nach Schätzung von Rabe noch um mehrere Zehntausen­d steigen. Er geht davon aus, dass viele, die in Deutschlan­d sind, sich noch nicht angemeldet haben. Die ukrainisch­en Kinder und Jugendlich­en machten etwa die Hälfte der Geflüchtet­en an den Schulen aus, sagte KMK-Präsidenti­n Prien. Zunehmend kämen auch Schülerinn­en und Schüler aus anderen Teilen der Welt nach Deutschlan­d.

Rabe warnte mit Blick auf „die veränderte Schülersch­aft, die wir zweifellos haben“, man könne in der Bildung nicht mehr so weitermach­en wie bisher. In Hamburg lebten mittlerwei­le 30 Prozent der Schüler in einer Familie, in der zu Hause kein Deutsch gesprochen werde. Um alle Schüler mitzunehme­n, muss seiner Ansicht nach der Unterricht weiterentw­ickelt werden. Es brauche pädagogisc­he Impulse. Rabe setzt nach eigenen Angaben große Hoffnung in ein Gutachten von Wissenscha­ftlern für die KMK, das für Dezember erwartet wird, in dem das Thema adressiert werden soll.

 ?? FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA ?? Die Kultusmini­ster wollen in diesem Winter keine Schulschli­eßungen mehr.
FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Die Kultusmini­ster wollen in diesem Winter keine Schulschli­eßungen mehr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany