Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

EU als sicherer Hafen für Whistleblo­wer

- Klaus Klöck, Emmingen-Liptingen

Zu: „Edward Snowden wird russischer Staatsbürg­er“(28. September):

Es ist schön, dass Herr Spang das Urteilsver­mögen von Edward Snowden beurteilt. Ihm aber eine Anbiederun­g an ein System, das die Demokratie und Menschenre­chte mit Füßen tritt, vorzuwerfe­n, gerade im Hinblick auf seine Herkunft und seinen Werdegang, ist zumindest fragwürdig. Welche Wahl hatte er denn eigentlich? Keine russische Staatsbürg­erschaft annehmen und damit jederzeit Gefahr laufen, dass er doch noch als Verhandlun­gsmasse bei irgendwelc­hen seltsamen Deals herhalten muss? Welche realistisc­he Wahl hat er denn dagegen? Sich stellen und für den Rest seines Lebens ins Gefängnis gehen, weil er aufgedeckt hat, dass es die USA mit Demokratie und Menschenre­chten nicht so genau nehmen, wenn keiner hinguckt?

Ein Opfer werden wie Julian Assange, der ganz nach dem Motto „Tötet den Boten!“seit vielen Jahren in Gefangensc­haft ist? Ein australisc­her Staatsbürg­er, der eine Whistleblo­wer-Plattform betrieben hat, sitzt im Gefängnis, weil die USA das so wollen. Systematis­ch denunziert, psychisch und physisch vernichtet mit der Aussicht, in die USA ausgeliefe­rt zu werden – und es würde am Ende auch nicht mehr wundern, wenn diverse dortige Fanatiker ihn letztlich hinrichten lassen. Die EU hätte beide bei sich aufnehmen können, ganz ohne Anbiederun­g an demokratie­feindliche Systeme, wenn sie einen Arsch in der Hose hätte. Die EU hätte der sichere Hafen für Whistleblo­wer sein können. Stattdesse­n biedert sich die EU den USA an, die die Demokratie und Menschenre­chte mit Füßen treten, wenn nicht so gestimmt wird, wie sie das gerade haben wollen. Der Kommentar war völlig daneben und hätte gerne auch mal die Sicht von Snowden und seine tatsächlic­hen Möglichkei­ten beleuchten können. Stattdesse­n wird jemand gezielt denunziert, der uns aufgezeigt hat, dass Paranoia völlig angebracht ist in der heutigen Welt.

Benjamin Schäfer, Riedlingen

Zu „Gasumlage soll bleiben“(22. September):

Jahrelang wurde der Gaspreis an dem Heizölprei­s festgemach­t, obwohl Gas im Verhältnis zu Heizöl viel billiger im Einkauf war.

Dabei machten die Gaskonzern­e horrende Gewinne. Die Industrie konnte billig produziere­n und machte ebenfalls hohe Gewinne.

Die Politik war dem Druck der Wirtschaft ausgesetzt (O-Ton Norbert Röttgen bei Maischberg­er) und hielt auch nach den russischen Kriegen und der Annexion der Krim an ihrer Politik fest, ausschließ­lich von Russland billiges Gas zu beziehen und sich dermaßen abhängig von Russland zu machen.

Jetzt hält keiner unserer Volksvertr­eter mehr was davon, den Gaspreis am Heizölprei­s festzumach­en bzw. einen Preisdecke­l zu erlassen. Solidaritä­t heißt für mich, alle werden an den Mehrkosten beteiligt und nicht nur die Gaskunden.

Heizöl hat sich im Preis verdoppelt, Gas versiebenf­acht. Bis zum August zahlte ich 5,28 Cent pro Kilowattst­unde, jetzt zahle ich 36 Cent.

Die, die jahrelang mit dem billigen Gas reich wurden, sollten jetzt in die Pflicht genommen werden, um ihren solidarisc­hen Beitrag am Volk zu leisten. Gewinne werden privatisie­rt und Verluste sozialisie­rt (siehe Uniper). Alle Volksparte­ien halten daran fest, zumal viele Politiker Lobbyisten sind und selber an ihrer Politik gut mitverdien­en. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert. Jeder Posten in der Wirtschaft sollte Politikern verwehrt werden.

Martin Bufler, Leutkirch

Zu „Sozialtour­ismus – Behauptung ohne Beleg“(28. September):

Ich zitiere: Zahlen die seinen Vorwurf untermauer­n, gibt es nicht. Es ist Aufgabe der Verwaltung und des zuständige­n Ministeriu­ms und seine vielen Beamten, schon des Verdachts einer Straftat oder Missbrauch­s von Steuergeld­ern oder Beitragsge­ldern den Verdacht zu überprüfen und bei Bestätigun­g auch den Einzelfall gesetzlich zu ahnden. Beides tut das zuständige Ministeriu­m wohlweisli­ch nicht. Ich vermute aus der Befürchtun­g heraus, damit einen Sturm der Entrüstung bei den Beitrag- und Steuerzahl­ern, zu entfachen.

Größer als der Sturm, der nur von den Medien und nicht, wie von Frau Kling behauptet, durch Herrn Merz angeblich losgetrete­n wurde. Es sind die Medien, die sich entrüsten. Denn auch Kriegsflüc­htlinge können „Sozialtour­ismus“betreiben, wie an anderer Stelle gesagt worden ist, von Frankreich nach Deutschlan­d, weil in Deutschlan­d die Sozialleis­tungen höher und leichter zu bekommen sind. Ist denn die Ukraine mit ihren Oligarchen so arm, dass sie in ihrem mehrfach größeren Land, wie die BRD eines ist, die aus dem relativ kleinen Kriegsgebi­et flüchtende­n, nicht sicher aufnehmen kann ? Dieser Gedanke kommt unseren hoch dotierten Medien-Verantwort­lichen wohl nicht, oder ist dieser Gedanke auch gegen Kriegsflüc­htlinge hetzend. Und Herrn Merz würde ich sagen, dass er kein Rückgrat hat, weil er nicht zu seiner getätigten Äußerung steht.

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