Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Herbstwelle? So ist die Corona-Lage in Lindau
19 Corona-Patienten werden derzeit stationär versorgt – 20 Menschen im Sommer nach Infektion verstorben
LINDAU - Sie scheint zu beginnen, die Herbstwelle. Deutschlandweit nehmen die Corona-Fallzahlen wieder zu, auch im Landkreis Lindau steigt die Sieben-Tage-Inzidenz. 19 Menschen werden derzeit mit einer Corona-Infektion in der AsklepiosKlinik behandelt. Im Sommer starben 20 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus. Gleichzeitig nimmt die Impfkampagne wieder Fahrt auf. Ein Überblick.
Die Situation ist anders als in den vergangenen zwei Jahren. Die Omikron-Variante des Coronavirus wird von Virologen milder eingestuft als ihre Vorgänger. Selbst Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) blickte vor wenigen Tagen optimistisch in den Herbst und Winter. Er sei zuversichtlich, „dass wir Corona im Griff haben werden“.
Die Verantwortlichen der Lindauer Asklepios-Klinik mahnen angesichts der hohen Fallzahlen allerdings zur Vorsicht. „Leider steigt auch die Zahl der Covid-Patientinnen und -Patienten, die stationär im Krankenhaus versorgt werden müssen, nun wieder an“, schreibt Sprecher Christopher Horn auf Anfrage der LZ. Im Lindauer Krankenhaus würden aktuell 19 Corona-Patientinnen und -Patienten stationär versorgt. Auf der Intensivstation liegt keiner. Mit der Omikron-Variante haben sich in den vergangenen Monaten
viele Menschen angesteckt. Wieviele genau, das lässt sich schwer sagen. Weil es schon lange keine Testpflicht mehr gibt, dürften viele Infektionen unentdeckt bleiben. Zudem tauchen Infizierte, die keinen PCR-Test machen, nicht in der Statistik auf. Trotzdem lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Lindau Mitte Juli weit über 1000, vor einem Monat dann bei etwa 200. Am Donnerstag kletterte der Wert auf 574,5. „Uns ist im Landkreis kein Hotspot bekannt“, schreibt Sibylle Ehreiser auf Nachfrage. „Allerdings sind aktuell wieder Heime und Einrichtungen betroffen.“Zwischen Mai und September dieses Jahres sind im Landkreis Lindau 20 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum starben 2021 und 2020 nur jeweils zwei Menschen nach einer Corona-Infektion. Allerdings war die Gesamtzahl der Infizierten in den ersten beiden Pandemiejahren auch viel niedriger.
Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie im Landkreis Lindau 125 Menschen nach einer Corona-Infektion gestorben. Laut der Internetseite Corona-in-Zahlen.de war fast die Hälfte der Bewohner im Landkreis Lindau mittlerweile mindestens einmal mit dem Virus infiziert.
Welche Rolle spielen größere Feste in puncto Ansteckungen? Nach dem Bezirksmusikfest in Heimenkirch habe es Mitte Juli in den Gemeinden Heimenkirch und Lindenberg einen „auffallenden Anstieg an Infektionen“gegeben, sagte Ehreiser vor ein paar Wochen. Besucher des Lindauer Oktoberfests hatten hingegen offenbar Glück: „In den zwei Wochen nach dem Oktoberfest gab es keinen auffälligen Anstieg“, schreibt die Landratsamtssprecherin jetzt.
Während es in den ersten beiden Pandemiejahren auch darum ging, dass Intensivstationen durch zu viele Corona-Patienten nicht überlastet werden, stehen Kliniken derzeit vor allem vor dem Problem, dass infiziertes Personal ausfällt. Aktuell seien zwar alle Stationen „aufnahmebereit“, wie Asklepios-Sprecher Christopher Horn schreibt. „Leider haben aber auch wir coronabedingte Ausfälle zu verzeichnen, die zeitweilig zu Einschränkungen auf einzelnen Stationen führen, beziehungsweise in der Vergangenheit geführt haben.“Eine Corona-TaskForce bewerte die Lage von Woche zu Woche neu, Mitarbeiter der Klinik würden noch immer mehrmals pro Woche getestet und müssen bei der Arbeit eine FFP2-Maske tragen.
Seit dem 12. September gibt es in den Impfzentren in Lindau und Lindenberg die neuen, an die OmikronVariante angepassten Impfstoffe von Biontec und Moderna. „Zunächst lief die Reaktion auf die Impfkampagne verhalten“, schreibt Landratsamtssprecherin Ehreiser. Seit vergangener Woche sei die Nachfrage nach Auffrischimpfungen aber deutlich höher. „Bisher wurden in den Impfzentren 491 Auffrischimpfungen mit dem an Omikron angepaßten Impfstoff verabreicht.“
Der neue Impfstoff ist nur für Auffrischungsimpfungen (dritte und vierte Impfung) zugelassen. Eine Viertimpfung empfiehlt die ständige Impfkommission (Stiko) derzeit für Menschen ab 60 Jahren.
Bekommen können sie auch Menschen, die gesundheitlich besonders gefährdet sind.