Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die DTM und der Kampf um die Zukunft
Am Wochenende beendet die Rennserie ihre zweite Saison im neuen Format – Chef Berger gibt sich optimistisch
(SID) - Es wird wieder laut in Hockenheim, Reifen qualmen, Benzingeruch liegt in der Luft. Und ziemlich voll ist es wohl auch auf den Tribünen. Für Gerhard Berger sind das hervorragende Nachrichten. Denn seine DTM hat ihre Transformation erfolgreich bewältigt, sie ist nun eine GT3-Serie, eine von vielen also – und trotzdem zieht sie noch, trotzdem kommen die Menschen noch an die Strecken.
Am Wochenende schließt die neue DTM ihre zweite Saison ab, wobei Berger hier gerne einhakt. „Ich wehre mich immer dagegen“, sagt er, „es ist keine neue DTM, es war immer dieselbe DTM.“Zwar gebe es ein neues technisches Reglement, ein völlig anderes sogar, die Marke sei aber „historisch gewachsen“. Er blicke optimistisch in die Zukunft.
Verändert haben sich allerdings nicht bloß die Autos, die eingesetzt werden – auch das Umfeld, in dem der gesamte Motorsport stattfindet, verwandelt sich gerade, nicht plötzlich, aber schleichend. Das ist auch Berger, dem langjährigen Formel-1Piloten, bewusst: In einer Welt, die nachhaltige Lösungen sucht, steht der benzinbetriebene Motorsport besonders im Fokus.
Das ist nicht unberechtigt, findet der Österreicher, wenn auch oft etwas zu kurz gedacht. Der moderne Motorsport nutze schließlich „die effizientesten Motoren“, sagt er, „und wenn es um den CO2-Ausstoß geht, sind die 20 bis 30 Autos, die im Kreis fahren, zu vernachlässigen.“
Die ganz große Belastung gehe von den Großevents drumherum aus, „dort muss man die Diskussion ansetzen“, sagt Berger, „allerdings gilt das für alle Veranstaltungen – von der Fußball-WM, über Ski-Rennen bis hin zu Konzerten.“In der Tat rechnen Fachleute vor, dass der CO2Ausstoß durch eine einzige FußballWM um ein Vielfaches höher ist, als der einer gesamten Formel-1-Saison.
Und doch wirkt allein das Bild von 30 Autos auf der Rennstrecke zunehmend aus der Zeit gefallen. Die „Sensibilität bei diesem Thema“habe zugenommen, sagt auch Berger, „jeder ist sich heute bewusst, dass ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden muss.“Das sei sehr positiv. Zugleich setzt es den Motorsport unter Erklärungsdruck.
Die Formel 1 begründet ihre Relevanz dabei ziemlich erfolgreich damit, dass sie mit viel Geld Innovationen vorantreibt, die am Ende auch für saubere Mobilität auf der Straße sorgen können – Serien wie die DTM nutzen eher Technik, die ohnehin schon da ist.
Für Berger greift dieser Gedanke aber zu kurz. Nachhaltige Kraftstoffe etwa würden „in der DTM unter Extrembedingungen getestet und eingesetzt“, diese Informationen dann wiederum den Herstellern zur Verfügung gestellt. Eine GT-Serie könne zudem eine ganz andere Funktion erfüllen als die Formel 1: Der Vorteil liege darin, „dass die Hersteller in der DTM Autos im Einsatz haben, die ganz nah an der Serienproduktion dran sind.“Vorangehen will er indes auf dem Feld der Elektromobilität. Die DTM Electro ist ein Projekt in der Entwicklung, „Ende des nächsten Jahres“sollen die Autos mit 1300 PS auf der Rennstrecke stehen und damit auch Impulse setzen für die Straße. Um relevant zu bleiben, sagt Berger, „muss der Motorsport ein Innovationslabor sein“.