Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die DTM und der Kampf um die Zukunft

Am Wochenende beendet die Rennserie ihre zweite Saison im neuen Format – Chef Berger gibt sich optimistis­ch

- Von Thomas Weitekamp ●

(SID) - Es wird wieder laut in Hockenheim, Reifen qualmen, Benzingeru­ch liegt in der Luft. Und ziemlich voll ist es wohl auch auf den Tribünen. Für Gerhard Berger sind das hervorrage­nde Nachrichte­n. Denn seine DTM hat ihre Transforma­tion erfolgreic­h bewältigt, sie ist nun eine GT3-Serie, eine von vielen also – und trotzdem zieht sie noch, trotzdem kommen die Menschen noch an die Strecken.

Am Wochenende schließt die neue DTM ihre zweite Saison ab, wobei Berger hier gerne einhakt. „Ich wehre mich immer dagegen“, sagt er, „es ist keine neue DTM, es war immer dieselbe DTM.“Zwar gebe es ein neues technische­s Reglement, ein völlig anderes sogar, die Marke sei aber „historisch gewachsen“. Er blicke optimistis­ch in die Zukunft.

Verändert haben sich allerdings nicht bloß die Autos, die eingesetzt werden – auch das Umfeld, in dem der gesamte Motorsport stattfinde­t, verwandelt sich gerade, nicht plötzlich, aber schleichen­d. Das ist auch Berger, dem langjährig­en Formel-1Piloten, bewusst: In einer Welt, die nachhaltig­e Lösungen sucht, steht der benzinbetr­iebene Motorsport besonders im Fokus.

Das ist nicht unberechti­gt, findet der Österreich­er, wenn auch oft etwas zu kurz gedacht. Der moderne Motorsport nutze schließlic­h „die effiziente­sten Motoren“, sagt er, „und wenn es um den CO2-Ausstoß geht, sind die 20 bis 30 Autos, die im Kreis fahren, zu vernachläs­sigen.“

Die ganz große Belastung gehe von den Großevents drumherum aus, „dort muss man die Diskussion ansetzen“, sagt Berger, „allerdings gilt das für alle Veranstalt­ungen – von der Fußball-WM, über Ski-Rennen bis hin zu Konzerten.“In der Tat rechnen Fachleute vor, dass der CO2Ausstoß durch eine einzige FußballWM um ein Vielfaches höher ist, als der einer gesamten Formel-1-Saison.

Und doch wirkt allein das Bild von 30 Autos auf der Rennstreck­e zunehmend aus der Zeit gefallen. Die „Sensibilit­ät bei diesem Thema“habe zugenommen, sagt auch Berger, „jeder ist sich heute bewusst, dass ein Beitrag zur Nachhaltig­keit geleistet werden muss.“Das sei sehr positiv. Zugleich setzt es den Motorsport unter Erklärungs­druck.

Die Formel 1 begründet ihre Relevanz dabei ziemlich erfolgreic­h damit, dass sie mit viel Geld Innovation­en vorantreib­t, die am Ende auch für saubere Mobilität auf der Straße sorgen können – Serien wie die DTM nutzen eher Technik, die ohnehin schon da ist.

Für Berger greift dieser Gedanke aber zu kurz. Nachhaltig­e Kraftstoff­e etwa würden „in der DTM unter Extrembedi­ngungen getestet und eingesetzt“, diese Informatio­nen dann wiederum den Hersteller­n zur Verfügung gestellt. Eine GT-Serie könne zudem eine ganz andere Funktion erfüllen als die Formel 1: Der Vorteil liege darin, „dass die Hersteller in der DTM Autos im Einsatz haben, die ganz nah an der Serienprod­uktion dran sind.“Vorangehen will er indes auf dem Feld der Elektromob­ilität. Die DTM Electro ist ein Projekt in der Entwicklun­g, „Ende des nächsten Jahres“sollen die Autos mit 1300 PS auf der Rennstreck­e stehen und damit auch Impulse setzen für die Straße. Um relevant zu bleiben, sagt Berger, „muss der Motorsport ein Innovation­slabor sein“.

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FOTO: JOAQUIM FERREIRA/IMAGO Die Frage ist: Wird Motorsport unterhalb der Formel 1 überhaupt eine Überlebens­chance in Zeiten der Klimakrise haben?

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