Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rätselrate­n nach Schüssen auf Kommunalpo­litiker

FDP-Kreisrat aus dem Landkreis Göppingen schwer verletzt – Bisher keine Hinweise auf Täter oder Motiv

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(dpa) - Die Schusslöch­er in der Fenstersch­eibe liegen eng beieinande­r, der oder die Schützen müssen sauber gezielt haben. Das Opfer: ein Landwirt und FDP-Kommunalpo­litiker aus Hattenhofe­n, der am frühen Sonntagmor­gen in seinem abgelegene­n Bauernhaus durch das Fenster hindurch angeschoss­en und schwer verletzt wurde. In seiner Heimat Hattenhofe­n im Albvorland herrscht Fassungslo­sigkeit. Der Kreisrat sei bereits operiert worden, schwebe aber nicht in Lebensgefa­hr, teilte die Staatsanwa­ltschaft am Montag mit.

Fast alle anderen Fragen bleiben zunächst unbeantwor­tet. Mit einer Sonderkomm­ission versucht die Kriminalpo­lizei, die Spuren auszuwerte­n. Klar scheint zu sein, dass der Landwirt kein Zufallsopf­er ist. Der Täter muss sich dem abgelegene­n Hof durch den Garten genähert haben, im hinteren Bereich des Gebäudes schoss er durch die Fenster und traf den Kommunalpo­litiker. Auch mehr als 24 Stunden später sind die Einschussl­öcher in den Scheiben noch zu sehen.

Völlig unklar blieben zunächst die Hintergrün­de des Verbrechen­s: Wurde der Mann wegen seiner politische­n Tätigkeit Opfer? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter ? Der 65-Jährige sei ein ehrenamtli­cher Vollblutpo­litiker,

sagte Hattenhofe­ns Bürgermeis­ter Jochen Reutter der Deutschen Presse-Agentur. Das Opfer habe sich um Themen wie Sparkassen­geschäfte oder die Schließung einer kleineren Klinik gekümmert. „Dass sich aus dieser politische­n Tätigkeit so eine Tat entwickelt, kann ich mir persönlich schwerlich vorstellen. Aber das sind ja alles nur Mutmaßunge­n“, sagte der Bürgermeis­ter.

Von Anfeindung­en gegen den ehrenamtli­ch tätigen FDP-Politiker sei ihm nichts bekannt, sagte Reutter. Auf dem Hof des Opfers gibt es Weihnachts­baumverkäu­fe, einen landwirtsc­haftlichen Betrieb und auch Feiern. Auch der Vater des Mannes war schon in der Politik. „Die Familie kennt man, ihn kennt man“, erzählte der Bürgermeis­ter der beschaulic­h gelegenen Gemeinde.

Und obwohl die Hintergrün­de völlig unklar sind, sorgt die Gewalttat für Fassungslo­sigkeit bis in hohe politische Kreise. Göppingens Landrat Edgar Wolff zeigte sich in einem Schreiben an die Mitglieder des Kreisrats „zutiefst betroffen und schockiert über diese Gewalttat“. FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke sagte der dpa: „Ich bin entsetzt über die schrecklic­hen Nachrichte­n.“Seine Gedanken seien jetzt bei dem Kommunalpo­litiker und dessen Familie.

Bundesagra­rminister Cem Özdemir (Grüne) wünschte dem Landwirt und Kreisrat baldige und vollständi­ge Genesung. FDPFraktio­nschef Christian Dürr schrieb bei Twitter: „Der Angriff auf meinen Parteikoll­egen in Hattenhofe­n macht mich sprachlos. Ich bin schockiert über diese Gewalttat – und zugleich erleichter­t, dass sie keinen schlimmere­n Ausgang hatte.“

Die Menschen in dem Ort seien besorgt, schildert der Bürgermeis­ter. Ist der Täter noch im Ort? Was waren die Gründe? Doch die Ermittler sind zurückhalt­end, vieles wisse man nicht, manches könne man aus ermittlung­staktische­n Gründen derzeit nicht sagen. Bürgermeis­ter Reutter sagt: Das wichtigste sei, dass der Landwirt bald wieder gesund wird.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA In seinem eigenen Haus ist ein FDP-Kommunalpo­litiker durch mehrere Schüsse verletzt worden. Die Kriminalpo­lizei ermittelt.

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