Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Alle Generationen profitieren
„Taschengeldbörse“bringt Jugendliche und hilfsbedürftige Menschen zusammen
- „Taschengeldbörse“heißt das jüngste Projekt der Nachbarschaftshilfe in Oberteuringen, das Anfang des Jahres gestartet ist. Dabei geht es darum, Menschen verschiedener Generationen zusammenzubringen und durch die Begegnung das Verständnis füreinander zu stärken. Jugendliche ab zwölf Jahren können sich für einfache Tätigkeiten an Privatleute vermitteln lassen, die einen entsprechenden Bedarf angemeldet haben.
Dabei geht es zum Beispiel um Hilfe beim Smartphone oder am Computer, Gartenarbeiten wie Laub fegen, Rasen mähen, Hecke schneiden, das Auto aussaugen, die Urlaubsbetreuung von Haustieren oder die Unterstützung bei Renovierungsarbeiten. „Es gibt viele weitere Möglichkeiten“, sagt Lara Volk, die das Projekt mit ihrer Kollegin Annika Taube vom Büro für Gemeinwesenarbeit und Caroline Arnz vom Familientreff geplant hat. Einerseits soll so die ältere Generation
durch den Aufbau freundlicher und unterstützender Kontakte in der Gemeinde gestärkt werden, andererseits wird jungen Menschen aus Oberteuringen eine niederschwellige Möglichkeit gegeben, sich auszuprobieren und Verantwortung zu übernehmen. In einem Einführungskurs zu Selbstwahrnehmung und Kommunikation lernen die Jugendlichen in Rollenspielen, wie sie sich in der neuen Situation am besten verhalten, sodass sie sich wohlfühlen und beispielsweise auch lernen, „Nein“zu sagen, wenn sie mit Ansprüchen konfrontiert werden, die über die vereinbarte Hilfe hinausgehen.
Natürlich ist auch das Thema Entlohnung in diesem Zusammenhang wichtig. Nicht von ungefähr heißt das Projekt „Taschengeldbörse“. Welche Bezahlung ist angemessen? Was ist meine Tätigkeit wert? Diese Fragen sind für beide Seiten vorab zu klären. Sechs bis zehn Euro pro Stunde gelten als Richtwert. Worin schon die nächste Frage begründet ist: Wird nach Zeit oder Tätigkeit abgerechnet? All dies ist vorab zu klären. Zwölf Teilnehmer hatte die erste Auflage des zweistündigen Kurses, den die Projektleiterinnen mit einer Pädagogin entwickelt haben. Über den Vorbereitungskurs hinaus haben die Jugendlichen die Möglichkeit, kostenlos an einem Erste-HilfeKurs des DRK teilzunehmen.
In der Oberteuringer Bevölkerung kommt die Aktion gut an. „Wir haben gar nicht mit so vielen Anfragen gerechnet. Schön, dass die Erwachsenen sich so über das Angebot freuen“, sagt Annika Taube. Welche Jugendlichen welche Aufgabe erledigen möchten, entscheiden sie weitgehend selber. „Wir schauen, dass es dem Alter entsprechend ist“, sagt Caroline Arnz.
Jugendliche, die den Einführungskurs durchlaufen haben, benötigen eine Einverständniserklärung der Eltern über die Teilnahme an der „Taschengeldbörse“. Diese bekommen sie im Jugendraum bei Alexandra Krause, im Büro für Gemeinwesenarbeit und im Familientreff, wo sie sie auch wieder abgeben können. Darüber hinaus wird den Eltern empfohlen, beim Erstkontakt mit den Menschen, die um Unterstützung bitten, dabei zu sein und sie kennenzulernen.
Begleitangebote wie Treffen zum Erfahrungsaustausch unter den Jugendlichen sind geplant. Alexandra Krause ist durch ihre Angebote der offenen Jugendarbeit nahe dran an den Jungen und Mädchen. Sie erzählt, dass die Jugendlichen die Aufgabe sehr ernst nehmen. „Für viele ist es das erste Mal, dass sie alleine einen Job annehmen bei Menschen, die sie noch nicht kennen. Ich glaube, das bringt sie menschlich voran. Da steht nicht das Geld im Vordergrund.“
Beratung und bieten Lara Volk – Telefon 07546/ 35298953, E-Mail: lebensraum.oberteuringen@stiftungliebenau.de – und Caroline Arnz – Telefon 07546/29967, E-Mail