Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auch unter Druck demonstrativ gelassen
Der VfB Stuttgart könnte bereits am Wochenende als Bundesliga-Absteiger feststehen und verbreitet dennoch viel Optimismus
- Angst? Von wegen! Auch jetzt, da das große Schreckensszenario so furchteinflößend nahe ist, geben sich die Verantwortlichen des VfB Stuttgart betont gelassen. Dass die Schwaben schon an diesem Wochenende aus der Fußball-Bundesliga absteigen könnten? Undenkbar. „Wir sind ja im Prinzip dauerhaft und saisonübergreifend sportlich in der Alles-oder-nichts-Situation“, verneint Fabian Wohlgemuth eine höhere psychische Belastung angesichts der bedrohlichen Lage am 33. Spieltag. Der Sportdirektor ist felsenfest davon überzeugt, dass dem VfB wie im Vorjahr wieder eine Rettung wird.
Auch Trainer Sebastian Hoeneß verbreitet unverdrossen Zuversicht. „Der Druck war von Tag eins da“, sagt der 41-Jährige und betont vor dem wichtigen Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 am Sonntag (15.30 Uhr/Sky). „Ich bin überzeugter denn je, dass wir es packen.“
Dass seine Mannschaft schon in Rheinhessen zum Siegen verdammt sein könnte, sollten der VfL Bochum (bei Hertha BSC) und der FC Schalke 04 (gegen Frankfurt) ihre Spiele 24 Stunden zuvor gewinnen, mache für ihn kein Unterschied. „Wir befassen uns mit diesem Szenario nicht. Wir befassen uns damit, wie wir Mainz schlagen können“, sagt Hoeneß. „Die Marschroute ist unabhängig davon wie es am Samstag läuft, klar: Wir fahren hin, um zu gewinnen. Wenn wir die drei Punkte holen, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“Und wenn nicht?
Es herrscht viel Konjunktiv im Abstiegskampf. Zwei Spieltage vor Schluss kann nahezu alles passieren. Sieben Teams müssen noch um den Verbleib im Fußball-Oberhaus bangen. Ein möglicher Vorteil für den VfB: Der Großteil der Spieler kennt die Situation bereits aus der Vorsaison, als erst kurz vor Abpfiff des letzten Spieltags die erlösende Rettung gelang. Außerdem beschäftigen sich die Schwaben
schon fast die komplette aktuelle Spielzeit dem mit drohenden Absturz in die Zweitklassigkeit. Dass sich die junge Mannschaft dennoch einen „Schuss Lockerheit“bewahrt habe, stimmt Trainer Hoeneß optimistisch: „Ich spüre aufgrund der Signale, die ich aus der Mannschaft bekomme, eine innere Überzeugung und einen inneren Optimismus, dass wir gewappnet sind für den Endspurt.“
Daran, dass dies für alle Spieler gilt, kamen unter der Woche allerdings erhebliche Zweifel auf. Nachdem Enzo Millot in den sozialen Medien ein Bild veröffentlichte, wie er sich ein neues Tattoo stechen lässt, hagelte es Kritik von den Fans. Der Vorwurf: mangelnde Fokussierung auf den Abstiegskampf. Auch bei seinem Trainer kam die Aktion nicht gut an. „Er muss sich schon darüber im Klaren sein, dass so etwas sowohl nach außen als auch nach innen etwas bewirkt, was sicher nicht in seinem Sinne ist“, sagte der Trainer, stellte aber auch klar, dass Tattoos „völlig legitim“und „Privatsache“, seien. Man müsse „immer wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist“. Zugleich bat er auch um Nachsicht. Millot sei ein „junger Bursche“, der Erfahrungen machen müsse. „Es war jetzt auch keine Fahrt mit Alkohol im Blut.“Folgen wird das Ganze für den 20-Jährigen nicht haben. „Er ist fokussiert und ein sehr wichtiger Faktor für unsere Aufgabe am Wochenende.“
Während ein Einsatz des Franzosen in Mainz also sehr wahrscheinlich ist, plagen Hoeneß Sorgen auf einer anderen Position. Sowohl Stammtorhüter Fabian Bredlow als auch sein Stellvertreter Florian Müller fehlten im Freitagstraining erkältungsbedingt. Er gehe aber davon aus, dass das Duo am Sonntag zur Verfügung steht, sagte Hoeneß: „Ich bin zuversichtlich.“
Das scheint aktuell die Grundeinstellung am Wasen zu sein.
„Ich bin überzeugter denn je, dass wir
es packen.“VfB-Trainer Sebastian Hoeneß