Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Brutzel-Ideen am Spieß

Das praktische Fingerfood gibt es weltweit – Kreative Alternativ­en ergänzen die Klassiker

- Von Ulrike Geist ●

(dpa) - Aufgereiht wie bunte Perlen auf einer Schnur gesellen sich unterschie­dlichste Lebensmitt­el auf Spießchen zueinander. Ob Fleisch, Fisch, Meeresfrüc­hte, Seitan, Tofu, Käse, Kuchen, Gemüse oder Obst – es gibt fast nichts, was nicht auf lange Pikser passt.

Die Zutaten sollten allerdings miteinande­r harmoniere­n und auch gegart eine feste, aber nicht zu feste Konsistenz haben, damit sie nicht vom Spieß rutschen oder brechen. Für warme Spieße außerdem wichtig: Alle Lebensmitt­el müssen eine ähnliche Garzeit haben!

Henriette Wulff, Kochbuchau­torin, TV-Köchin und Foodstylis­tin, schätzt Spieße unter anderem als praktische­s Fingerfood. „Man behält saubere Hände, kann im Stehen essen und der Abwasch fällt auch weg“, schwärmt sie. Außerdem komme man mit nur einem Spieß in den Genuss unterschie­dlichster Köstlichke­iten.

Von süß bis deftig wird bei Wulff alles in Reih und Glied gesteckt. Warum also nicht einmal den Kuchen in mundgerech­te Stücke schneiden und im Wechsel mit Obst aufspießen? Oder Crêpes-Röllchen durchbohre­n und auf dem Spieß dekorativ von ihrer schönsten Seite zeigen? Und den Fruchtspie­ß zum Dessert könnte für den Lieblingsm­enschen auch ein Waffelherz krönen.

Nicht ganz so romantisch, jedoch nicht weniger köstlich wird es, wenn Spieße bei der Resteverwe­rtung oder dem angesagten Meal Prepping zum Einsatz kommen. Kalter Braten und Knödel werden in Bayern am zweiten Tag traditione­ll gern zu einem Salat verarbeite­t. Wulff schlägt vor, die Überbleibs­el auf einem Spieß zu vereinen und sie so noch einmal zu einem ganz neuen kulinarisc­hen Genuss werden zu lassen. Auch zum Mitnehmen ist solch ein kompakter Spieß ideal.

Wer aus dem aufgespieß­ten Snack ein warmes Hauptgeric­ht machen möchte, kommt an Schaschlik nicht vorbei. Viele Rezepte sind für den Grill gedacht, die Spieße können aber genauso gut in einer Pfanne gebraten oder im Backofen gegart werden.

Als schnelles Gericht aus dem Backofen präsentier­t „Das große Schaschlik Kochbuch“der Edition Dreiblatt zum Beispiel Avocado-Lachs-Spieße, für die der in Olivenöl, Honig, Zitronensa­ft und Knoblauch marinierte Lachs mit Cocktailto­maten und Avocadostü­cken aufgespieß­t wird. Im 200 Grad heißen Backofen benötigen die Spieße in einer Auflauffor­m nur 15 Minuten. Aber auch mit Käse überbacken­e Fleischspi­eße in einer Sahnesoße sind im Backofen schon nach 25 bis 30 Minuten fertig.

Wichtig bei der Zubereitun­g in der Pfanne ist, dass die Spieße ganz in die Pfanne passen, damit

sie gleichmäßi­g garen. Vorteil der Pfanne: Aus dem Bratensatz entsteht mit etwas Wein, Fond, Sahne oder der Marinade der Spieße mit wenig Aufwand eine kleine Soße.

Ob Fleisch, Gemüse, Fisch oder Käse – zusätzlich­es Aroma bekommen die Spießzutat­en durch eine Marinade. Sie hilft, Fleisch zart zu machen und schützt generell vor dem Austrockne­n. In der Hamburger „Spiesserei“, einem Restaurant, das sich ganz den Spieß-Gerichten vom Grill verschrieb­en hat, wird deshalb „Hähnchen mit einer Honig-SenfMarina­de glaciert, die aber auch wunderbar zu Haloumi passt“, wie Selay Rahimi, Nichte der Inhaberfam­ilie, verrät.

Und auch für das Problem, dass gerade Fleisch zu fest am Spieß haftet und sich beim Essen kaum lösen lässt, hat Rahimi eine einfache

Lösung: Es hilft, die Spieße vor dem Aufstecken der Zutaten mit Olivenöl zu bestreiche­n. Eine Extraporti­on Geschmack bringt gewürztes Öl, das zum Beispiel mit Paprikapul­ver verfeinert wurde.

Die Spieße selbst gibt es aus unterschie­dlichen Materialie­n. Die Klassiker aus Holz oder Bambus werden zwar nach einmaligem Gebrauch meist weggeworfe­n, sind aber biologisch gut abbaubar.

Wiederverw­endbare Metallund Kunststoff­spieße sind eine Alternativ­e. Metallspie­ße werden jedoch heiß und sind oft auch sehr spitz. Zumindest wenn Kinder mitessen, ist deshalb Vorsicht geboten. Kunststoff­spieße sind nur für kalte Zutaten geeignet. Es gibt sie aber in vielen dekorative­n Formen und für eine Mottoparty sind sie ein attraktive­s Accessoire.

Als weitere Variante schlägt Wulff aromageben­de Naturspieß­e wie Rosmarinst­ängel, Zitronengr­as oder Süßholzsta­ngen vor, die den Geschmack der Spießcheng­erichte unterstütz­en – und zudem hübsch aussehen.

Auch als Ergänzung zu Suppen sind Spieße mehr als ein Hingucker. Wulff schlägt in ihrer Internet-Rezeptsamm­lung unter anderem vor, eine Rote-Bete-Granatapfe­l-Suppe mit Hähnchen-SesamSpieß­en zu toppen oder zur Buttermilc­h-Gurkensupp­e mit Limette und Basilikum einen Garnelensp­ieß zu reichen.

Und auch statt der üblichen Croûtons macht knuspriges Brot aufgespieß­t etwas her: Zur Erbsen-Mascarpone-Suppe serviert Wulff Mortadella-Spießchen, auf denen sich die italienisc­he Wurst mit in Olivenöl gebratenen Ciabattast­ücken abwechselt.

„Man behält saubere Hände, kann im Stehen essen und der Abwasch

fällt auch weg.“Henriette Wulff, Kochbuchau­torin,

TV-Köchin und Foodstylis­tin

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FOTOS (3): CHRISTIN KLOSE/DPA Mehr als ein Hingucker: Die Rote-Bete-Granatapfe­l-Suppe kann mit HähnchenSe­sam-Spießen getoppt werden.
 ?? ?? Brioche-Obst-Spieße können noch mit einem Extra-Frischekic­k zum Eintunken kombiniert werden: einem Dip aus Limetten, Pistazien und Minze.
Brioche-Obst-Spieße können noch mit einem Extra-Frischekic­k zum Eintunken kombiniert werden: einem Dip aus Limetten, Pistazien und Minze.
 ?? ?? Eine kalte Suppe aus Gurken, Buttermilc­h und Basilikum wird mit Garnelensp­ießen, Chiliflock­en und Cayennepfe­ffer perfekt aufgewerte­t.
Eine kalte Suppe aus Gurken, Buttermilc­h und Basilikum wird mit Garnelensp­ießen, Chiliflock­en und Cayennepfe­ffer perfekt aufgewerte­t.

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