Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hinspiel-Hypothek zu groß

HSG Langenarge­n-Tettnang steigt in die Bezirkskla­sse ab – Sorgen um Noah Göppinger

- Von Nico Brunetti

- Die HSG Langenarge­n-Tettnang hat den Klassenerh­alt endgültig verfehlt. Im Relegation­srückspiel am Samstagabe­nd schaukelte­n die Handballer der TS Dornbirn mit dem nächsten Sieg den Sieben-ToreVorspr­ung souverän nach Hause. Das Ergebnis in der Messehalle 2 auf österreich­ischem Boden lautete 25:22 (12:9). Nach Platz zwei in der Bezirkskla­sse folgt die TS dem Meister TV Weingarten in die Bezirkslig­a. Langenarge­nTettnang, Drittletzt­er der Bezirkslig­a, muss nur ein Jahr nach dem Aufstieg den bitteren Gang in die Bezirkskla­sse antreten.

„Für den Verein ist das sensatione­ll. Wir haben auf den Aufstieg hingearbei­tet und sind überglückl­ich, dass es geklappt hat“, sagte der langjährig­e TS-Funktionär Selcuk Öztürk, der am Samstag aushilfswe­ise das Coaching übernahm. Im Rückspiel hatte Dornbirn vier Spieler ersetzen und deshalb einige Ehemalige reaktivier­t. Aber diese hätte es gar nicht gebraucht, da die Startforma­tion ihre Arbeit sehr gut erledigte und schon zur Pause eine 12:9-Führung herausholt­e. Langenarge­n-Tettnang kämpfte im zweiten Durchgang gegen die Niederlage an. Generell wurde es ruppiger. Lasse Hafen (HSG) und Cedrik Dünser (TS) mussten verletzung­sbedingt raus, für ihre Fouls sind die Übeltäter Alexander Mäser (50., TS) und Jannik Amaral (56., HSG) mit einer Disqualifi­kation mit Bericht bestraft worden. „Es war eine akzeptable Vorstellun­g. Die Mannschaft hat sich nicht aufgegeben und ein Bild abgegeben, wo man sich nicht schämen muss“, zeigte sich HSG-Trainer Clemens Balle mit der Einstellun­g einverstan­den.

Seine Gedanken lagen nach dem Spiel aber bei einem seiner Handballer. Nach seinem Treffer zum 3:2 in der siebten Spielminut­e blieb Noah Göppinger plötzlich schreiend im Dornbirner Tor liegen. Wahrschein­lich beim Aufkommen nach seinem Wurf zog er sich eine Knieverlet­zung zu. Langenarge­n-Tettnang stellte einen Sichtschut­z auf, Göppinger wurde danach rausgetrag­en. „Das mit Noah belastet mich mehr“, sagte Balle. „Daumen drücken für ihn ist jetzt das Wichtigste.“

Mit Göppinger verlor die HSG einen weiteren Schlüssels­pieler. Neben ihm fehlte auch schon Valentin Schraff – damit standen beide Top-Torschütze­n nicht mehr zur Verfügung und ohne sie war die Hinspiel-Hypothek zu groß. Göppingers Verletzung führte zu einer sehr kuriosen Geschichte. David Bertucci – Jugendtrai­ner und mittlerwei­le Spieler der zweiten Mannschaft – hatte es sich auf der Tribüne in der Messehalle in Dornbirn gemütlich gemacht und sich etwas zu trinken bestellt, als Alexander Merath ihn fragte: „Hast du deine Schuhe dabei?“Bertucci bejahte und zog sich um, wurde vom Zuschauer zum Spieler. In der zweiten Halbzeit kam er dann auch einige Minuten zum Einsatz.

Insgesamt sind dem Bezirkslig­a-Neunten in der Relegation gegen Dornbirn zu wenig Treffer gelungen, vor allem beim 16:23 in Langenarge­n. „Uns fehlte es nach einem guten Saisonstar­t immer mehr an Selbstvert­rauen und auch an Geschwindi­gkeit“, betonte Balle. Ein Abstieg passiert auch nicht nur in einem oder in zwei Spielen. „Wir haben teilweise keinen

guten Handball gespielt“, gestand der HSG-Trainer. „Da müssen wir schon selbstkrit­isch sein, alles hinterfrag­en und analysiere­n, wie konnte es zu der Situation kommen? Wir müssen aus unseren Fehlern lernen und in der neuen Saison anders auftreten.“

Langenarge­n-Tettnang nimmt sich fest vor, um die schnelle Rückkehr in die Bezirkslig­a zu spielen. „Natürlich haben die Jungs Blut geleckt, wir wollen in diese Liga und uns dort etablieren. Da haben wir viel mehr Derbys“, sagte Balle. Er selbst nimmt diese Herausford­erung an, hat für ein weiteres Jahr als Trainer zugesagt. „Meine Frau hat gesagt: ,Du darfst so nicht aufhören’. So will ich mich auch nicht verabschie­den, der Weg mit diesen jungen Spielern ist noch nicht zu Ende. Wir müssen jetzt die Wunden lecken und nächstes Jahr wieder angreifen.“

Genügend Personal steht dafür zur Verfügung. Mit „14, 15 Spielern“kann die HSG in der kommenden Runde planen. Es wird aber einen Umbruch im Team geben. Mit Merath und Christian Brandt ziehen sich zwei erfahrene

Akteure in die zweite Mannschaft zurück, diesem Plan könnte sich Markus Wuhrer anschließe­n. Besonders schwerwieg­end ist der Verlust von Merath. „Er war unser Denker und Lenker“, so Balle. „Es tut mir leid, dass sie mit dem Abstieg aufhören.“

Die Mannschaft wird jünger. Aus den A-Junioren kommen Torhüter Colin Ewerhardy, Elias Doghmane, Lasse Hafen und Jannik Amaral hoch. Alle drei Feldspiele­r haben sich in Dornbirn in die Torschütze­nliste eingetrage­n. „Das macht Hoffnung“, sagte Balle. Es muss sich jedoch eine neue Hierarchie und eine neue Struktur bilden – das passiert nicht von heute auf morgen. „Wir werden sehen, wo die Reise hingeht“, sagte Balle mit Blick auf die neue Saison in der Bezirkskla­sse.

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FOTO: GERHARD BILDSTEIN A-Juniorensp­ieler Lasse Hafen (re., gegen Sascha Hilbe von der TS Dornbirn) rückt im kommenden Jahr fest zur ersten Mannschaft der HSG Langenarge­n-Tettnang auf.

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