Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Hinspiel-Hypothek zu groß
HSG Langenargen-Tettnang steigt in die Bezirksklasse ab – Sorgen um Noah Göppinger
- Die HSG Langenargen-Tettnang hat den Klassenerhalt endgültig verfehlt. Im Relegationsrückspiel am Samstagabend schaukelten die Handballer der TS Dornbirn mit dem nächsten Sieg den Sieben-ToreVorsprung souverän nach Hause. Das Ergebnis in der Messehalle 2 auf österreichischem Boden lautete 25:22 (12:9). Nach Platz zwei in der Bezirksklasse folgt die TS dem Meister TV Weingarten in die Bezirksliga. LangenargenTettnang, Drittletzter der Bezirksliga, muss nur ein Jahr nach dem Aufstieg den bitteren Gang in die Bezirksklasse antreten.
„Für den Verein ist das sensationell. Wir haben auf den Aufstieg hingearbeitet und sind überglücklich, dass es geklappt hat“, sagte der langjährige TS-Funktionär Selcuk Öztürk, der am Samstag aushilfsweise das Coaching übernahm. Im Rückspiel hatte Dornbirn vier Spieler ersetzen und deshalb einige Ehemalige reaktiviert. Aber diese hätte es gar nicht gebraucht, da die Startformation ihre Arbeit sehr gut erledigte und schon zur Pause eine 12:9-Führung herausholte. Langenargen-Tettnang kämpfte im zweiten Durchgang gegen die Niederlage an. Generell wurde es ruppiger. Lasse Hafen (HSG) und Cedrik Dünser (TS) mussten verletzungsbedingt raus, für ihre Fouls sind die Übeltäter Alexander Mäser (50., TS) und Jannik Amaral (56., HSG) mit einer Disqualifikation mit Bericht bestraft worden. „Es war eine akzeptable Vorstellung. Die Mannschaft hat sich nicht aufgegeben und ein Bild abgegeben, wo man sich nicht schämen muss“, zeigte sich HSG-Trainer Clemens Balle mit der Einstellung einverstanden.
Seine Gedanken lagen nach dem Spiel aber bei einem seiner Handballer. Nach seinem Treffer zum 3:2 in der siebten Spielminute blieb Noah Göppinger plötzlich schreiend im Dornbirner Tor liegen. Wahrscheinlich beim Aufkommen nach seinem Wurf zog er sich eine Knieverletzung zu. Langenargen-Tettnang stellte einen Sichtschutz auf, Göppinger wurde danach rausgetragen. „Das mit Noah belastet mich mehr“, sagte Balle. „Daumen drücken für ihn ist jetzt das Wichtigste.“
Mit Göppinger verlor die HSG einen weiteren Schlüsselspieler. Neben ihm fehlte auch schon Valentin Schraff – damit standen beide Top-Torschützen nicht mehr zur Verfügung und ohne sie war die Hinspiel-Hypothek zu groß. Göppingers Verletzung führte zu einer sehr kuriosen Geschichte. David Bertucci – Jugendtrainer und mittlerweile Spieler der zweiten Mannschaft – hatte es sich auf der Tribüne in der Messehalle in Dornbirn gemütlich gemacht und sich etwas zu trinken bestellt, als Alexander Merath ihn fragte: „Hast du deine Schuhe dabei?“Bertucci bejahte und zog sich um, wurde vom Zuschauer zum Spieler. In der zweiten Halbzeit kam er dann auch einige Minuten zum Einsatz.
Insgesamt sind dem Bezirksliga-Neunten in der Relegation gegen Dornbirn zu wenig Treffer gelungen, vor allem beim 16:23 in Langenargen. „Uns fehlte es nach einem guten Saisonstart immer mehr an Selbstvertrauen und auch an Geschwindigkeit“, betonte Balle. Ein Abstieg passiert auch nicht nur in einem oder in zwei Spielen. „Wir haben teilweise keinen
guten Handball gespielt“, gestand der HSG-Trainer. „Da müssen wir schon selbstkritisch sein, alles hinterfragen und analysieren, wie konnte es zu der Situation kommen? Wir müssen aus unseren Fehlern lernen und in der neuen Saison anders auftreten.“
Langenargen-Tettnang nimmt sich fest vor, um die schnelle Rückkehr in die Bezirksliga zu spielen. „Natürlich haben die Jungs Blut geleckt, wir wollen in diese Liga und uns dort etablieren. Da haben wir viel mehr Derbys“, sagte Balle. Er selbst nimmt diese Herausforderung an, hat für ein weiteres Jahr als Trainer zugesagt. „Meine Frau hat gesagt: ,Du darfst so nicht aufhören’. So will ich mich auch nicht verabschieden, der Weg mit diesen jungen Spielern ist noch nicht zu Ende. Wir müssen jetzt die Wunden lecken und nächstes Jahr wieder angreifen.“
Genügend Personal steht dafür zur Verfügung. Mit „14, 15 Spielern“kann die HSG in der kommenden Runde planen. Es wird aber einen Umbruch im Team geben. Mit Merath und Christian Brandt ziehen sich zwei erfahrene
Akteure in die zweite Mannschaft zurück, diesem Plan könnte sich Markus Wuhrer anschließen. Besonders schwerwiegend ist der Verlust von Merath. „Er war unser Denker und Lenker“, so Balle. „Es tut mir leid, dass sie mit dem Abstieg aufhören.“
Die Mannschaft wird jünger. Aus den A-Junioren kommen Torhüter Colin Ewerhardy, Elias Doghmane, Lasse Hafen und Jannik Amaral hoch. Alle drei Feldspieler haben sich in Dornbirn in die Torschützenliste eingetragen. „Das macht Hoffnung“, sagte Balle. Es muss sich jedoch eine neue Hierarchie und eine neue Struktur bilden – das passiert nicht von heute auf morgen. „Wir werden sehen, wo die Reise hingeht“, sagte Balle mit Blick auf die neue Saison in der Bezirksklasse.